Größte Anlage Österreichs
Triplast im Ennshafen sortiert 20 Tonnen Müll pro Stunde

Sechs Stockwerke hoch ist die Triplast-Sortieranlage, durch die 2,5 Kilometer Förderband fahren und die 24 verschiedene Abfallfraktionen trennen kann. | Foto: ARA Altstoff Recycling Austria AG/APA-Fotoservice/Schneeberger
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  • Sechs Stockwerke hoch ist die Triplast-Sortieranlage, durch die 2,5 Kilometer Förderband fahren und die 24 verschiedene Abfallfraktionen trennen kann.
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Europas modernste Sortieranlage haben ARA, Bernegger und Der Grüne Punkt im Ennshafen errichtet. In den Regelbetrieb geht die Anlage im Sommer. Die BezirksRundSchau durfte vorab einen Blick in die Halle werfen. 

ENNS. Sechs Stockwerke hoch ist die Triplast-Sortieranlage, durch die 2,5 Kilometer Förderband fahren und die 24 verschiedene Abfallfraktionen trennen kann. "Schneller als ein Einfamilienhaus, in nur zehn Monaten, haben wir die Anlage errichtet", freut sich Jürgen Secklehner, Geschäftsführer von TriPlast. Seit Ende Jänner läuft Europas modernste Sortieranlage im Anfahrbetrieb, ab Sommer planmäßig im Regelbetrieb. Mit einer Sortierkapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr und 20 Tonnen in der Stunde ist die Anlage dreimal größer als bestehende Werke in Österreich. "Wir decken damit 50 Prozent der österreichischen Sortierkapazität für Leichtverpackungen ab", sagt Geschäftsführer Kurt Bernegger. Die Investitionssumme von mehr als 65 Millionen Euro schaffe 60 Jobs im Ennshafen.

v.l.n.r. Rainhard Hofbauer (Betriebsleiter TriPlast), Harald Hauke (ARA Vorstandssprecher), Jürgen Secklehner (Geschäftsführer TriPlast), Martin Prieler (ARA Vorstand), Kurt Bernegger (Geschäftsführer TriPlast) | Foto: ARA Altstoff Recycling Austria AG/APA-Fotoservice/Schneeberger
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Österreich rüstet für EU-Recyclingquoten

Die Recyclingziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets erfordern eine grundlegende Steigerung der Sammlung von Leichtverpackungen bei Kunststoff. Mit den bestehenden 15 österreichischen Anlagen ist dieses Ziel aktuell nicht erreichbar. Es müssen 80 Prozent aller Verpackungen gesammelt, daraus 80 Prozent für das Recycling aussortiert und im Recycling selbst ebenfalls 80 Prozent Ausbeute erzielt werden. Dann lässt sich das Ziel von 50 Prozent Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen erreichen. Österreich steht heute bei einer Recyclingquote von 25 Prozent. Das Ziel ist schaffbar, meint ARA-Vorstand Martin Prieler, sofern die Bevölkerung zu mehr und genauerer Sammlung motiviert werden kann: "Es geht noch zu viel in den Restmüll und zu wenig in den gelben Sack." Auch Littering, also das Wegwerfen von Müll außerhalb dafür vorgesehener Behälter, etwa aus dem Autofenster, sei ein großes Problem. 

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Müll großteils aus Österreich

"Wir wollen die Anlage selbst auslasten", beantwortet ARA-Vorstand-Prieler die Frage nach der Herkunft des angelieferten Mülls. "Der Hauptteil, etwa 70 Prozent soll aus Österreich von der ARA kommen, 30 Prozent aus Deutschland von unserem Joint-Venture-Partner Der Grüne Punkt." 80 Prozent der angelieferten Kunststoffe könne man wieder in den Kreislauf zurück bringen. "20 Prozent bleiben derzeit übrig, zum Beispiel weil sie sich nicht trennen lassen, wie Multi-Layer-Folien, oder weil sie zu verschmutzt sind. Ab August gibt es eine weitere Anlage der ARA in Pöchlarn, die genau diese 20 Prozent Sortierrest übernimmt und weiter trennt, um bis zu 50 Prozent davon wieder in den Kreislauf zu bringen", erklärt Prieler. 

