"Wir bauen uns unser eigenes Flugzeug"

Das Flugzeug: Die Bristell Classic: Ein Zweisitzer mit acht Meter Spannweite, Bausatz kommt von der Firma "BRM Aero". | Foto: BRM Aero
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Die Schüler der Kapfenberger HTL-Luftfahrttechnik bauen ein flugfähiges zweisitziges Flugzeug.

"Wenn wir schon Luftfahrttechnik unterrichten, dann müssen wir schon auch selbst ein Flugzeug bauen!" Mit diesem Satz startete HTL-Lehrer Klaus Santer das prestigeträchtige Projekt an der HTL-Kapfenberg. Das Projekt wurde zwar von ihm initiiert und wird von ihm begelitet, die ganze Projektleitung und Umsetzung des Flugzeugbaus obliegt den Schülern des dritten und vierten Jahrgangs.

Generalstabsmäßig geplant

Ein Flugzeug baut man nicht so einfach. Da bedarf es schon einer generalstabsmäßigen Organisationsstruktur – hier kommt wieder Klaus Santer ins Spiel: bis vor zwei Jahren war er Leiter der Technik am Militärflugplatz Zeltweg.
Aus organisatorischen und haftungstechnischen Gründen musste zuerst ein Verein T-SAP gegründet werden. Die Schüler selbst sind auch im Vorstand des Vereines vertreten.
Im nächsten Schritt wurde die Organisation aufgestellt – das Organigramm liest sich wie jenes aus einem großen Luftfahrtunternehmen mit Projektleitung, Technischer Abteilung, Sicherheitsabteilung, sogar eine eigene PR-Abteilung gibt es. Die Schüler der Luftfahrttechnik konnten sich für ausgeschriebenen Stellen bewerben, um künftig in bevorzugten Bereichen tätig zu sein. Eingebunden sind Schüler des zweiten, dritten und vierten Jahrganges. Die ersten Absolventen des noch jungen Schulzweiges wird erst im Juni 2022 geben. Bei der Matura soll das fertige Flugzeug auch öffentlichkeitswirksam präsentiert werden.

Projektpräsentation im Cowerk Kindberg: HTL-Schüler sind zugleich auch im Vereinsvorstand von "T-SAP". | Foto: Hackl
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Die ersten Teile werden geliefert

Nach einem Entscheidungsprozess konnten sich die Schüler auf ein geeignetes Flugzeug einigen (siehe Infos nachstehend), am 7. April werden die ersten Bauteile geliefert, dann beginnt in der eigens abgeschotteten Werkstätte der Zusammenbau. Damit das Flugzeug als nichtgewerblicher Selbstbau eingestuft wird, muss es mit einem Eigenanteil von mindestens 51 Prozent an der Bauleistung hergestellt werden. Alles unter Aufsicht der Austro Control, die vom ersten Schritt an eingebunden war und die das Flugzeug auch lizenzieren wird, und auch schon bei der Anlieferung am 7. April dabei sein wird.

Und wer zahlt das alles?

Finanziert wird das Projekt – allein die Bauteile kosten rund 100.000 Euro – im ersten Schritt über ein Darlehen. Bei der Projektpräsentation am 21. April am Red-Bull-Ring sollen auch Sponsoren an Bord geholt werden. Wartung und Erhaltung des Flugzeuges, das im Eigentum des Vereines bleibt, soll künftig über Flugausbildung und Freizeitfliegerei finanziert werden.

"Im Vordergrund des Projektes steht das Profitieren der Schüler, jedoch können wir eventuelle Sponsoren und Investoren mit Werbeflächen auf dem Flugzeug selbst, mit Erwähnungen auf Social-Media-Plattformen und auf Websites attraktive Gegenleistungen bieten", liest es sich in der Projektpräsentation.

Aufsicht hat die Austro Control

Wie schon erwähnt, der Bau findet unter ständiger Aufsicht der Austro Control statt, die auch schon bei der Anlieferung am 7. April dabei sein wird.

Das klassenübergreifende Projekt soll im Frühjahr 2022 den Abschluss mit der Präsentation des fertigen Flugzeuges finden. Für die am Projekt beteiligten Schüler besteht zudem die Möglichkeit, über dieses Projekt auch die Diplomarbeit für die Matura zu verfassen.

Der Verein T-SAP soll künftig auch die Funktion eines Absolventenvereines einnehmen. Absolventen bleiben dem Verein als Mitglieder erhalten und haben somit auch weiterhin Zugriff aufs Flugzeug, das am Kapfenberger Flugplatz geparkt werden soll. "Mit dem KSV haben wir bereits dementsprechende Vereinbarungen getroffen. Einige Schüler machen parallel bereits auch eine Flugausbildung über den KSV und können als Vereinsmitglieder das Flugzeug später kostengünstig nutzen.", erklärt Klaus Santer.

Kein "Eintags-Flieger"

Der Flugzeugbau soll ein wiederkehrendes Projekt werden, das alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden soll. Somit kommt jeder Schüler der Luftfahrttechnik zumindest einmal mit dem Flugzeugbau in Berührung. Und was tut eine Schule später mit drei, vier, fünf oder mehr Flugzeugen? Verkaufen! Für ein fertiges, lizenziertes Fluggerät gibt es einen Marktwert von 180.000 bis 200.000 Euro. Somit wird es auch leichter, dass sich das Projekt selbst finanziert. Aber damit wird sich bereits die nächste Generation der HTL-Schüler den Kopf zerbrochen müssen – dann wenn die ersten Absolventen der Luftfahrttechnik lange schon ihre Kreise mit "ihrer" selbstgebauten Bristell Classic hoch über dem Mürztal ziehen werden.

Daten & Fakten zum Flugzeug

Das Ultraleichtflugzeug "Bristell Classic" mit dreirädrigem festen Fahrwerk ist ein Flugzeug, welches sich ideal für den Einsatz in der Flugschulausbildung, im Segelflugschlepp und in der Freizeitfliederei eignet.

Das Flugzeug ist 6,45 Meterlang und hat eine Spannweite von 8,13 Meter. Das Leergewicht beträgt 310 Kilogramm, das maximale Startgewicht beläuft sich auf 600 Kilogramm. Der Tank fasst 120 Liter, die Reisegeschwindigkeit beträgt 225 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 290 km/h angegeben.

Der Motor BRP-Rotax 912 ist ein Verbrennungsmotor des österreichischen Herstellers Rotax. Diese Motoren finden vor allem in Leicht-, Ultraleicht- und Motorsegelflugzeugen Verwendung. Hubraum: 1.352 Kubikzentimeter, Leistung: 100 PS. Durchschnittlicher Verbrauch bei 75 Prozent Daierleistung: 18,5 Liter/Flugstunde.

Kostenpunkt rund 100.000 Euro, zusammengebaut hat das Flugzeug einen Marktwert von 180.000 bis 200.000 Euro.

Der Bausatz wird von der tschechischen Firma "BRM Aero" hergestellt. Das Unternehmen ist befugt, alle Arten von Modifikationen nach Kundenwunsch zu bauen und zu realisieren.

Das Flugzeug wird nur mit Grundierung geliefert, Design und Lackierung wird von den Schülern erledigt.

Mehr Informationen zum HTL-Zweig Luftfahrt-Aviation gibt es hier

Das Flugzeug: Die Bristell Classic: Ein Zweisitzer mit acht Meter Spannweite, Bausatz kommt von der Firma "BRM Aero". | Foto: BRM Aero
Projektpräsentation im Cowerk Kindberg: HTL-Schüler sind zugleich auch im Vereinsvorstand von "T-SAP". | Foto: Hackl
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