Landesfeuerwehrverband Steiermark
Ein internationales Ausrufezeichen der steirischen Feuerwehr
Seit Sonntag ist der Auslandseinsatz der Feuerwehren beendet – in Nordmazedonien waren Feuerwehrmitglieder aus Niederösterreich und der Steiermark bei Löscharbeiten nach Waldbränden im Einsatz.
Auch Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried, ein Mariazeller, war in Nordmazedonien im Einsatz. Im WOCHE-Gespräch zog er ein erstes Resümee.
Reinhard Leichtfried, in dieser Form war es der erste Auslandseinsatz der steirischen Feuerwehr?
LEICHTFRIED: Ja genau, wir waren im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres unter dem Dach des EU-Zivilschutzmechanismus im Einsatz. Die Steiermark hat sich vor neun Jahren für dieses EU-Modul angemeldet. Bislang hat es nur internationale Übungen gegeben, jetzt waren wir zum ersten Mal im Ernstfall eingesetzt.
Wie lange waren die Feuerwehrmitglieder im Einsatz?
Die Alarmierung erfolgte am Mittwoch, 4. August, um 9.45 Uhr am Abend. Tags darauf um 8 Uhr Früh ist die erste Mannschaft losgefahren. Innerhalb dieser zehn Stunden musste die Familie informiert werden, ebenso der Arbeitgeber und es musste gepackt werden. Es sind alles Freiwillige. Brand aus war am Freitag, 13. August, am Vormittag. Beendet war der Einsatz am Sonntag, 15. August mit der Rückverlegung der Mannschaft und der Ausrüstung.
Wie viele Feuerwehrler waren im Einsatz?
Insgesamt waren 179 Personen am Einsatz beteiligt. 132 waren direkt in Nordmazedonien eingesetzt, davon eine Frau. Zum Einsatzteam vor Ort gehörten auch sechs Rotkreuz-Mitarbeiter. 26 Personen waren rund um die Uhr im Landesführungsstab in Lebring für die Koordination zuständig; 15 Personen sorgten sich um Transport und Logistik. Wir waren in drei Etappen im Einsatz, die Ablösen der etwas über 40-köpfigen steirischen Einheit erfolgten am 8. und am 11. August.
Und der Maschineneinsatz?
17 Einsatzfahrzeuge, davon zehn Tanklöschfahrzeuge, hatten wir vor Ort im Einsatz. Von den steirischen Einsatzkräften wurden mehr als 500.000 Liter Löschwasser mit den zehn Tanklöschfahrzeugen durch Pendelverkehr an die Einsatzstellen befördert. Eine Rotation eines Tanklöschfahrzeuges von der Wasserentnahmestelle bis zur Einsatzstelle und wieder zurück dauerte zirka eineinhalb Stunden. Wir selbst konnten zwei Dörfer vor den Bränden retten.
Lässt sich dieser Einsatz in Arbeitsstunden umrechnen?
Von allen involvierten Feuerwehrmitgliedern wurden – vom Zeitpunkt der Alarmierung bis zur Rückkehr nach Lebring – 12.200 Leistungsstunden erbracht. Würde man die unentgeltlich erbrachte Einsatzleistung mit einem Stundensatz von 30 Euro bewerten, so ergäbe dies einen rein rechnerischen Gegenwert von rund 370.000 Euro.
Wie sieht Ihr erstes Resümee aus?
Es hat einwandfrei funktioniert. Vor allem die Zusammenarbeit mit den niederösterreichischen Kollegen war hervorragend, ebenso der Zusammenhalt unter den Kameraden. Auch die länderübergreifende Zusammenarbeit mit bulgarischen und slowenischen Einsatzkräften hat gepasst. Nicht zu vergessen die Kooperationsbereitschaft der Behörden, Forstamt und Polizei in Nordmazedonien. In einigen Wochen wird es eine Einsatznachbesprechung mit allen Beteiligten geben.
Wie lehrreich war der Auslandseinsatz?
Wir haben viel gelernt. Von den Slowenien können wir uns zum Beispiel in Bezug auf Brandbekämpfung einiges abschauen, vor allem weil sie mit der Beschaffenheit von Boden und Bewuchs besser vertraut sind. Unsere Waldbrände verlaufen gänzlich anders.
Es hat einen verletzten Feuerwehrmann gegeben. Wie geht es ihm?
Ich stehe mit ihm in Verbindung. Der Feuerwehrmann aus dem Murtal erlitt bei einem Sturz auf den Rücken einen Wirbelbruch und wurde von der Tyrol-Air-Ambulance von Skopje nach Graz geflogen, wo der Feuerwehrmann medizinisch behandelt wurde. Es geht ihm den Umständen entsprechend wirklich sehr gut, für seinen weiteren Genesungsverlauf wünschen wir ihm das Allerbeste.
Was hat Sie am meisten vor Ort beeindruckt?
Wir alle waren überwältigt von dieser Welle der Dankbarkeit der einheimischen Bevölkerung. So etwas erlebt man hier bei uns kaum mehr. Vielleicht auch, weil vieles was wir als Einsatzorganisation in Nordmazedonien geleistet haben, für uns mittlerweile hier in Österreich selbstverständlich ist.
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