Gesundheit und Sport
Absolut untrendig - rote Karte für Snus

Snus, Skruf, Nic-Bags oder Pouches - Oral-Nikotin erobert auch Tirol.  | Foto: Foto: Pixabay
  • Snus, Skruf, Nic-Bags oder Pouches - Oral-Nikotin erobert auch Tirol.
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Eine Szene aus dem Tiroler Unterhausfußball. Rasch steckt sich der Spieler vor dem Einlaufen auf den grünen Rasen noch ein kleines Lutschsäckchen in den Mund. Seine Hoffnung: durch die hohe, schnell aufgenommene Dosis Nikotin eine Schärfung der kognitiven Wahrnehmung und der Reaktion, eine Anregung des Kreislaufs, eine Förderung der mentalen Leistungsfähigkeit und dadurch einen Extra-Energiekick. Die Realität: die hohe Nikotindosis dockt schnell im Hirn am Belohnungszentrum an und beschert ein starkes Glücksgefühl. Zusammen mit den ausgeschütteten Stresshormonen im Körper glaubt man kurzzeitig, Bäume ausreißen zu können. Dem ist aber nicht so.

INNSBRUCK (hege). Auch in Tirol hat sich das Oral-Nikotin in der Sportszene einen Namen gemacht. Das sogenannte Lifestylemittel ist vor allem bei den Jungen ein Thema. "Manche finden es cool, manche machen es, weil es andere machen und wieder andere machen es aufgrund des Nikotins", schildert ein Beobachter der Szene. Zu Beginn war vor allem im Eishockeysport das Lutschsäckchen im Trend, inzwischen hat sich der rauchfreie Tabak, dessen Nikotin über die Mundschleimhäute in den Körper gelangt, auf zahlreiche andere Sportarten ausgeweitet.

Gesundheitliche Folgen von Snus

Auch wenn dem Beuteltabak ein vergleichsweise guter Ruf voraus eilt: Snus ist genauso ungesund wie Rauchen oder andere Drogen auch. So werden folgende Gesundheitsrisiken diskutiert:

  • erhöhtes Krebsrisiko: Durchschnittlich stecken in einer Portion Snus 28 krebserregende Stoffe.
  • Abhängigkeit: Snus macht schneller abhängig als Rauchen.
  • Entzündungen der Mundschleimhaut an den Stellen, wo Snus hineingedrückt wird
  • Bauchschmerzen
  • Zahnfleischrückbildungen, brennendes Zahnfleisch
  • verfärbte Zähne und Zahnausfall
  • Stresssituation für den Körper: Nikotin setzt im Körper Stresshormone frei, die den Körper in eine Art „Überlebenskampf“ versetzen – das kann sich in Form von Zittern über Übelkeit bis zu Schweißausbrüchen äußern
  • verlängerter Heilungsprozess bei Verletzungen
  • Vitaminräuber: Durch Mangelsituationen an Vitaminen treten dann wiederum andere Symptome wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen ein.

Information ausbauen

Schulen und Sportvereine sind in ihrer Handhabe gegen das Oral-Nikotin gefordert. Verbote sind schwer zu überprüfen, vereinsinterne Betriebsblindheit ("Snus ist bei uns kein Thema.") hochgradig gefährlich. In der Schweiz hat sich das Projekt "coolandclean" intensiv mit dem Problem befasst und eine Infoblatt mit dem Titel "Snus: Hände weg!" herausgegeben. Das Jugendarbeitsmagazin "zb" für Tirol und Südtirol hat sich im vergangenen Dezember des Rauchens angenommen. Mit einer breiten öffentlichen Diskussion soll auf die vielfältigen Gefahren und vor allem auf den Suchtfaktor hingewiesen werden.

Dopingmittel

Die Antidopingagentur NADA hält dazu fest: "Die unter anderem auch in Zigaretten enthaltene Substanz Nikotin steht zwar nicht auf der Verbotsliste, wurde aber mit 1. Jänner 2012 in das Monitoring Programm der WADA aufgenommen. Ein allfälliges Verbot von Nikotin würde vor allem auf den Missbrauch in Form von Snus-Tabak, der zwischen Zahnfleisch und Oberlippe geklemmt wird, abzielen. Die Analysemethoden müssten somit eine entsprechende Unterscheidung ermöglichen."

Wie entsteht Snus? Der erste Schritt in der Fertigung ist die Zerkleinerung. Nach der Mischung des gemahlenen Tabaks, erfolgt die Zubereitung. Salz und Wasser werden beigegeben; das Salz dient nicht nur dem Geschmack, sondern hat konservierende Eigenschaften. Nach dem Erwärmungsvorgang wird der Snus abgekühlt und es werden die weiteren Bestandteile hinzugegeben.

Mit Nikotin, aber ohne Tabak

Der Verkauf von Snus ist in Schweden erlaubt. Der Onlineverkauf in EU-Länder ist untersagt. Für den Eigenbedarf ist der Besitz erlaubt. Seit einigen Monaten gibt es mit "Nic-Bags" und "Pouches" Alternativprodukte auf dem heimischen Markt. Die Produkte enthalten Nikotin, aber keinen Tabak. So wird auf einer Internetseite geworben: "tabakfreie Nic-Bags mit Nikotin und einem frischen Minz-Geschmack". Als Zutaten werden angeführt: Pflanzenfasern, Wasser, Feuchthaltemittel (E422, E1520), Salz, Nikotin, Aromen, Ammoniumchlorid (E510), Natriumcarbonat (E500).

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