Interview mit Sonja Marth
Neue Leiterin für Arbeitsmarktservice Stegersbach
Sonja Marth hat die Nachfolge von Manfred Herist als AMS-Leiterin in Stegersbach angetreten.
BEZIRKSBLATT: Wie stellt sich der Arbeitsmarkt im Bezirk Güssing aktuell dar?
MARTH: Wir haben schon das ganze Jahr 2019 rückläufige Arbeitslosenzahlen, der Rückgang schwächt sich allerdings etwas ab. Aktuell sind 670 Arbeitslose vorgemerkt, dazu kommen 148 Personen in Schulungen.
Welche Personengruppen fallen da besonders ins Auge?
Rund 30 % der Arbeitslosen haben gesundheitliche Einschränkungen, die Zahl nimmt zu. Fast die Hälfte der Personen sind über 50 Jahre alt, da spielen die Einschränkungen bei der Frühpensionierung und die Erhöhung des Pensionsantrittsalters herein. Diese beiden Gruppen sind schwerer zu vermitteln. Bei einer einmal eingetretenen Arbeitslosigkeit finden sie relativ schwer wieder eine neue Arbeitsstelle. Die Eingliederungsbeihilfe des AMS soll ein Anreiz für Unternehmen sein, vor allem Ältere einzustellen.
Wie ist die Situation bei arbeitslosen Frauen im Bezirk?
Ihr Anteil nimmt leicht zu. Schwierig ist es beispielsweise für Wiedereinsteigerinnen nach der Kinderpause. Im Einzelhandel werden fast nur noch Teilzeitkräfte eingestellt. Auch die Mobilität spielt eine Rolle. Versuchen Sie einmal, mit dem Bus aus dem Pinkatal zu bestimmten Zeiten zur Arbeit nach Güssing zu kommen.
In welchen Branchen sind die Berufschancen aktuell am besten?
Die größte Nachfrage nach Personal herrscht im Einzelhandel, in der Gastronomie und in der Metallbranche. Auch Elektro-, Installations- und Holzbranche suchen ständig Leute. Reine Bürojobs werden von jungen Leuten zwar gerne nachgefragt, von denen gibt es bei uns im Bezirk aber nur wenige.
Wie versucht das AMS, in diese Branchen zu vermitteln?
Wir versuchen, Frauen zu motivieren, eine Ausbildung in technischen Berufen zu machen. Viele Tätigkeiten in der Metallbranche sind ohne Probleme von Frauen zu bewältigen. Eine andere Möglichkeit sind Lehrlings-Castings, wo wir Jugendliche und Arbeitgeber zusammenbringen. Am 28. Jänner 2020 findet das nächste statt.
Wie ließe sich die Lehre für Jugendliche attraktiver machen?
Manche Firmen sponsern beispielsweise ein Moped oder den Führerschein. Vor allem müssten die Pflichtschulen früher ansetzen, Lehrberufe vorzustellen. Die meisten Kinder haben keine Vorstellung von der Vielfalt der Lehre. Oft sind es auch die Eltern, die die Kinder zur Matura drängen. Ich glaube auch, dass es zielführender wäre, wenn die Berufsschulen erst mit allgemeiner Theorie beginnen und dann erst die ersten Praxiseinheiten folgen.
Wie schaut der Lehrstellenmarkt derzeit aus?
Im Bezirk Güssing haben wir 24 Lehrstellensuchende und 30 offene Stellen, vor allem in Metall, Einzelhandel und Gastronomie.
Welche Zukunftstrends für unseren Bezirk stimmen Sie zuversichtlich?
Ich glaube, dass sich der Bau der S7 positiv auswirken wird. Allerdings müssten die Busverbindungen nach Graz dringend verbessert werden.
Zur Person: Sonja Marth
Wohnort: Güssing
beim AMS seit 1990
Leiterin des AMS Stegersbach seit 1. Juli 2019, zuvor geschäftsführende Leiterin
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