Drohender Ärztemangel trifft zuerst den ländlichen Raum
In Tirol wird der Ärztemangel für manche Regionen schon bald bedrohlich. Die Tendenz zunehmender Abwanderung und Pensionierungen von Ärzten lassen eine Welle offener Fach- und Landarztstellen leicht prognostizieren.
„Schuldzuweisungen helfen uns in dieser ernsten Angelegenheit nicht weiter. Hier braucht es rasche Handlungsmaßnahmen und eine gemeinsame Strategie, um Haus- und Facharztstellen in Tirol möglichst attraktiv für gut ausgebildete Ärzte zu halten“, so Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr. Hermann Bahr setzt sich seit Jahren um den Erhalt von Landarztstellen ein.
Den ländlichen Raum trifft der Ärztemangel zuerst
Bei einem Gespräch zwischen dem obersten Vertreter der Tiroler Ärztekammer, Präsident Dr. Artur Wechselberger, und Hermann Gahr sind sich beide einig, dass ein Ärztemangel zuerst den ländlichen Raum betrifft. Hier wird dann eine angemessene medizinische Versorgung nicht mehr möglich sein. Es müssten auf bundespolitischer Ebene bald Entscheidungen - den Tiroler Forderungen entsprechend - getroffen werden, so Gahr und Wechselberger.
Sicherung der Zahl der Hausärzte
„Um die ärztliche und medikamentöse Versorgung am Land sicherzustellen ist es dringend notwendig, den Bestand an Hausärzten zu halten und deren Nachfolge sicherzustellen“, so NR Hermann Gahr. Gleichzeitig bräuchte es öffentliche Apotheken und Landärzte mit Hausapotheken. Die Bevölkerung im ländlichen Raum könne auf eine dezentrale ärztliche Versorgung nicht verzichten. Derzeit können zehn von zehn freien Facharztstellen nicht nachbesetzt werden.
Erhalt der Hausapotheken
„Die Medikamentenversorgung hat sich an den Bedürfnissen der älteren Menschen, Frauen mit Kleinkindern, Personen mit Behinderung und Kranken, die über eine eingeschränkte Mobilität verfügen, zu orientieren“, fordert Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger. Er richtet seine Kritik an die gesetzlichen Kilometerbegrenzungen. Diese dienen dem Schutz der öffentlichen Apotheken.
Es gibt zu diesen starren Kilometerbegrenzungen eine Klarstellung des EuGHs, der 2014 in der Anwendung unflexibler Regelungen bezüglich der Mindestentfernung zwischen Apotheken eine Gefahr sah. Durch diese Regelung könne ein angemessener Zugang zur Medikamentenversorgung nicht gewährleistet werden. Gerade der ländliche Raum ist durch diese Regelung besonders häufig betroffen.
Aktuell sind in Tirol zehn Hausapothekenstandorte gefährdet.
Seit 2000 sind in Österreich 100 Hausapotheken aufgrund der Kilometerbegrenzungen geschlossen worden. Aktuell gibt es in Österreich nur mehr 850 Hausapotheken. In Tirol sind es nur 66.
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