Angst vs. Integration
300 ukrainische Flüchtlinge in burgenländischen Schulen
Kriegsgeschädigt. Flucht-traumatisiert. Kein einziges Wort Deutsch. Fremde Lehrer. Unbekannte KlassenkameradInnen... Alles andere als ein leichter Einstieg in den Schulalltag. Traurige Realität für rund 300 ukrainische Kinder und Jugendliche. Angst und Unsicherheit vs. Integration. Durchwachsener Alltag in burgenländischen Bildungsstätten. Belastungsprobe für System, Lehrkräfte, MitschülerInnen. Und täglich kommen neue Flüchtlings-SchülerInnen dazu...
BURGENLAND. „Die ukrainischen Kinder sind anfangs oft etwas ängstlich, tauen aber schnell auf, sind sehr motiviert und wollen Deutsch lernen. Von den MitschülerInnen werden sie dabei tatkräftig unterstützt“, erläutert Bettina Deutsch von der burgenländischen Bildungsdirektion den Status quo. Begleitet von einem Aufruf nach neuem Lehrpersonal für den Deutsch-Unterricht. Idealerweise mit Ukrainisch-Kenntnissen. Pensionierte LehrerInnen und Studierende können sich melden unter: www.bildung-bgld.gv.at
„13 PädagogInnen wurden bereits eingestellt. Studierende der Privaten Pädagogischen Hochschule und der Fachhochschule unterstützen Schulen auf freiwilliger Basis“, fasst Gerald Pangl vom Büro der Schul-Landesrätin Winkler zusammen. „Am Unterricht nehmen derzeit bereits rund 300 ukrainische SchülerInnen teil.“
Ukrainische Schüler in 5 Bezirken
Ein Großteil davon ist in Pflichtschulen integriert. 143 Kinder besuchen die Volks-, 106 die Mittelschule. Im Ranking mit den meisten Kriegs-Flüchtlings-SchülerInnen liegt der Bezirk Neusiedl voran (43 VS / 40 MS) gefolgt von Eisenstadt (51 VS / 15 MS), Oberwart (29 VS / 21 MS), Güssing (14 VS / 17 MS) und Oberpullendorf (6 VS / 13 MS). Lediglich in den Bezirken Mattersburg und Jennersdorf sind bis dato keine ukrainischen Kinder in Bildungsstätten untergebracht. Landesweit besuchen 39 Jugendliche Allgemeinbildende Schulen, 7 gehen in Berufsbildende mittlere und höhere Schulen.
Dreizehn Deutschförderklassen für 111 Schülerinnen sind bereits aktiviert. Alle anderen Kids werden im Regelunterricht gemeinsam mit den KlassenkameradInnen betreut. Auch wenn alle Lehrkräfte und Direktionen ihr Bestes geben, rumort es unter vorgehaltener Hand, ob der zusätzlichen Belastung. „Wir haben uns von Corona noch nicht erholt, im Gegenteil. Und jetzt parallel dazu eine Flüchtlingswelle.“
Sorgen um den "normalen" Stundenplan
Die Befürchtungen im Pädagogenkreis sind, dass „noch viele ukrainische SchülerInnen kommen werden und wir den normalen Stundenplan nicht einhalten können.“ Auch, so hört man punkto Strapazen sorgenvoll, „wird die zusätzliche Betreuung für ukrainische SchülerInnen über einen viel längeren Zeitraum nötig sein, als man jetzt erahnen kann! Aber irgendwie werden wir das schon schaffen.“
Zuversicht auch aus der Bildungsdirektion: „Das Burgenland hat aufgrund der Flüchtlingskrise 2015 bereits viel Erfahrung vorzuweisen, auch jetzt wird professionell und flexibel mit allen Stakeholdern zusammengearbeitet. Bewährte Strukturen aus der Vergangenheit sind daher wieder aktiviert und übernommen worden.“
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