So gehts Handel, Wirtschaft & Industrie mit den Corona-Maßnahmen

Kopf Hoch! Sabine und Helmut Dettenweitz machen Mut. | Foto: CS
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Jörg Kucharz (Schokolade & Co.) hat die eigenartige Stimmung pointiert wiedergegeben: "Irgendwie sind wir alle im Ferienmodus und beginnen erst langsam zu realisieren, was tatsächlich auf uns zukommt. Das Gefühl ist nicht beklemmend, aber nicht einzuordnen, einfach weil wir nicht wissen, was kommen wird."
Das Geschäft "Schokolade & Co." in der Brucker Rosegger Straße ist natürlich geschlossen. "Wir haben für Ostern aufmagaziniert, das Lager ist voll", so Kucharz. Da es sich um verderbliche Ware handelt, machen sich er und seine Frau bereits Gedanken, wie sie die Ware los werden. "Wir überlegen, ob wir die hochwertigen Pralinen nicht verschenken – an Einsatzkräfte, an die Mitarbeiter der Krankenhäuser und Pflegeheime sowie an Mitarbeiter der Supermärkte. Die haben sich Anerkennung verdient", so Kucharz.

Mit seiner Agentur ist er auch in der Modebranche als Großhändler tätig: "Diese Branche steht zu hundert Prozent still. Die Einzelhändler sind hochgradig nervös und verlangen vielfach, dass gelieferte Ware wieder zurückgenommen wird." Die Lager sind bummvoll. "Die Ware für Herbst/Winter 2020/21 ist schon da und auch schon bezahlt. Bleiben die Geschäfte länger geschlossen, so besteht die Gefahr, dass wir auf der Saisonware sitzen bleiben."

Stabile Auftragslage bei Heldeco

"Kopf hoch!", so hat Helmut Dettenweitz, Inhaber von Heldeco in Döllach bei Aflenz, die Parole an seine Mitarbeiter ausgegeben. "Die Auftragslage ist derzeit normal. Wir merken aber, dass der Auftragseingang zurückgeht. Es kommt jetzt vermehrt vor, dass die Lieferkette unterbrochen oder sogar gestoppt ist, somit kommt es bei gewissen Aufträgen zu Lieferverzögerungen." Kündigungen oder Kurzarbeit sind derzeit bei Heldeco kein Thema. "Wir überlegen, unsere Mitarbeiter dazu zu bewegen, ihren alten Urlaub abzubauen. Ansonsten haben wir eine gute Eigenkapitalquote, die uns jetzt hilft, gut durch die Krise zu kommen", sagt Helmut Dettenweitz am Telefon.

Per Mitarbeiterversammlung wurden die Heldeco-Mitarbeiter über notwendige Schutzmaßnahmen informiert. "Beim Schichtwechsel haben wir jetzt eine Stunde Zeitunterbrechnung, damit sich die Schichten nicht begegnen und somit plötzlich zuviele Menschen an einem Ort versammelt wären", erklärt Dettenweitz eine von vielen Maßnahmen. "Generell ist die Stimmung unter den Mitarbeitern gut, wobei sich jeder und jede bewusst ist, wie ernst die Maßnahmen umzusetzen sind."

Das ECE ist geöffnet

Das innerstädtische Einkaufszentrum Kapfenberg ist geöffnet. ECE-Inhaber Heribert Krammer: "Alle Geschäfte, die behördlich nicht zusperren mussten, haben geöffnet." Darunter sind u.a. Lebensmittelgeschäfte wie Bäckereien, Fleischerei, Supermärkte, Drogerieketten, Handyshops, Bank, Trafik und ein Regionalladen. "Auch die Parkgarage ist geöffnet. Die Parkgebühren sind ausgesetzt, auch Nichtkunden dürfen im ECE gratis parken.", so Krammer.
Die Frequenz ist laut Krammer im Einkaufszentrum deutlich zurückgegangen. "Für die Mieter, die momentan nicht geöffnet haben, werden wir uns Regelungen bezüglich Miete überlegen. Da warten wir aber noch auf den gesetzlichen Rahmen", erklärt Heribert Krammer. Die Centerleitung ist derzeit mit einer Person besetzt, auch die Haustechnik ist personell besetzt. "Die Infrastruktur funktioniert", so Krammer.

