"Heraustreten aus den Mauern"
Der Brucker Stadtpfarrer Hans Feischl tritt seinen Ruhestand an. Den Bruckern bleibt er jedoch erhalten.
Elf Jahre war Hans Feischl Stadtpfarrer in Bruck. Am 31. August ist sein letzter Arbeitstag, mit 1. September tritt er seinen Ruhestand an. Die WOCHE traf Hans Feischl zum "Abschieds-Interview":
Herr Pfarrer, wie geht es Ihnen zwei Tage vor dem Ruhestand?
HANS FEISCHL: Wie ich schon bei meinem Abschiedsgottesdienst gesagt habe: Ich bin voller Erwartung und Spannung. In gewisser Weise ist es ein Abschied für mich und jeder Abschied hinterlässt Narben.
Wie lange waren Sie jetzt Pfarrer in Bruck?
Ich bin seit September 2006 in Bruck, ich habe damals die Nachfolge vom jetzigen Bischof Wilhelm Krautwaschl angetreten.
Ihre Stationen davor?
1972/73 begann meine Priesterlaufbahn als Diakon in Thörl, danach war ich drei Jahre Kaplan in Mürzzuschlag. Von 1976 bis 2006 war ich in verschiedensten Tätigkeiten in Leoben tätig. Ich war zuerst Kaplan in Waasen, Betriebsseelsorger und Seelsorger im Gefangenenhaus Leoben sowie Pfarrer von Donawitz und Waasen.
Sie waren auch Dechant, wer wird hier Ihre Nachfolge antreten?
Ich war 20 Jahre Dechant von Bruck und Leoben. Im Herbst 2018 werden auch die Dekanate zusammengelegt, bis dahin gibt es einen sogenannten interimistischen Dekanatsadministrator. Ich weiß aber nicht, wer das sein wird.
Was waren so die schönsten Momente in Ihrer Tätigkeit als Pfarrer?
Es hat so viele schöne Momente gegeben. Die vielen Taufen und Hochzeiten sowie die kirchlichen Hochfeste. Besonders geliebt habe ich die österlichen Speisesegnungen. Ich habe da in 45 Jahren kein grantiges Gesicht gesehen. Besondere Momente für mich waren auch, wenn ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet habe.
Gab es auch schlimme Momente?
Die hat es auch gegeben. Zum Beispiel als ein siebenjähriges Mädchen bei einem Verkehrsunfall gestorben ist und ich den Eltern beistehen musste. Oder wenn man nach Selbstmorden den Angehörigen versucht, die Schuld zu nehmen. Aber auch in schlimmen Momenten habe ich stets Rückhalt bei den Menschen gefunden.
Pfarrer zu sein, für Sie ein Traumberuf?
Ja. Ich war und bin ein Mensch, der immer auf Menschen zugeht, der aus den Mauern heraustritt. Sicherlich hat es auch "Ölbergstunden" bei mir gegeben, Momente des Zweifelns. Aber es überwiegen bei weitem die schönen Momente. Ja, ich würde meiner Berufung nochmals folgen.
Was werden Sie nach dem 1. September machen? Bzw. geht man als Pfarrer tatsächlich in Pension?
Als Pfarrer gehe ich in Pension, Priester bleibe ich mein Leben lang. Jetzt freue ich mich, dass der Druck der Amtsführung weg ist. Wobei ich betonen möchte, dass ich mich in Bruck auf tolle Mitarbeiter verlassen konnte. Ihnen möchte ich hiermit meinen Dank ausdrücken.
Ich freue mich aufs Tennisspielen, aufs Wandern, auf beschauliche Lesestunden. Aber ich wurde auch schon gefragt, ob ich nicht als Priester aushelfen könnte, zudem bleibe ich Firmspender.
Werden Sie Bruck verbunden bleiben?
Ja, ich werde in Bruck eine Wohnung beziehen. Geboren bin ich zwar in Schöder bei Murau, Bruck aber ist meine Heimat geworden. Ich freue mich auch auf viele Kulturveranstaltungen, die ich jetzt besuchen kann.
Was können Sie Ihrem Nachfolger als Ratschlag mitgeben?
Mit 1. September wird Ewald Pristavec sein Amt in Bruck antreten, bislang war er Pfarrer in Stadl an der Mur. Es ist gut, dass er herkommt. Ich werde ihm zwar die Gegebenheiten in Bruck zeigen, doch er wird seinen eigenen Stil mitbringen, Ratschläge würden ihn nur voreinnehmen.
Neuorganisation der steirischen Dekanate
Ab September 2018 werden in der Diözese Graz-Seckau die bestehenden Dekanate aufgelöst und stattdessen acht Regionen installiert. Diese werden von Regionalkoordinatoren als Team aus Laien und Priestern geleitet. Im Falle der "Obersteiermark-Ost" umfasst das dann die ehemaligen Dekanate Leoben, Bruck und Mürztal. Die Regionalkoordinatoren werden sein Monika Brottrager-Jury, Herbert Schaffenberger und David Schwingenschuh. Die Agenden des Dekanats Bruck gehen bis zum September 2018 interimistisch auf den Dechant-Stellvertreter Giovanni Prietl, Stadtpfarrer von Kapfenberg, über.
Die weiteren "Regionen" sind: Weststeiermark, Südoststeiermark, Stadt Graz, Obersteiermark West, Steiermark Mitte, Oststeiermark und Ennstal.
Die Regionalkoordinatoren stehen als „Scharnierfunktion“ nicht nur aufseiten des Ordinarius, sondern sind direkte Ansprechpartner für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in den Regionen und Kontaktpersonen für regionale nichtkirchliche Einrichtungen. So sollen interne und externe Netzwerke und Kooperationen geschaffen werden. Der Einsatz der Regionen ermöglicht es auch, den pastoralen Erfahrungsaustausch gezielt zu fördern und pastorale Aktivitäten, aber auch Planungen bezüglich Infrastrukturen auf Regionalebene besser abzustimmen.
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