Umbaumaßnahmen
Altstadt-"Fleckerlteppich" sorgt für viel Kritik

Zurzeit sind in der Altstadt Innsbruck verschiedene Bodenbeläge zu sehen.  | Foto: Lisa Kropiunig
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Dass der Boden der Altstadt derzeit aus verschiedenen Oberflächen besteht, und die Umbaumaßnahmen voraussichtlich noch bis 2026 dauern werden, löst Unmut bei verschiedenen Fraktionen in Innsbruck aus.

INNSBRUCK
. Der Bodenbelag der Innsbrucker Altstadt ist zurzeit eine Mischung aus Pflastersteinen und Asphalt. Diese Tatsache und die Verlängerung der Umbaumaßnahmen rücken die Politik in ein schlechtes Licht. Von vielen Seiten stößt die derzeitige Situation auf wenig Verständnis und Stadträtin Uschi Schwarzl und Bürgermeister Georg Willi werden für die Umsetzung des Umbauprojekts in der Altstadt stark kritisiert. 

Verein fordert Mitspracherecht

Der Innsbrucker Zentrumsverein hat sich dafür eingesetzt, dass der Umbau der Altstadt während der Coronazeit beginnt. Dieses Ziel wurde auch erreicht, jedoch gerät der Bau nun ins Stocken. Der neue Bodenbelag wird erst 2024 verlegt und somit steht die Baustelle 2023 mehr oder weniger still. Erst 2026 rechnet die Politik mit einem Abschluss des Projekts. Der Verein kritisiert jedoch nicht nur die Dauer des Umbaus, sondern auch, dass der zeitliche Bauplan "im stillen Kämmerchen verabschiedet wurde" und weder der Verein noch die Anwohnerinnen und Anwohner miteinbezogen wurden. Obmann Michael Perger betont: 

"Es wäre wichtig, alle Stakeholder wie Hausbesitzer, Anwohner, Bewohner, Mieter und Unternehmen ins Boot zu holen. Diese wurden alle bei dem Projekt ausgespart und das ist das große Problem."

Befürchtet wird, dass der Bodenbelag in der Altstadt für ein unschönes Erscheinungsbild sorgt. | Foto: Lisa Kropiunig
  • Befürchtet wird, dass der Bodenbelag in der Altstadt für ein unschönes Erscheinungsbild sorgt.
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Wer ist von der Situation betroffen?

Laut dem Innsbrucker Zentrumsverein ist die derzeitige und zukünftige Situation in der Altstadt nicht nur für die dort ansässigen Unternehmen und die Anwohnerinnen und Anwohner ein Problem, sondern sorgen auch für ein unattraktives Bild der Tiroler Hauptstadt.

"Im Grunde genommen sind bei diesem Projekt alle Unternehmen betroffen, wo die Straßenzüge noch nicht wieder hergestellt wurden oder neu gepflastert sind. Konkret wäre das die Achse Herzog-Friedrich-Straße, die Hofgasse, die Pfarrgasse und die Kiebachgasse",

erklärt Obmann des Innsbrucker Zentrumsvereins Michael Perger.

"Das Problem bei den Baustellen ist, dass die Gastronomie und vor allem der Handel darunter leidet. Geschäfte sind über Jahre hinweg mit Baustellen konfrontiert und erreichen einfach weniger Kunden, so entsteht ein wirtschaftlicher Schaden für die Betreiberinnen und Betreiber. Mir und dem Verein geht es um die Qualität für unser Innsbruck. "

so Michael Perger weiter.

Die Politik hält dagegen

Auf die Vorwürfe des Innsbrucker Zentrumsvereins, dass jede Fraktion der Altstadt außen vor gelassen wurde, reagiert Stadträtin Uschi Schwarzl wie folgt:

"Von stillem Kämmerlein kann keine Rede sein – da von der politischen Mehrheit in der Altstadt-Steuerungsgruppe gegen den Willen von BM Willi und mir eine permanente Teilnahme eines Vertreters / einer Vertreterin des Zentrumsvereins nicht gewünscht war. Ich habe am 29.03.2023 gemeinsam mit Stadtplanung und Tiefbau eine Infoveranstaltung für Zentrumsverein, Stadtmarketing und Tourismusverband durchgeführt, um diese bei der Steinauswahl für die Kategorie 2 einzubinden. Von unserer Seite aus wurde also aktiv versucht miteinzubinden, wo es uns möglich war."

