80 verschiedene Flechtfrisuren und 2.000 Achterl
70.000 Kilometer, 100 Events und 2.000 edle Tröpfchen in zwei Jahren: Kurz vor ihrem "prickelndem Abgang" als Steirische Weinhoheit, sprach die WOCHE mit Elisabeth Kohl über ihre Leidenschaft zum steirischen Rebensaft, ihre "Trinkfestigkeit" und die nötige Ausdauer, die eine Weinhoheit mitbringen sollte.
Zwei Jahre lang war Elisabeth Kohl aus Großwilfersdorf als Steirische Weinhoheit Botschafterin für den Steirischen Rebensaft. Im Rahmen der Steirischen Weinwochen in Gamlitz wird sie am 18. August die Krone an ihre Nachfolgerin abgeben. Die WOCHE bat die 21-jährige Vollblutwinzerin zum Gespräch.
WOCHE: Dein Fazit nach zwei Jahren Weinhoheit - würdest du das Amt nochmals übernehmen?
Elisabeth Kohl: Ich würde mich sicher nochmal bewerben. Man kommt viel herum, lernt viele neue Leute kennen, kommt auf Veranstaltungen, die man privat vielleicht gar nicht besuchen würde. Natürlich ist das Amt auch sehr zeitintensiv, aber man lernt auch viel über sich selbst.
Was hast du über dich gelernt?
Dass ich keine Angst haben muss vor anderen Menschen zu sprechen oder Reden zu halten. Mit jedem Auftritt wird man selbstbewusster. Auch gegenüber den Fotografen.
Was hast du als Weinhoheit alles erlebt, wo bist du rumgekommen?
Ich bin als Weinhoheit wohl auf über hundert Veranstaltungen aufgetreten. Vom Jägerball und der "Fete Impériale" in Wien, über das "Steirisch Herbstln" in München, bis zu regionalen Veranstaltungen wie die "Hundert besten Weine" in Loipersdorf oder dem "Weinkulinarium" in Fürstenfeld.
Was waren deine Aufgaben dabei?
Die Aufgabenbereiche waren sehr vielfältig. Im Vordergrund stand natürlich die Vermittlung von Informationen rund um den steirischen Wein. Aber auch Preise an herausragende Winzer zu überreichen, oder Weinlesen standen, vor allem im Herbst an der Tagesordnung. Ich durfte sogar einmal Kernölpressen oder nach alter Tradition mit den Füßen Wein pressen.
Bei so vielen Veranstaltungen wächst sicher auch der Kilometerstand?
Definitiv. Wenn man nach Tirol oder Bayern fahrt, dann sind das schon einige hunderte Kilometer. In den zwei Jahren sind es insgesamt so um die 70.000 gewesen, die wir durch Österreich und über die Bundesgrenze hinaus gefahren sind.
Wie trinkfest muss man als Weinhoheit eigentlich sein? Bei 100 Veranstaltungen, wie oft wurde da in den zwei Jahren angeprostet?
Naja, dass war eher ein Kosten als Trinken. Meistens ist man ja selbst mit dem Auto unterwegs, und da bleibt es dann eher beim Probieren. Geschätzt würde ich sagen, dass ich als Weinhoheit bis zu 2.000 Weine verkostet habe.
Ich habe gehört, dass du bei deinen kunstvollen Flechtfrisuren besonders viel Kreativität walten ließt?
Das stimmt. In den zwei Jahren habe ich sicher so um die 80 verschiedene Flechtfrisuren getragen. Die meisten habe ich mir selbst geflochten. Ab und zu, für Bälle oder Großveranstaltungen, ging es auch zum Friseur.
Am 18. August gibst du deine Krone als Steirische Weinhoheit ab. Wird sie dir fehlen?
Mit Krone bin ich bei Veranstaltungen immer recht schnell aufgefallen. Das wird mir glaube ich nicht so abgehen. Ich werde es wohl genießen wieder mal "inkognito" ein Weinlesefest oder dergleichen zu besuchen.
Ganz nach dem Motto "Krone vergeht - Leidenschaft besteht", wird man dich auch weiterhin auf Veranstaltungen rund um den Wein antreffen?
Ganz genau. Ich habe viele neue Veranstaltungen kennen gelernt, die ich entweder privat oder auch mit in Vertretung unseres Weingutes besuchen werde.
Wird die Kronenübergabe auch bei euch am Weingut zelebriert?
Die Kronenübergabe selbst nicht. Die findet im Rahmen der Steirischen Weinwochen in Gamlitz statt. Aber es wird eine Charity-Veranstaltung zum "prickelnden Abgang" meinerseits am 13. August beim ehemaligen Buschenschank Gutl in Radersdorf geben.
Was wird die Gäste dort erwarten?
Als Absolventinnen der Fachschule Silberberg möchten meine Weinhoheiten-Kollegin Madeleine und ich, die Aktion "Silberberg für Silberberger" unterstützen. Der Erlös kommt bedürftigen Familien der Region, bzw. im Konkreten unseren ehemaligen Lehrer aus Silberberg zu Gute, der an "ALS" erkrankt ist. Wir möchten in den letzten Tagen, in denen wir die Krone tragen nochmal etwas Gutes tun, und mit dem Geld seine Familie unterstützen, um das Haus barrierefrei umzubauen.
Zur Person
Name: Elisabeth Kohl
Alter: 21 Jahre
Wohnort: Großwilfersdorf
Ausbildung/Beruf: Abschluss an der Fachschule für Weinbau in Silberberg, Lehrgang Weinmanagement an der Weinbauschule Krems.
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