EU: „Die Lebenswelt jedes Einzelnen ist betroffen“
GRIESKIRCHEN (bea). Wenige Wochen vor der EU-Wahl am 25. Mai prognostizieren Meinungsforscher eine geringe Wahlbeteiligung. Das fehlende Interesse der Österreicher an dieser Wahl wird in vielen Diskussionen mit mangelndem Wissen über die Aufgaben des Europäischen Parlaments in Verbindung gebracht. Tatsächlich existiert in den meisten Schultypen kein eigenständiges Unterrichtsfach „Politische Bildung“.
Im BORG Grieskirchen wird den Schülern Wissen über die Europäische Union vor allem in Fach Geschichte weitergegeben. „Ich sehe es nicht als Aufgabe der Schule, ein positives Bild von der EU zu vermitteln. Viel mehr geht es darum, dass die Schüler eine eigene Urteilskompetenz entwickeln“, sagt Geschichtelehrerin und politische Bildnerin Karin Tolar-Hellmuth. Sie bemüht sich, die Schüler dort abzuholen, wo sie sich mit ihrem Wissenstand gerade befinden. „Die Grundhaltung gegenüber der EU ist bei manchen relativ negativ. Der Mythos um die Regulierung der Gurkenkrümmung ist immer noch weit verbreitet. Im Unterricht versuche ich den Schülern zu vermitteln, dass es aber vielmehr darum geht, was die EU für Österreich bedeutet. Ich weise darauf hin, dass sich Österreich in einer Zeit der zunehmenden Vernetzung und Geschwindigkeit von Wandlungsprozessen nicht einfach auf sich selbst zurückziehen kann“, betont die Lehrerin. Europa habe große Herausforderungen zu bewältigen, welche die Lebenswelt jedes Einzelnen betreffen. „Beispiele dafür sind internationale Kriminalität, Fehlentwicklungen auf internationalen Finanzmärkten, Klimawandel sowie die Auswirkungen globaler Migration“, erklärt Tolar-Hellmuth.
Für ihre Schüler, die bereits nach dem EU-Beitritt 1995 geboren wurden, sind Reisefreiheit und Bildungsaufenthalte im Ausland eine Selbstverständlichkeit: „Es ist ihnen aber nicht bewusst, dass es das noch gar nicht so lange gibt. Im Grunde stecken in den Schülern durchaus begeisterte Europäer. Sie sind mobil und kommunizieren weit grenzüberschreitend über das Internet. Ich bezweifle aber, dass sie sich dabei über ihre europäische Identität im Klaren sind. Allerdings beginnt sich diese Identität nun in dieser Generation herauszubilden.“
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