Und auch die Kritik an der Planung und Umsetzung weist Uschi Schwarzl von sich – laut ihr kann der Umbau nur schrittweise umgesetzt werden:

"Ein allfälliger Strategiewechsel, wie ihn der Zentrumsverein indirekt fordert, würde abschnittsweise Sperren der Altstadt erfordern. Zudem muss eine Route durch die Altstadt IMMER OFFEN sein. Eine Pflasterung der Kiebachgasse und Herzog-Friedrich-Straße lässt sich nicht im selben Jahr umsetzen. 2 Jahre Mindestbaudauer sind damit vorgegeben."

Markus Stoll von der Liste Für Innsbruck. Er meint, das Bauprojekt Altstadt wurde falsch angegangen. | Foto: Liste Für Innsbruck
  • Markus Stoll von der Liste Für Innsbruck. Er meint, das Bauprojekt Altstadt wurde falsch angegangen.
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Auf's Gas drücken

Es herrscht aber nicht nur beim Innsbrucker Zentrumsverein Unmut, sondern auch bei diversen politischen Fraktionen. Gerald Depaoli von "Gerechtes Innsbruck" beispielsweise kritisiert Stadträtin Uschi Schwarzl heftigst:

"Die Altstadt wird aufgrund des neuerlichen Totalversagens von Uschi Schwarzl, die mit ihrem Amt als Tiefbaustadträtin komplett überfordert ist, zu jahrelangen Dauerbaustelle, und das zum Nachteil der Innenstadtwirtschaft und des Tourismus."

Aber auch die Liste "Für Innsbruck" ist mit dem Geschehen rund um die Altstadt alles andere als zufrieden. GR Markus Stoll ist der Meinung, dass das Projekt ganz anders verlaufen hätte können und sollen:

"Das Projekt wurde nicht durchgeplant und durchgetaktet. Erst im Herbst wird die Ausschreibung der Oberflächen vorgenommen – das hätte bereits alles im Vorhinein gemacht werden können. Somit sind eigentlich unnötige Leerläufe entstanden und dies ist nicht zeitökonomisches Arbeiten."

Erst 2024 wird der endgültige Boden in der Altstadt verlegt. | Foto: Lisa Kropiunig
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Beeinträchtigung des Tourismus?

Das Erscheinungsbild einer Stadt spielt nicht nur für die Einheimischen eine Rolle, sondern ist vor allem in einer Stadt wie Innsbruck für den Tourismus wichtig. Der sogenannte "Fleckerlteppich" der derzeit in der Innsbrucker Altstadt zu sehen ist, sorgt laut dem Innsbrucker Zentrumsverein für ein "unerträgliches Erscheinungsbild". Zu diesem Thema äußerte sich GR Markus Stoll folgendermaßen:

"Wegen der Baustellen werden vermutlich nicht weniger Touristen kommen. Aber die Attraktivität ist nicht gegeben. Und das ist der springende Punkt. Wenn die Baustelle früher fertig ist und abgebaut werden kann, dann ist das ein Vorteil für jeden, egal ob Gast, Einheimischer oder den Auftraggeber."

Die BezirksBlätter Redaktion hat zu diesem Thema die Geschäftsführerin des Innsbrucker Tourismusverbandes, Barbara Plattner, um eine Stellungnahme gebeten. Sie meint:

"Baustellen sind immer belastende Situationen für die Umwelt und das Umfeld, sie sind aber zugleich notwendig für die Weiterentwicklung einer Stadt. Nach den letzten Jahren, die von Baustellen geprägt waren, ist die Aussicht, dass mit dem Abschluss der Pflaster-Arbeiten in der Altstadt im Jahr 2026 zu rechnen ist, verständlicherweise für die Betroffenen wenig erfreulich. Dieser Zeithorizont war auch uns bisher nicht bekannt. Insgesamt wäre es begrüßenswert, wenn geplante Projekte in so kurzer Zeit als möglich umgesetzt werden. Zugleich gibt es bei Touristinnen und Touristen aus aller Welt schon auch Verständnis für die Notwendigkeit von Baumaßnahmen, wenn sie nachvollziehbar sind."

Bäume, konsumfreie Sitzplätze, Pflasterung

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