Brandschutz großes Thema

65 Millionen Euro investierten die drei Partner ARA, Bernegger und Der Grüne Punkt zu jeweils einem Drittel in die Sortieranlage. Besonders viel Wert hat man auf den Brandschutz gelegt. "Kunststoff brennt sehr gut und leider landen auch sehr viele Batterien im Gelben Sack. Werden diese beim Sortieren punktiert, brennt das sehr leicht", weiß Prieler. Der Input-Teil, also die Anlieferung, wurde komplett vom Rest der Anlage abgeschottet, denn Brände seien unvermeidbar. Mit Kameras und Temperaturmessungen will man Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und mit Kühlung entschärfen, im Ernstfall löscht die Brandanlage mit 1.200 Litern Wasser in der Minute. 

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Die Reise der Leichtverpackung

Die Sensoren von TriPlast können 24 verschiedene Abfallfraktionen erkennen, analysieren und sortenrein trennen, um die Rohstoffe ohne Qualitätseinbußen für das Recycling vorzubereiten. Expert:innen erwarten in der Input-Menge rund acht Prozent Metallverpackungen sowie 14 Prozent Fehlwürfe, der Rest wird sich aus unterschiedlichen Kunststoffverpackungen zusammensetzen. Das in der Sortieranlage durchgeführte Behandlungsverfahren ist eine rein mechanische Sortierung von Abfällen. Der Materialmix wird mit Hilfe von Siebtrommeln, Windsichtern, Überbandmagneten, Wirbelstromscheidern und Nah-Infrarot-Geräten Schritt für Schritt in verschiedene Materialarten getrennt:

• Kunststoffe (PP, PE, PS oder PET)
• Weißblech
• Aluminium
• Getränkekartons
• Pappe/Papier/Karton
• Folienfraktionen
• Sortierreste bzw. Mischkunststofffraktionen

Sackaufreißer in der Inputhalle

Wenn die Leichtverpackung die Reise durch die Sortieranlage beginnt, wird der Abfall der Gelben Tonne bzw. der Gelbe Sack in der Inputhalle entladen. Mittels Sackaufreißer werden die Säcke geöffnet und das Material gleichmäßig auf dem Förderband verteilt. Die Materialien werden mechanisch nach Größe sortiert, dies geschieht durch ein sogenanntes Trommelsieb. Mittels Windsichter werden Folien abgesaugt, Ballistiksichter rütteln das Material auf und ermöglichen eine weitere mechanische Trennung des Inputmaterials in Folien und Formkörper, wie beispielsweise Flaschen oder Kanister. Mit Hilfe modernster Nahinfrarot-Sensorik werden die Materialien nach Kunststoffart und nach unterschiedlichen Farben aufgeteilt. Bei allen Fraktionen gibt es im Sinne der Qualitätskontrolle die Möglichkeit, das Material in der eigens vorgesehenen Sortierkabine von mögliche Störstoffen oder Fehlwürfen zu befreien. Nach dieser Station sind die Verpackungen am Ende ihrer Reise in der Sortieranlage fast angekommen. In Ballen gepresst, werden die Hauptfraktionen zur Verwertung abgeholt. Der Großteil der Outputfraktionen bleibt in Österreich, daraus entstehen wieder neue Produkte wie Behälter für Shampoos oder Spülmittel, Müllsäcke oder Folien. 

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TriPlast: Daten und Fakten

  • Gründung: Februar 2023 
  • Eigentümer-Struktur: Internationales Joint Venture von Altstoff Recycling Austria AG (ARA), Bernegger GmbH und Der Grüne Punkt Holding GmbH & Co 
  • Geschäftsführer: Jürgen Secklehner, ARA; Kurt Bernegger, Bernegger; Denis Völler, Der Grüne Punkt 
  • Mitarbeiter:innen: 60 
  • Investition: Mehr als 65 Millionen Euro (zu je 1/3 der Eigentümer) 
  • TriPlast Facts
    -13.860 m2 Hallenfläche
    -2.250 Tonnen Bewehrungsstahl
    -38 Nahinfrarot-Geräte
    -Gleichzeitige Entladung von bis zu 5 Ganzzügen
    -2,5 km Förderband
    -160 km Kabel
    -25 m Hallenhöhe
    -3 Siebtrommeln
    -24 verschiedene Abfallfraktionen
    -100.000 Tonnen Sortierkapazität pro Jahr
Foto: ARA Altstoff Recycling Austria AG/APA-Fotoservice/Schneeberger
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