Unser Boden, unsere Erde
Die Naturschutzgebiete im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Es war ein langer Kampf, bis der Grüne See in Tragöß endlich unter Naturschutz gestellt werden konnte. | Foto: Claudia Bögner
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  • Es war ein langer Kampf, bis der Grüne See in Tragöß endlich unter Naturschutz gestellt werden konnte.
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Von der Linde bis zum Naturpark: Würde man die Hektar addieren, so käme eine beträchtliche Fläche an Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie Naturdenkmäler zusammen, die sich über den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag erstreckt.

BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Erste Naturschutzmaßnahmen, die beispielsweise dem Erhalt besonders schöner Pflanzen dienen sollten, existieren in Österreich bereits seit dem 18. Jahrhundert. Schutzgebiete, die ihre Schutzgüter nach modernen Standards schützen, werden seit dem Jahr 1950 ausgewiesen. In den folgenden Jahrzehnten nahmen deren Anzahl und Flächen kontinuierlich zu. So wie der Naturpark Mürzer Oberland, der heuer seinen 20. Geburtstag feiert.

In Österreich fällt der Naturschutz in den Kompetenzbereich der Bundesländer. Jedes Bundesland betreut eigenverantwortlich das Management, die Überwachung der geschützten Lebensräume sowie die Umsetzung von Schutzprogrammen der Arten- und Biotopsicherung. Durch das steirische Naturschutzgesetz sind beispielsweise Natur und Landschaft generell unter Schutz gestellt. Besondere Schutzmaßnahmen gelten für ausgewiesene Schutzgebiete.

Sicherung der Artenvielfalt

Gebietsschutz ist eines der zentralen Werkzeuge in der Naturschutzarbeit. Dabei werden Landschaftsteile gemäß den Naturschutzgesetzen der Bundesländer zu Schutzgebieten erklärt. Eine besondere Stellung nehmen Europaschutzgebiete ein, da ihre Unterschutzstellung durch europarechtliche Richtlinien vorgegeben wird.

Allein im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag gibt es unzählige Schutzgebiete und Naturdenkmäler, die ebenso unter Naturschutz stehen. Im folgenden ein kurzer Streifzug durch die heimischen Schutzgebiete – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Moore und Feuchtgebiete:

Darunter versteht man Moore von mindestens regionaler Bedeutung wie beispielsweise das
Feuchtbiotop zwischen Pichl- Großdorf und Tragöß-Oberort und das
Schwarzriegelmoos zwischen Pretul und Stuhleck in den Fischbacher Alpen

Alpine Landschaften, Berg-, See- oder Flusslandschaften

Diese Schutzgebiete sind sehr allgemein gefasst und zeichnen sich auch durch ihre Größe aus. Diese Beispiele finden sich im Bezirk:
• Wildalpener Salzatal, das sich über eine Fläche von 51.000 Hektar über das Gemeindegebiet von Mariazell, Turnau, Thörl und Aflenz erstreckt. Das Wildalpener Salzatal ist eines der größten Naturschutzgebiete. Es umfasst den natürlichen Wildwasserfluss Salza auf etwa 50 km Länge. Das Gebiet ist durch zahlreiche Quellen, Hochmoore und den Waldreichtum geprägt. Die Verbote in diesem Gebiet betreffen u.a. die Errichtung von Bauwerken, Drahtleitungen sowie die Durchführung von Bodenveränderungen. Weiterhin zulässig ist die land- und forstwirtschaftliche sowie die jagdliche Nutzung.
Wegen des weitgehend ursprünglich verbliebenen Lassingbachtales samt Einhängen zur Salza wurde ein mit Niederösterreich zusammenhängendes Wildnisgebiet geschaffen. Dieses Gebiet gliedert sich in eine Natur- und eine Managementzone. In der Naturzone soll sich die Natur vom Menschen fast ausschließlich ungelenkt und ungenutzt entwickeln können. Die Managementzone bezieht bestehende Infrastruktureinrichtungen und menschliche Objekte ein. Die Flächen sollen möglichst naturnah bewirtschaftet und gepflegt werden.

• Das Naßköhr auf der Hinteralm (ca. 1.000 Hektar) im Gemeindegebiet von Neuberg
Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über die Gipfel der Hohen Waxenegg, Kleinen Waxenegg, Seichstein und Hirscheck bis zur Bodenalm und verläuft weiter nach Westen bis zum Kerpenstein und folgt den steil abstürzenden Klobenwänden in Richtung Osten. Die ausgedehnte Moorlandschaft im Naturschutzgebiet prägt das Aussehen des Gebietes und ist von hohem natuwissenschaftlichen Wert.

