youtoo-App
Digitale Koordination freiwilliger Hilfe

- Michael Matzner entwickelte 2014 die App youtoo, mit der freiwillige Hilfe koordinierbar wird. Seit Beginn der Corona-Krise Anfang März ist die Hilfsbereitschaft sprunghaft gestiegen. Alleine in Oberösterreich haben sich 300 Freiwillige gemeldet.
- Foto: Michael Matzner
- hochgeladen von Christina Gärtner
Michael Matzner wurde 1967 in Grieskirchen geboren und lebt heute in Bad Schallerbach. Der studierte Betriebswirt entwickelte 2014 die App youtoo, mit der freiwillige Hilfe koordinierbar wird. Seit Beginn der Corona-Krise Anfang März haben sich alleine in Oberösterreich 300 Freiwillige gemeldet. Sie wollen Menschen in Quarantäne und ältere Menschen, die unter Einsamkeit aufgrund der vorgeschriebenen eingeschränkten Sozialkontakte leiden, unterstützen.
BAD SCHALLERBACH. Die Idee zu youtoo entstand während der Pflege der demenzkranken Mutter. Die App sollte Familie, Nachbarn und Freiwillige motivieren, den sozialen Kontakt mit der Mutter nicht abzubrechen. „Diese App ist nicht aus einem Interesse an IT entstanden. Es war das Interesse, wie man die Digitalisierung nutzen kann, um Menschen zu freiwilliger Hilfe im echten Leben anzuregen“, erklärt Michael Matzner. Der Betriebswirt, der bis heute keine einzige Programmzeile schreiben kann, konnte mit seiner App begeistern und sie gemeinsam mit mehreren IT-Entwicklungsteams umsetzen.
Ausgezeichnete Idee
Die youtoo-App soll Menschen motivieren, sich freiwillig zu engagieren und ist das Werkzeug, um Hilfe im Team planbar und koordinierbar zu machen. Diese Idee wurde 2014 mit dem oberösterreichischen Innovationspreis EDISON ausgezeichnet. tech2b, die Innovationsagentur des Landes OÖ, hat daraufhin die Umsetzung von youtoo unterstützt. „2015 war die Beta Version fertig und ab 2016 die voll funktionsfähige App“, zeichnet Matzner den Entwicklungsprozess nach und ist dankbar für die seiner Meinung nach hervorragende Innovationskultur des Landes OÖ.
Hilfe für pflegende Angehörige
Die App war anfänglich für Familien und private Nachbarschaftshilfe ausgerichtet. Aus eigener Erfahrung weiß Matzner, dass Familien oft überfordert sind, wenn in der Familie ein Pflegefall eintritt.
„Erst durch die Einbindung von Freiwilligen erleben pflegende Angehörige echte Unterstützung. Wir aktivieren Freiwillige, die Familien bei ihrem schweren Job unterstützen.“
beschreibt der App-Entwickler die Kernfunktion von youtoo. Damit wurde zeitversetzt klar, dass Freiwilligen-Organisationen als Unterstützung gebraucht werden. Deshalb wurde ab 2015 die App Daseinsfürsorger wie der Caritas, der Volkshilfe, dem Roten Kreuz und auch Gesundheitsdienstleistern, Sozialhilfeverbänden und Spitälern präsentiert. Michael Matzner beschreibt die Anfänge als sehr steinigen Weg:
„2015 waren wir Vorreiter bei der digitalen Unterstützung von freiwilligem Engagement und wurden oft belächelt. Spätestens seit der Corona Krise ist nun allen klar, dass freiwilliges Engagement eine unverzichtbare Säule unseres Sozialstaates ist."
