Eine Novität für Österreich
Das bunte Treiben der kleinen Sardine
Wie man auf die Idee kommt, in Bruck an der Mur ein einzigartiges Fachgeschäft für Sardinen zu eröffnen, das erzählt der "gelernte" Unternehmer und "bekennende" Mürztaler Christian Pirker.
BRUCK/MUR. 214 Jahre hat es gedauert, bis die Ölsardine den Weg vom Mittelmeer bis Bruck an der Mur gefunden hat. 1810 wurde die erste Konservendose für Ölsardinen in Frankreich erfunden, im Jahr 2024 gibt es sie im "Sardineum" in der Brucker Rosegger Straße in bester Qualität zu kaufen.
Im Jänner hat der Mürztaler Christian Pirker sein "Sardineum" eröffnet und somit das erste Fachgeschäft für Sardinien in Österreich geschaffen. Im ehemaligen Sportgeschäft Kohlwein hat sich der stets unternehmerisch aktive Christian Pirker ein Refugium erschlossen, in dem sich fast alles ausschließlich um die Ölsardine dreht.

- Was zum Beispiel ist eine "Jahrgangssardine"? Christian Pirker führt auch gerne unwissende Redakteure in die Welt der Sardinen ein.
- Foto: Bigwall Productions/Karina Sikora
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Die Auswahl ist enorm: 340 verschiedene Formen von Ölsardinen. "Alle Top-Marken von Frankreich, Portugal, Spanien, Griechenland, Kroatien bis zu den Philippinen", verrät Christian Pirker. Die billigste Sardinendose gibt es bereits ab 1,90 Euro. "Die Sardine ist kein Luxusgut und ich bin kein Luxusgeschäft. Die Sardine ist ein Schwarmfisch, kein Zuchtfisch. Und sie ist gesund, das machen die Omega-3-Fettsäuren", so Christian Pirker, der sich in den vergangenen eineinhalb Jahren zum Sardinen-Experten entwickelt hat.
Einkauf direkt in Fabriken
An sich ist die Produktion von Ölsardinen keine Hexerei: Sardinen in Öl eingelegt, ein Hauch Salz, luftdicht und dunkel abgepackt in einer Blechdose. "Ich bestelle meine Ware direkt bei den Fabriken, einen zwischengeschalteten Großhandel gibt es nicht. Ich kommuniziere digital mit ,Händen und Füßen', um als kleiner, unbekannter Händler in Österreich zu bester Ware zu kommen", so Christian Pirker, der für sich beansprucht: "Ich will jede gute Marke bei mir im Geschäft haben."

- Bgm. Andrea Winkelmeier (Bildmitte) brachte ein Eröffnungsgeschenk für Karin und Christian Pirker mit.
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Bunt ist auch gut
Sieht man sich im "Sardineum" um, so bleibt man mit dem Auge stets an den bunten und sehr kreativ gestalteten Konservendosen hängen. Allein diese Kunstwerke bieten schon den ersten, großen Kaufanreiz, bevor man sich überhaupt mit dem Inhalt zu beschäftigen begonnen hat. Diese besondere Form des ,Artworks‘ gehört seit jeher zu den Sardinen und ja – tatsächlich lassen sich viele durch die bunte Aufmachung inspirieren. "Ist aber kein Fehler: denn nur gute Firmen leisten sich auch eine gute und kunstvolle Verpackung", so Christian Pirker.
Wie nur kommt man auf Sardinen?
Und wie zum Teufel(sfisch) kommt man dazu, in Bruck ein Fachgeschäft für Sardinen aufzumachen? "Ich bin gelernter Kaufmann und auch Unternehmensberater. Ich war in den verschiedensten Bereichen tätig, in der Kulturarbeit, im graphischen Bereich, sechs Jahre war ich Gastronom und jetzt wollte ich wieder etwas völlig Anderes machen. Ich will einen eigenen Laden haben, das war die Uridee." Zuerst dachte er an den Verkauf von Interieur oder auch Körperpflegeprodukte. "Aber in den vergangenen Jahren habe ich immer mehr mit Sardinen zu beschäftigen begonnen, habe viel darüber gelesen und in den letzten eineinhalb Jahren hat sich die Idee eines Sardinengeschäfts manifestiert."