Dass Nassköhr auf der Hinteralm zählt zu den letzten Moorlandschaften der Steiermark. | Foto: Steininger
  • Dass Nassköhr auf der Hinteralm zählt zu den letzten Moorlandschaften der Steiermark.
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• Der Grüne See (6,8 Hektar) in Tragöß-St. Katharein. In seinen eigentlich zwei Senken am Ostfuß der Felswände und Schuttkare der Pribitz bedeutet dieser See ein nahezu berühmtes Juwel, gegeben durch sein Farbspiel von Türkisblau bis Smaragdgrün. Zu den Eigenarten des Sees zählt, daß er über mehr als ein dreiviertel Jahr kaum einen oberirdischen und keinen unterirdischen Wasserzulauf besitzt; indessen erfolgt ein allmälicher Wasserverlust durch den nicht überall dichten Seegrund. So kann man ab Spätherbst, über den Winter und Vorfrühling das kleinere östliche Seebecken trockenen Fußes überqueren. Im Jahresüberblick ergibt sich jedoch ab der großen Schneeschmelze im Gebirge die Auffüllungsphase für den Grünen See bis zu einem Höchstwasserstand von über neun Meter.


Urwaldreste, Halbtrocken- und Trockenrasen

Dieses Schutzgebiet findet man beispielsweise in:
Zellerbrunn - Hohes Marcheck (ca. 50 Hektar) im Mariazeller Land
Das rund 21 Hektar große Untersuchungsgebiet liegt in 1.150 bis 1.240 Meter Seehöhe in den nordöstlichen Kalkalpen am stark gegliederten sonnseitigen Abfall des hohen Marcheck. Im Norden, Westen und Osten umrahmt die steirisch-niederösterreichische Landesgrenze, gegen Südosten bilden die Rotmäuer und gegen Süden extrem steiles, von mehreren Felsrippen durchzogenes Gelände eine natürliche Abgrenzung. Schwierige Bringungsverhältnisse und die deshalb bis heute unterbliebene Erschließung sind die Gründe für die Erhaltung des Bestandes in seiner Natürlichkeit. In Anbetracht des naturnahen Aufbaus mit bis über 400-jährigen Altbäumen und des Fehlens von Anzeichen menschlicher Eingriffe kann man den Bestand zumindest als Urwald im weiteren Sinn betrachten.

Landschaftsschutuzgebiete:

Mariazell- Seeberg (inklusive Seebergalm)
Im Bereich von Mariazell und des Seeberges wird ein in den Gemeinden St. Sebastian, Mariazell, Halltal, Gußwerk und Turnau gelegenes Gebiet zum Zweck der Erhaltung seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und Eigenart, seiner seltenen Charakteristik und seines Erholungswertes zum Landschaftsschutzgebiet nach dem Steiermärkischen Naturschutzgesetz 1976 erklärt.

• Hochschwab- Zeller Staritzen
Dieses Landschaftsschutzgebeit erstreckt sich über die Gemeinden Tragöß, St. Ilgen, Aflenz-Kurort, Aflenz-Land, Gußwerk, Turnau und Thörl sowie über Gemeinden im Bezirk Leoben und Liezen.

• Veitsch- Schneealpe- Raxalpe
Im Bereich der Veitsch, der Schneealpe und der Raxalpe wurde in den Gemeinden St. Barbara und Neuberg an der Mürz ein Landschaftsschutzgebiet eingerichtet.

• Stuhleck-Pretul,  erstreckt sich über die Gemeinden Mürzzuschlag, Langenwang, Spital am Semmering, Ratten und Rettenegg.

• Kirchkogel- Haidenberg: Landschaftsschutzgebiet im  Bereich des Kirchkogels und des Haidenberges in der Gemeinde Pernegg.

• Almenland, Fischbacher Alpen und Graz Bergland
Im Bereich des Almenlandes, der Fischbacher Alpen und des Grazer Berglandes  wurde dieses Landschaftsschutzgebiet eingerichtet, mit dabei sind unter anderen auch die Gemeinden Pernegg und Breitenau am Hochlantsch.

