"Nach dem Lockdown könnte es eng werden"

Ein Bild aus besseren Tagen: Kapfenberger Kindergartenkinder genießen den Besuch der Freiwilligen Feuerwehr Diemlach, ein solcher wäre jetzt gar nicht möglich. | Foto: FF Diemlach
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Kindergärten sind derzeit geöffnet. Wir haben nachgefragt, wie die Stimmung in den Kapfenberger Einrichtungen aktuell ist.

Monika Vukelic-Auer, Abteilungsleiterin für Bürgerbüro und Sozialwesen bei der Stadtgemeinde Kapfenberg, schildert im WOCHE-Interview die aktuelle Stimmungslage in den Kapfenberger Kindergärten.
WOCHE: Wie viele Kinder sind derzeit tatsächlich in den Kapfenberger Kindergärten anwesend?
MONIKA VUKELIC-AUER: Gesamt gesehen sind in allen sieben Städtischen Kindergärten rund 25 Prozent der Kinder anwesend, getrennt betrachtet sind es 5 bis 30 Prozent. Die Anzahl der zu betreuenden Kinder ist von der Berufstätigkeit beider Erziehungsberechtigten abhängig.

Wie gehen die Kinder bzw. auch die Eltern mit dem Thema Corona um?
Vereinzelt sind Erziehungsberechtigte verunsichert, haben Ängste in Bezug auf ihre eigene Gesundheit und die ihrer Angehörigen sowie den Arbeitsplatz betreffend. Sie stellen auch Fragen an das Betreuungspersonal. Im Großen und Ganzen halten sich die Erziehungsberechtigten an die gesetzten Maßnahmen und gehen verantwortungsvoll mit dem Thema um. Sie sind sehr dankbar, dass der Kindergarten geöffnet ist. Erziehungsberechtigte gehen jedoch auch davon aus, dass eine Betreuung ihrer Kinder jederzeit gegeben ist bzw. die Stadtgemeinde dafür zu sorgen hat, dass eine Betreuung stattfinden kann.
Der Großteil der Kinder geht entspannt mit der momentanen Situation um, einige Kinder sind unruhig bzw. weinerlich. Kindern fehlen durch die strengen Maßnahmen teilweise die sozialen Kontakte sowie die Bewegungsabläufe in den Bewegungsräumen.

Gibt es Ängste oder sehen die meisten die Lage eher entspannt?
Es ist anzunehmen, dass momentan kaum jemand die Lage wirklich entspannt sieht. Es gibt Ängste, wie schon erwähnt, den gesundheitlichen Zustand der Familien, den Arbeitsplatz und die Existenzsicherung betreffend. Wir haben nicht das Gefühl, dass es seitens der Erziehungsberechtigten Ängste bezüglich des Kindergartens gibt.

Wie viele positive Corona-Fälle gibt es derzeit im Kindergartenbereich?
Wir hatten unter den 80 Mitarbeiterinnen in den Städtischen Kindergärten nur wenige Fälle, die bislang gut kompensiert werden konnten und zu keinen Clustern führten.
Wie viele Erziehungsberechtigte und Kinder positiv an Corona erkrankt sind, ist uns in der Gesamtheit aus Datenschutzgründen nicht bekannt.

Bewegt man sich personaltechnisch noch im grünen Bereich oder wirds schön langsam brenzlig?
Bis jetzt schaffen wir es sehr gut, die Kinder, die anwesend sind, zu betreuen. Wenn nach dem Lockdown wieder alle Kinder in die Kindergärten kommen und die Anzahl der Infizierten hoch bleibt bzw. sich wieder erhöht, könnte es natürlich eng werden.

Wie ist die Stimmung in den Kindergärten allgemein?
Es herrscht allgemein eine gute Stimmung in unseren Kindergärten. Das Personal ist stets bestrebt, den Kindern einen unbeschwerten Alltag sowie das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Obwohl wir immer wieder auf neue Informationen von Bund und Land angewiesen sind, helfen uns die aus dem 1. Lockdown gemachten Erfahrungen. Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen, dass sie so professionell in dieser schwierigen Zeit mit den Kindern und den Erziehungsberechtigten umgehen.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen, vor allem für die Betreuerinnen?
Für Leiterinnen, Pädagoginnen und Betreuerinnen ist die Umsetzung der sich permanent ändernden Verordnungen und Vorschriften des Bundes und Landes in Verbindung mit der Aufrechterhaltung des Betriebes und der personellen Struktur eine der größeren Herausforderungen. Hinzu kommen die Einhaltung der Hygienemaßnahmen, die eingeschränkte pädagogische Arbeit mit den Kindern (Singen und Turnen nur im Außenbereich), die verstärkte Information und Kommunikation für und mit den Erziehungsberechtigten, aber auch im Team untereinander, wie auch das Begleiten unterschiedlicher Emotionen der Erziehungsberechtigten (Ängste, Ärger, Frustration …).

Wie bringt man so kleinen Kindern eigentlich die derzeit notwendige Hygiene bei?
Durch spielerisches, lustbetontes, gemeinsames Tun, durch Gespräche, anhand von Geschichten und Experimenten. Die Kinder sind sehr offen und gehen mit dem Thema Corona locker um. Kinder schauen sich viel voneinander ab und helfen sich gegenseitig. Auf Hygiene, wie das Hände waschen, wurde in unseren Kindergärten immer schon großer Wert gelegt. Der Mund-Nasen-Schutz ist Kindern mittlerweile schon vertraut und beinahe zur Normalität geworden. Durch die sehr gute Grundausbildung der Pädagoginnen können auch in schwierigen Zeiten brisante Inhalte pädagogisch wertvoll vermittelt werden. COVID-19 ist herausfordernd, aber es gibt auch andere schwierige Themen für Kinder, wie z. B. Trennung, Tod/Trauer, mit denen Pädagoginnen in ihrer Arbeit konfrontiert sind und damit kindgerecht umgehen müssen.

Tolerieren die Kinder die Schutzmaßnahmen?
Eher schwierig ist für Kinder das Abstandhalten zwischen den einzelnen Gruppen, da vor Corona viele Aktivitäten gruppenübergreifend und somit gemeinsam durchgeführt wurden.

Wird jetzt vermehrt Zeit draußen verbracht, um die Übertragung unwahrscheinlicher zu machen, oder läuft alles so wie immer?
Ja, alle Bewegungsangebote finden nur im Freien statt, wie das Singen auch.

Wie viele Kindergärten gibt es überhaupt in Kapfenberg? Wie viele Betreuerinnen? Wie viele Kinder?
Es gibt sieben Städtische Kindergärten, 575 Kinderbetreuungsplätze stehen damit zur Verfügung, derzeit besteht eine Auslastung von 98 Prozent. In allen Kindergärten sind einschließlich dem Personal für die sprachliche Förderung und den Reinigungskräften rund 80 Personen beschäftigt.

Ein Bild aus besseren Tagen: Kapfenberger Kindergartenkinder genießen den Besuch der Freiwilligen Feuerwehr Diemlach, ein solcher wäre jetzt gar nicht möglich. | Foto: FF Diemlach
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