90 Jahre Februarkämpfe
Die Lehren aus dem Februar 1934

Der Brucker Historiker Werner Anzenberger hat zu den Geschehnissen 1934 einige Publikationen verfasst. | Foto: Ekatarina Paller
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  • Der Brucker Historiker Werner Anzenberger hat zu den Geschehnissen 1934 einige Publikationen verfasst.
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Eine Vielzahl an Veranstaltungen widmet sich den Februarkämpfen 1934. Eine Aufarbeitung, die auch einem 100-Jahr-Gedenken gerecht werden würde. Aber in zehn Jahren könnte es schon zu spät sein – deshalb ist Erinnerungskultur so wichtig.

BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Heuer jähren sich die Februarkämpfe 1934 zum 90. Mal. Besonders Bruck war damals heftig umkämpft. Die Konkurrenten hatten sich seit langem gerüstet - auf der einen Seite der Republikanische Schutzbund der Sozialdemokraten, auf der anderen die bürgerlichen Heimwehren. Ein Ziel der Heimwehren war es, die Machtübernahme der Sozialdemokraten zu verhindern.

Am 12. Februar 1934 eskalierte die Gewalt. In Bruck führte der sozialdemokratische Landesparteisekretär Koloman Wallisch den Republikanischen Schutzbund in den Kampf, gekämpft wurde aber auch in Kapfenberg, Judenburg und Leoben. 18 Menschen starben hier im Februar 1934 im Kugelhagel der Landsleute.

Koloman Wallisch war eine zentrale Figur des österreichischen Bürgerkrieges. | Foto: AktionFreieKunst
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Galionsführer des Arbeiteraufstandes in der Steiermark war Koloman Wallisch. Er wurde vom Dollfuß-Regime hingerichtet, weil er gemeinsam mit anderen mutigen Menschen Widerstand gegen Diktatur, Willkür und den Entzug von Freiheit und Demokratie geleistet hat. Er war Landesparteisekretär und Nationalratsabgeordneter der steirischen Sozialdemokraten und wohnte in Graz. Als er vom militärischen Kampf seiner Brucker Gesinnungsgenossinnen und -genossen hörte, wollte er ihnen beistehen. Für das Dollfuß-Regime war Wallisch jedoch eine Symbolfigur, die zum Tode verurteilt werden musste. Und so wurde Wallisch am 19. Februar 1934 im Hof des Leobener Landesgericht in der Dominikanergasse gehängt.

Erinnerungskultur ist unerlässlich

Der Brucker Historiker Werner Anzenberger hat sich intensiv mit den Februarkämpfen 1934 und der Person Koloman Wallisch beschäftigt. Er ist auch in die Umsetzung der Veranstaltungsreihe "Zukunft braucht Erinnerung" eingebunden und tritt als Referent in Erscheinung.

Februar 1934 in Bruck: Straßenbarrikade in der Rosegger Straße | Foto: Archiv/ Zukunft braucht Erinnerung
  • Februar 1934 in Bruck: Straßenbarrikade in der Rosegger Straße
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Am Herzen liegt ihm nicht nur die historische Aufarbeitung der Geschehnisse im Februar 1934, sondern auch die Lehren, die die heutige Gesellschaft daraus ziehen muss. "Die österreichische Diktatur, die das Dollfuß-Regime aufgezogen hat, eignet sich sogar besser noch als das Nazi-Regime als Anschauungsbeispiel, wie die Gesellschaft in ein illiberales System abdriften kann – ich vermeide den Begriff ,illiberale Demokratie', weil sich diese beiden Begriffe gegenseitig ausschließen", erklärt Werner Anzenberger.

Primär war für Werner Anzenberger auch in den 1920er und 1930er-Jahren der Kampf eines liberalen Systems gegen ein illiberales System für den Bürgerkrieg verantwortlich. "Demokratie und Rechtsstaat wurden ausgehebelt. Diese Gefahr ist 90 Jahre danach wieder sehr groß. In ganz Europa drängen Populisten an die Macht, die demokratische Systeme aushebeln wollen und sie durch freiheitseinschränkende Strukturen ersetzen wollen. Die Ähnlichkeit mit der Entwicklung vor 90 Jahren ist frappant."

Werner Anzenberger bricht eine Lanze für die Demokratie: "Die Demokratie hat sich gegenüber allen Alternativen, welche die Menschheitsgeschichte als Herrschaftssysteme hervorgebracht hat, als überlegen erwiesen. Eine starke Demokratie ist die richtige Antwort auf faschistisches oder faschistoides Gedankengut."

Weitere Beiträge zu diesem Thema:

1934: Zukunft braucht Erinnerung
Wenn sich Geschichte zu wiederholen beginnt
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