Das Salzatal zählt zu den größten Schutzgebieten der Steiermark und erstreckt sich über zwei Bezirke. | Foto: Archiv Bundesforste
  • Das Salzatal zählt zu den größten Schutzgebieten der Steiermark und erstreckt sich über zwei Bezirke.
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Naturdenkmale

Als Naturdenkmäler werden hervorragende Einzelschöpfungen der Natur bezeichnet, die wegen ihrer wissenschaftlichen oder kulturellen oder ökologischen Bedeutung, ihrer Eigenart, Schönheit oder Seltenheit oder ihres besonderen Gepräges für das Landschaftsbild
erhaltungswürdig sind. Zum Naturdenkmal können beispielsweise einzelne Bäume, Wasserfälle, Felsbildungen oder Klammen und Schluchten erklärt werden:

Derzeit sind in der Steiermark rund 680 Naturdenkmäler unter Schutz gestellt. Darunter finden sich unter anderen: Das Rotmoos in Weichselboden bei Mariazell – ein nahezu kreisrundes, von Bäumen umgebenes Hochmoor.
Weiters die Bleiweißgrube in Kapellen, der Burg- und Türkenkopf in Mürzsteg, die Rosslochklamm in Mürzsteg, die Bärenschützklamm in Mixnitz und die Marienklamm in Tragöß-St. Katharein.

Schützenswerte Höhlen

Auch Naturhöhlen sind ausgewiesene Schutzgebiete, wie die Bärenhöhle am Karleck-Schneealpe in Neuberg, oder das Bärenloch (Brunnwallner oder Kaskadenfall) bei Pernegg, ebenso wie die Drachenhöhle bei Mixnitz. Weiters die Feistringgrabenhöhle in Aflenz, die Langsteintropfsteinhöhle im Hochschwab, die Mathildengrotte im Röthelstein in Pernegg, die Rettenwandhöhle in Kapfenberg, die Tonionhöhle bei Mariazell und das Tote Weib in Mürzsteg.

Die Bärenschützklamm bei Mixnitz ist eines von 680 steirischen Naturdenkmäler. | Foto: Hans Baier
  • Die Bärenschützklamm bei Mixnitz ist eines von 680 steirischen Naturdenkmäler.
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Europaschutzgebiete

Natura 2000-Gebiete fallen unter die Kategorie der Europaschutzgebiete und lassen sich als Schutzgebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung definieren, die die natürlichen Lebensraumtypen und der Lebensräume der Tier- und Pflanzenarten laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie umfassen.

Natura 2000-Gebiete sind etwa der Kirchkogel bei Pernegg und erstreckt sich über 46 Hektar. Der Kirchkogel stellt eine große, von einem mächtigen Ampholitmantel überlagerte Serpentinmasse dar. Serpentin gilt neben Schwermetall, Dolomit und Salzböden als Prototyp eines ökologischen Extremstandortes.

Breitenau-Lantsch
Kleinere in der Marktgemeinde Breitenau am Hochlantsch südlich der Alois Schwachsiedlung zwischen Hauser und Wöllinger Graben gelegene Waldflächen wurden zum Europaschutzgebiet erklärt.

• Teile der nördlichen Zuflüsse der Walster im Mariazeller Land

Ein "öffentlicher" Naturpark

Und dann gibt es sogenannte "Gemeldete Gebiete an die Europäische Kommission", also Schutzgebiete, die alsbald Natura-2000-Gebiete werden könnten.
So zum Beispiel die "Buchenwälder bei Bruck an der Mur“: Die Steiermärkische Landesregierung hat in ihrer Sitzung vom 29. November 2018 beschlossen das Gebiet „Buchenwälder bei Bruck an der Mur“ der Europäischen Kommission als weiteres „Natura 2000“ Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung zu melden. Das Gebiet der Buchenwälder umfasst Teile der Gemeinden Bruck an der Mur und Pernegg an der Mur.

Naturschutzgebiete sind auch dementsprechend ausgeschildert, die Grenzen sind in Katastern exakt festgelegt. | Foto: Steininger
  • Naturschutzgebiete sind auch dementsprechend ausgeschildert, die Grenzen sind in Katastern exakt festgelegt.
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Öffentlichkeitswirksame Schutzgebiete sind Nationalparks (wie das Gesäuse) und Naturparks.
Die sieben bestehenden Naturparke in der Steiermark Almenland, Steirische Eisenwurzen, Mürzer Oberland, Pöllauer Tal, Sölktäler, Südsteiermark und Zirbitzkogel-Grebenzen repräsentieren die schönsten Kulturlandschaften in der Steiermark. Sie sind ein lebendiges Beispiel menschlicher Formungskraft nach dem Muster der Natur. Grundaufgaben wie Naturschutz, Erholung, Bildung und Regionalentwicklung machen die Naturparke zu Modellregionen mit nachhaltiger Wirkung.

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