Pilgern aus Dankbarkeit
Pilgerweg von Lissabon nach Santiago, Küstenweg

Pater Ferdinand Karer.
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„Gut die Hälfte meines Weges, fast 400 Kilometer, von Lissabon nach Santiago liegt hinter mir. Es möge ein Weg der Dankbarkeit sein. In mehr als zwei Jahrzehnten, in denen ich das Gymnasium Dachsberg geleitet habe, habe ich so viel Besonderes erleben dürfen, wofür ich ganz einfach dankbar bin", schildert Pater Ferdinand Karer.

GRIESKIRCHEN. Und gleichzeitig begleitet mich auch eine Sorge um unsere Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren noch einmal entsolidarisiert hat und sich an den Extremen einer Radikalisierung auf der einen Seite und einem apathischen Verhalten auf der anderen sammeln. Ich habe ein bisschen Angst, dass Grundsätzliches für unser Leben verloren gehen könnte.

Ich starte meinen Fußweg in Lissabon, der alten Seefahrerstadt. Ende des Mittelalters haben von hier aus große Entdeckungsreisen per Schiff begonnen. Vasco da Gama liegt in Lissabon im Kloster Jeronimo begraben. 1488 entdeckte er das Kap der Guten Hoffnung. Und diese Hoffnung möchte ich auf den Weg mitnehmen. Der Weg von Lissabon bis Porto ist als Pilgerweg kaum bekannt. Ab Porto wird es dann anders. Ich gehe der Küste entlang, weil ich mich ganz einfach nach der Weite des Meeres sehne und am Rauschen des Wassers ein bisschen dahinträumen möchte. Die Urlauber sind nachhause gefahren, die Strände zum großen Teil leer, und ich genieße das Gehen. Es dauert mehr als einen Tag, bis ich aus der Bucht so richtig heraus bin und die Wegrichtung von Westen in einer erhabenen Kurve nach Norden wechselt. Und sehr schnell beginnen die Steilküsten, und die Wellen nehmen zu. Der Weg wird anspruchsvoller, dafür die Aussicht umso schöner. Zum großen Teil ist man auf Steilküsten unterwegs, muss dann wieder Gräben hinunter, wenn ein Bach über Jahrtausende hin kleine Täler ausgespült hatte. In «Cabo da Roca» erreiche ich den westlichsten Punkt Europas. Die Neue Welt sehe ich nicht ;). Ein Magnet für Tagesausflügler. Auf einer riesigen Steinsäule ist oben ein großes Kreuz irgendwie schwebend der Säule vorgesetzt, so als wollte das Kreuz hinaus auf das Meer, dorthin auf alle Fälle, wo im Meer der Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit Menschen unterzugehen drohen. Das Kreuz von Cabo da Roca belgeitet mich am Weg. Es ist leider so ein bisschen aus unserem Alltag gestrichen. Ja, leider ist auch zu oft damit gedroht worden. Aber es steht schon für Glaube, für Hoffnung, für Liebe. Und alle drei brauche ich ganz einfach für mein Leben. Bin sehr froh, dass ich glauben kann und darf. Es gibt kaum Schöneres, als sagen zu können: «Ich glaube dir» und «Ich glaube an einen Gott.»

Bis Nazare bleibe ich mehr oder weniger am Meer, dazwischen führt der Weg direkt durch Sandstrände, da zieht man die Schuhe aus, wandert barfuß ein paar hundert Meter, später gehts wieder auf Asphalt weiter. Man muss halt schauen, dass nicht allzuviel Sand in den Schuhen die Füße aufreiben. Es ist ein schönes, aber anstrengendes Wandern. Von Nazare mache ich mich ins Landesinnere auf und nehme einen Umweg über Fatima und Coimbra. Ziemlich erledigt komme ich irgedwie in Fatima an, ein Magen-Darmvirus ist vermutlich das Ergebnis, meinem Körper zuviel zugemutet zu haben. In Fatima liege ich zwei Tage mehr oder weniger in meinem Quartier, das in unmittelbarer Nähe zum Heiligtum von Fatima gelegen ist. Am 2. Tag gehe ich eine Runde durch die riesige Anlage. Wie immer man dazu steht, beeindruckend ist, mit welcher Sehnsucht da Menschen herkommen, ganz einfach mit dem großen Wunsch nach Heilung, und ich glaube nicht nur nach körperlicher Heilung, viele suchen auch Heil für ihre Seele. Ich zünde eine Kerze an.

Da an Gehen nicht zu denken ist, nehme ich den Bus nach Coimbra, liege dort einen weiteren Tag. Dann schaue ich mir eine der ältesten Universitäten Europas an. Schon vor vielen Jahren habe ich mir vorgenommen, dieses Bauwerk zu besuchen. Das Buch: «Die letzte Geschichte des Miguel Torres da Silva» machte mich dafür neugierig. Ich habe dieses Buch auch unseren Lehrer:innen einmal zum Schulbeginn geschenkt, weil darin in einer ganz besonderen Weise über die Ganzheit des menschlichen Lebens gesprochen wird. Es gibt nicht nur Zahlen und Fakten, sondern eben auch Geschichten. Und es sind schon die Geschichten, die uns Menschen auch ausmachen. Es geht nicht einfach nur ums Funktionieren. Genau diese unsere Geschichten gehören ins Leben, in den Alltag und nicht ins Kästchen des Verdrängens. Jeder möchte im Leben vorkommen. Es wird gefährlich, wenn das so gar nicht mehr ist.
Von Coimbra aus habe ich den Weg gestärkt fortsetzen können. Bin jetzt schon wieder den dritten Tag unterwegs, habe aber auch gelernt, mehr Pausen einzulegen und mit auf dem Weg sind immer zwei Banannen, naja, man müsste ja nur auf die Artgenossen schauen. In zwei oder drei Etappen werde ich in Porto sein. Dann ist das einsame Pilgern, das ich jetzt erleben darf, vermutlich vorbei.

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Foto: Cityfoto
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