"Habe auf den Druck vergessen" – Langläufer-Duo Carina und Julian Edlinger im Doppelinterview

Mit Doppelgold in der ersten Saison haben die Fuschler Carina und Julian Edlinger nicht gerechnet.
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  • Mit Doppelgold in der ersten Saison haben die Fuschler Carina und Julian Edlinger nicht gerechnet.
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Herzlichen Glückwunsch zu Doppelgold und Bronze. Wie fühlt man sich als frischgebackenes Weltmeister-Duo?

CARINA EDLINGER: Ich weiß das gar nicht so wirklich. Wenn man mitbekommt, was sich im Umfeld geändert hat, auch mit dem Empfang in Fuschl und wie die Leute plötzlich auf einen reagieren – das ist Wahnsinn. Es war wie ein Sprung über zehn Stufen.

JULIAN EDLINGER: Unglaublich, dass sich in so kurzer Zeit so viel getan hat. Es ist unsere erste Saison und gigantisch, dass wir gleich so abgeräumt haben. Das haben wir nicht erwartet.

Habt ihr bereits die Zeit gefunden, ordentlich zu feiern?

CARINA: Richtig gefeiert wird erst nach der Saison. Für mich ist das Training ziemlich wichtig. Ich möchte in Asien gut abschneiden und schon für das nächste Jahr schauen, wie es ist, dort Rennen zu laufen. Wir treten heuer noch dreimal in Pyeong Chang und zweimal in Sapporo an.

Auf der Loipe wirkt ihr wie eine Einheit. Wie ist euer Verhältnis abseits des Sports?

CARINA: Nachdem Julian mein Bruder ist, hängt er sowieso meistens hier herum.

JULIAN: Meistens passt es.

CARINA: Hin und wieder gehören Streitereien dazu, aber in einem gesunden Ausmaß.

JULIAN: Wenn es um etwas geht, dann halten wir zusammen.

Hat sich daran in den letzten Jahren etwas geändert?

JULIAN: Ich bin im nordischen Ausbildungszentrum in Eisenerz zur Schule gegangen. Carina ist in Schladming Schülerin. Wir haben beide unsere eigene Karriere im Kopf gehabt. Dann sind Carinas Augen schlechter geworden.

CARINA: Ich bin dann einfach absolut angestanden.

JULIAN: Meine Karriere hat nicht ganz nach Plan funktioniert. Also habe ich mir gedacht, dass ich sie unterstütze, etwas erlebe und in der Welt herumkomme.

CARINA: Wir können gemeinsam daheim sitzen und sagen: "Stellt euch vor, das war so schön." Unsere Karrieren haben sich zu einer verbunden.

Was macht gute Guides aus?

JULIAN: In Österreich haben wir ein sehr kleines Team. Der "Guide-Arbeitstag" fängt in der Früh an: Ski testen, Schnee testen, wachsen usw. Nur mit Vorauslaufen ist es nicht getan. Das Rennen ist dann mehr oder weniger der Abschluss des Tages.

CARINA: Da komplettiert der Guide seine Arbeit und sieht, ob sie gepasst hat.

JULIAN: Guides sind sehr wichtig. Wenn sie Fehler machen, machen die Athleten diese auch. Da gibt es vom Tempo bis hin zum Windschatten extrem viele Faktoren. Das haben wir gut geübt.

CARINA: Ja, das haben wir gut hinbekommen, es passt.

Oft wird behauptet, dass paralympische Disziplinen nicht so ernst genommen werden. Der Empfang in Fuschl war sehr gut besucht. Wie seht ihr das?

CARINA: Der Parasport der Nordischen ist in Östereich eigentlich die größte Randsportart und sehr weit unten angesiedelt.

JULIAN: Wir haben hier eigentlich nur eine Athletin, mich als Guide und Wolfgang Egger als Trainer. So fahren wir dann gemeinsam zu den Weltcups.

CARINA: Es ist ein Spaß, wenn ich selbst teils in der Wachslhütte stehe und sage, wie ich das haben will. Wir laufen manchmal auch einfach mit den Skiern los und schauen, was passiert.

JULIAN: Die Wertschätzung von außen wird derzeit immer mehr.

CARINA: Gut, dass wir bei der WM abgeräumt haben, sonst wäre der Massensturm nicht da. Gerade im Weltcup ist es ein Wahnsinn, was die Leute alle leisten. Jeder sollte einmal sehen, wie das ist. Es ist wahnsinnig berührend und inspirierend.

JULIAN: Wenn man sich Leute mit Behinderungen ansieht, die so schnell herumfahren, dass man nicht weiß, wie – das ist beeindruckend. Unser großes Ziel im Frühling sind Sponsorverträge für die nächsten Jahre, damit wir eine gute Basis schaffen.

Wie organisiert ihr euer gemeinsames Training?

CARINA: Ich bin die meiste Zeit in Schladming. Dort habe ich als normale FIS-Läuferin angefangen und trainiere jetzt auch noch mit, aber ein bisschen anders, weil ich andere Wettkämpfe habe. Schladming-Trainer Günther Wimmer hat mich nach meinem Sehverlust wieder auf die Bahn zurückgebracht. Er hat gesagt: "Probier es aus, dann sehen wir, wie es weitergeht."

JULIAN: Ich trainiere immer daheim. Am Wochenende absolvieren wir gemeinsame Einheiten.

CARINA: Da feilen wir an den Feinheiten und schauen, dass wir die Möglichkeiten nutzen.

JULIAN: Jeder Tag gemeinsam wäre auch anstrengend. Am Wochenende geben wir dann Gas.

Wie viel trainiert ihr?

CARINA: Im Schnitt auf das ganze Jahr gerechnet 16 bis 17 Stunden pro Woche.
JULIAN: Bei mir ist das etwas flexibler. Im Sommer habe ich noch gearbeitet, da war es knapp. Seit dem Herbst aber auch 15 bis 20 Stunden.

Werdet ihr nächstes Jahr bei Olympia in Korea wieder gemeinsam an den Start gehen?

CARINA: Ja, das ist geplant.

JULIAN: Im Sommer werden wir uns so gut wie möglich vorbereiten und dann schnell wieder auf den Schnee gehen, etwa in Skihallen oder auf Gletschern.

CARINA: Am wichtigsten ist die Vorbereitung. Bei der WM war ich bei der Eröffnungsfeier schon hin und weg und habe glatt auf den Druck vergessen. Ich bin einfach irgendwie losgelaufen.

JULIAN: Zur WM war es ein sehr komplizierter Weg. Zu unserem ersten gemeinsamen Rennen in Finnland sind wir krank angereist und knapp am Sieg vorbeigeschrammt. In der Ukraine haben wir dann gravierende Probleme beim Laufen gehabt.

CARINA: Vieles hat da noch nicht zusammengestimmt. Auch beim ersten Weltcup-Sieg hat es noch viel Luft nach oben gegeben.

JULIAN: Vor der WM haben wir gesagt, wir müssen das neu aufziehen, was uns auch gelungen ist.

CARINA: Binnen zwei Wochen haben wir alles herausgeholt und das ist voll aufgegangen. Ich bin schon mit dem Gefühl nach Finsterau angereist, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Da habe ich für mich selbst schon gewonnen gehabt.

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