Wenig zu tun bei MIWAS

Beim Kapfenberger Unternehmen MIWAS, Klima & Kältetechnik ist es sehr ruhig. Zu ruhig für den Geschmack von Geschäftsführer Michael Wasserrab: "Den persönlichen Kundenkontakt haben wir natürlich eingestellt. Mittlerweile werden auch die Aufträge für unsere Techniker immer weniger, das Service für Instandsetzungsarbeiten geht gegen null. Wir werden auf Kurzarbeit umstellen."

Jufa Bruck ist geschlossen

Florian Deutschmann leitet das Jufa-Hotel im Weitental. "Natürlich ist es auch für uns eine herausfordernde Situation. Unsere Mitarbeiter und deren Gesundheit stehen an erster Stelle. Wir haben im JUFA Hotel Bruck ein tolles Team und arbeiten gerade an Maßnahmen, wie wir diese Mitarbeiter im Unternehmen halten können. Die Kurzarbeit ist hier ein möglicher Weg. Auch die Verlängerung von Saisonarbeitskräften oder die Aufteilung von Mitarbeitern auf andere Standorte hilft uns hier.
Das Jufa-Hotel ist voraussichtlich bis 16. April geschlossen.

Existenzangst in der Kreativbranche

Keine Arbeit gibt es für die Fotografin Katarina Pashkovskaya. Alle Geschäfts-Segmente sind weggebrochen. "Für eine Zeit reichen die Rücklagen, aber wenn die Maßnahmen länger andauern, dann muss ich mir Sorgen um meine wirtschaftliche Existenz machen", so die Freiberuflerin. "Auch wenn die Maßnahmen gelockert werden, der Kreativbereich wird der letzte sein, an den die Menschen nach der Krise denken werden", fürchtet sie um einen längerfristigen Geschäftsentgang.
Die gebürtige Weißrussin ist auch im telefonischen Kontakt mit ihrer Familie in Weißrussland. "Auch dort grassiert das Corona-Virus, nur hat es die dortige Regierung verabsäumt, entsprechende Maßnahmen zu setzen. Bislang passiert dort gar nichts. Eigentlich unglaublich."

Stadtapotheke Bruck als Fels in der Brandung

Wenn man von Normalisierung sprechen kann in dieser Phase, dann hat sich der Ausnahmezustand in der Stadtapotheke Bruck normalisiert. "Unsere Mitarbeiter gehen sehr gut mit der herausfordernden Situation um", erklärt Julia Horn. Mittlerweile schicken die Ärzte die notwendigen Rezepte direkt in die Apotheke. "Für die Patienten geht vieles über die E-Medikation, das ist für uns schon eine enorme Arbeitserleichterung. Trotzdem klingelt bei uns pausenlos das Telefon, ein Mitarbeiter ist nur für den Telefondienst abgestellt."
In der Apotheke wird in drei Viererteams gearbeitet, die miteinander nie in Berührung kommen. "Sollte es in einem Team zu einer Corona-Infizierung kommen, so sind die verbleibenden Teams immer noch einsetzbar. Außerdem gibt es für den Zutritt in die Apotheke eine Art Schleusendienst. Nicht mehr als drei Kunden dürfen sich drinnen aufhalten."
Auch ein Engpass bei den Medikamenten ist nicht zu erwarten. "Einen gewissen Lieferengpass hat es vor der Krise auch schon gegeben, der hat sich jetzt zumindest nicht verschlechtert. Unsere Lager sind voll. Ob es alsbald im Großhandel zu Lieferengpässen kommen wird, ist derzeit nicht absehbar", so Apothekerin Julia Horn.

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