- Die Neugierde ist groß. Christian Pirker: "Das habe ich wohl einkalkuliert. Momentan hält der Andrang und somit auch die Neugierde an."
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Christian Pirker ist sich bewusst, dass es an sich ein Großstadtkonzept ist – passend für Triest, Wien oder Graz. "Ich will nicht weg aus dem Mürztal und in Wien mein Glück versuchen. Ich glaube an den Standort und an die Region und die ersten zwei Wochen geben mir recht: die Region und die Leute hier haben tatsächlich aufs Sardineum gewartet." Der Unternehmergeist in Christian Pirker, der sechs Jahre das Cafe "Qualtinger" im Kulturzentrum Kapfenberg geführt hat, ist immer noch hellwach: "Sollte sich aber jemand finden, der für mich In der Shopping-City-Süd Sardinen verkaufen will, so kann er sich jederzeit bei mir melden."
Verkostung und Online-Shop
Im ersten Schritt hat er den Verkaufsladen eröffnet. Von Mittwoch bis Samstag hat das Sardineum geöffnet. "Montag und Dienstag brauche ich für Einkauf, Lager und Buchhaltung." Ab Februar soll es einen langen Donnerstag geben – geöffnet bis 21 Uhr. Das bietet auch Raum und Zeit für kleine Veranstaltungen – Produktpräsentationen, Vorträge und dergleichen.
Ebenfalls ab Februar soll es als zweiten Schritt eine Verkostungsmöglichkeit im "Sardineum" geben. "Kein Gastbetrieb, aber immerhin die Möglichkeit, Produkte zu verkosten." Im Sardineum dreht sich zwar fast alles ausschließlich rund um die Sardine, aber es gibt auch hochqualitative "Begleiterscheinungen", wie Portweine, Liköre und Spirituosen sowie Lebensmittel, die sich besonders gut mit Sardinen vertragen.
Der dritte Schritt ist ein Online-Shop, "der den Betrieb auch tragen soll", wie es Christian Pirker plant. Damit soll die gesamte Produktpalette des "Sardineums" in ganz Österreich erhältlich sein. Pirker sieht das ganze Projekt als "One-Man-Show". Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Karin.

- Ein Fachgeschäft zum Stöbern und Staunen: auch die bunte Verpackung der Sardinendosen ist ein wichtiger Kaufanreiz.
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Und wie jausnet man eine Ölsardine stilecht? "Die Sardine auf einen Teller geben, mit schwarzen Oliven garnieren, dazu ein frisches Baguette von unseren heimischen Bäckern und fertig ist die Jause. Und fürs Auge lohnt es sich, die bunte Sardinendose neben den Tellern zu platzieren", verrät Christian "die Ölsardine" Pirker.
Das kann die Ölsardine
Die Sardine ist ein kleiner heringsähnlicher Fisch und vor allem in Ländern rund um das Mittelmeer beliebt. Sie wird hauptsächlich als Ganzes gegessen oder in Dosen konserviert und mit Erdäpfeln, einem Salat oder einfach auf so auf Brot serviert.
Auch heute noch gibt es den beliebten Fisch in den Mittelmeerländern häufig und auch hauptsächlich in Dosen. Und diese Dosen sind nicht nur wegen des Inhalts beliebt, sondern auch wegen der Verpackung mit leuchtenden Farben und historischen Abbildungen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es auch durch die vielen Kriege wichtig, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Ein französischer Konditor hat nach vielen Experimenten die Konservierung von Lebensmitteln in luftdichten Glasflaschen erfunden und sie dadurch viel länger haltbar gemacht. Davon inspiriert, erfand Pierre Durand 1810 die erste Konservendose, welche die Haltbarkeit von Sardinen auf einen Schlag um 20 Jahre verlängerte. Die Geschichte wird man 2024 neu schreiben müssen – als das "Sardineum" in Bruck Einzug gehalten hat.
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