Kribibi-Jahrestagung in Kapfenberg
Bücherleihorte sind sowas von gestern
Bibliotheken sollen offene Bildungsräume werden: eine Forderung der Kribibi-Jahrestagung in Kapfenberg.
Die Bücherei als vergessener Ort. Dieses Klischee soll der Vergangenheit angehören. Darum kümmert sich der österreichische Verein der kritischen Bibliothekare (Kribibi), der am vergangenen Wochenende seine Jahrestagung in Kapfenberg abhielt.
Organisiert wurde diese Tagung von Sabine Aigner und Helmut Schlatzer von Theater-Baum-Schere, unterstützt von Peter Vogl mit seiner "Politik-Traffik".
Freier Zugang zur Bildung
Die beiden Theatermacher wollen sich auch künftig verstärkt in die Kribibi-Vereinsarbeit einbringen. "Bücher zu verleihen ist für eine Bibliothek zu wenig. Bibliotheken müssen offene Begegnungsräume werden, in denen niederschwellig und barrierefrei der Zugang zu Bildung, Information und Kommunikation möglich sein muss", gab Sabine Aigner das Ziel der Jahrestagung vor.
"Seit 1983 kämpfen wir um ein einheitliches Bibliotheksgesetz, das uns die Finanzierung der bestehenden Bibliotheken sicherstellt. Immer noch sind 80 Prozent aller Bibliothekare in Österreich ehrenamtlich tätig, oft mit einem Stundensatz von 30 Cent abgespeist. Hier braucht es auch ein deutliches Bekenntnis der Politik", erklärte Kribibi-Obfrau Ulrike Reschitzegger.
Guten Tag, lieber Feind
Chancengleichheit beim Zugang zu Information und Bildung war auch Schwerpunktthema in Kapfenberg. Alle Tagungspunkte waren öffentlich zugänglich und Freitagabend wurde im Veranstaltungsraum des Internationalen Vereins Kapfenberg die Ausstellung "Guten Tag, lieber Feind" – Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit – eröffnet. Die Ausstellung ist bis 24. Juni geöffnet.
Gewohnt pointiert brachte Peter Vogl die Veranstaltung auf den Punkt: "Es braucht einen Gegenpol zur immer dümmer werdenden Politik. Die Bibliothekare sind auf einem guten Weg solch ein Pol zu werden."
Kommentar:
Hohe Hürden der Niederschwelligkeit
Möglichst transparent wollte sich die Jahrestagung der kritischen Bibliothekare in Kapfenberg geben. Für die Bevölkerung und für die Politik offene Tagungstüren. Diskussionsrunden, bei denen sich jeder zu Wort melden konnte. Nur, es traute sich kaum jemand über die Schwelle. Trotz Niederschwelligkeit war die Hürde zu hoch. Gesellschaftskritik, gepaart mit der Aussicht, ein Multiplikator und Gradmesser für die Funktionstüchtigkeit von Demokratie zu werden, sich eigene Meinungen bilden zu dürfen und diese auch offen nach außen tragen, damit vielleicht sogar selbst Meinungsbildner zu werden – das ließ die Türschwelle zur Tagung im Mehrzwecksaal meterhoch anwachsen.
Schimpfen tun wir gerne, ist schließlich der Lieblingssport der Österreicher. Die Gesellschaft von der Basis aus zu verändern, das ist doch zu viel an Demokratiearbeit. Da lässt man sich lieber Ibiza-like berieseln, um kräftig auf die da oben zu schimpfen. Das macht wenigstens Spaß, das andere wäre ja Kopfarbeit, Engagement und Zivilcourage. Pfui Teufel!
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