Großes Potential
Die Elisabethinen Österreich haben das Potential von youtoo als erstes erkannt und sich an am Unternehmen beteiligt. „Durch diese Beteiligung und gemeinsame Projekte mit der Caritas, den Kreuzschwestern, dem Unabhängige Landes-Freiwilligen-Zentrum ULF, der Volkshilfe und der Assista ist die App nun auf dem richtigen Weg“, freut sich Matzner. Über ULF steht youtoo nun grundsätzlich allen Freiwilligen-Organisationen in Österreich zur Nutzung offen, um die Planung, Koordination und Durchführung freiwilliger Hilfe zu vereinfachen. „Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass die App nur dann Sinn macht, wenn Freiwilligen-Organisationen die App nutzen und mit ihren Mitgliedern die pflegenden Angehörigen unterstützen“, ergibt sich daraus laut dem gebürtigen Grieskirchner zusätzlich Sicherheit für die Familien. „Die freiwilligen Organisationen kennen ihre Freiwilligen. Diese sind durch diese versichert und werden über ein professionelles System für ihre Aufgaben qualifiziert. So fand letzte Woche beispielsweise ein Webinar statt, das die Freiwilligen mit Informationen unterstützt, wie man mit fremden Menschen telefoniert, die sich einsam fühlen und vielleicht Sorgen haben“, ist Michael Matzner dankbar über die hochprofessionelle Struktur, mit der der Einsatz der App weiterentwickelt werden kann. youtoo wurde über Mittel der oberösterreichischen tech2b, der Wirtschaftsagentur Wien, der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice AWS und der Elisabethinen Österreich finanziert. Die Freiwilligen-Organisationen selbst verfügen laut Matzner nicht über die erforderlichen Mitteln.
„Die Zukunft wird zeigen, ob die Sozialpolitik in Österreich einen Nutzen erkennt, unsere Services den vielen Freiwilligen Organisationen im Land anzubieten“
Die Gesellschaft als „Caring Community“
Michael Matzner ist es in den letzten Jahren gelungen, große Unternehmen zu gewinnen, um mehr soziale Verantwortung für Menschen im Alter zu übernehmen. „Die Linz AG entwickelte den Social Button. Mit diesem großen Druckknopf werden Menschen im Alter mit einem Freiwilligen am TV verbunden. Dieser führt entweder ein Gespräch, verbindet mit einem Arzt oder erledigt Einkäufe, die ihm aufgetragen werden“, hält Matzner eines fest:
„Die Freiwilligen haben primär die Aufgabe, die Menschen im Alter zu motivieren, an Veranstaltungen im echten Leben teilzunehmen. Das hält körperlich und seelisch gesund.“
Diese „Caring Community“ ist die Vision einer helfenden und unterstützenden Gemeinschaft, in der Freiwillige und Spezialisten Menschen im Alter unterstützen, die Einsamkeit lindern und sie zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben motivieren.
Neues Pflegesystem für Österreich
Die Zukunft von youtoo sieht der Gründer in der Verknüpfung von Freiwilligen-Organisationen mit professionellen Daseinsfürsorgern, mobilen Diensten und Community Nurses. „Die Regierung plant den Aufbau eines Community Nurse Systems in Österreich. Wenn unsere mobilen Dienste und in Zukunft die Community Nurses Freiwillige über die youtoo-App koordinieren entsteht ein einzigartiges, kosteneffizientes und sozial-innovatives Pflegesystem in Österreich“, ist Michael Matzner überzeugt. Er wird sich ab Mai 2020 mit ganzer Kraft einem Herzensprojekt widmen. „Kinder, Schüler, Familien, Menschen im Alter und die regionale Wirtschaft sollen im ländlichen Raum ein lebenswerteres zuhause finden. Es soll Landflucht vermieden und sozialer Zusammenhalt gestärkt werden“, ist der Grieskirchner überzeugt, dass der ländliche Raum nach Corona aufblühen wird und möchte dafür seine ganze Kraft zum Einsatz bringen.
WORDRAP
- Auf eine einsame Insel nehme ich mit
……..meine Partnerin - Ich engagiere mich für
…..freiwilliges Engagement - Bedanken möchte ich mich bei
….meinen Eltern für eine sehr liberale Erziehung - Stolz bin ich auf
….meine Tochter Anna - Darüber kann ich lachen
…über mich - Am besten entspanne ich bei
….einem Spaziergang im Wald - Ich liebe
…die Herausforderung - Zuletzt geweint habe ich
….vor 2 Wochen im Kino - Wütend macht mich
….Trägheit - Diesen Menschen würde ich gerne treffen
…..meine Nachbarn nach Corona - Kanzler Kurz würde ich fragen
….wann dürfen wir endlich wieder raus? - Ich glaube an
….das Gute im Menschen - Ich wünsche mir
….mehr Miteinander - Unbedingt lesen sollte man
…“Wie wir aufblühen“ von Robert Seligman - Meine letzten Worte sollen sein
…es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.