Innsbruck als Vorreiter
Auf der Suche nach den Kriegsrelikten

Entschärfung der Bombe im September 2021 in der Leopoldstraße. | Foto: zeitungsfoto.at
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Ob Altstadt, Bozner Platz oder Südring: Innsbruck hat in Sachen Projektvorbereitung und Erhebungsarbeiten bei Bauvorhaben eine Vorreiterrolle. Seit Jahren setzt vor allem die IKB auf die Untersuchung des Bodens nach Kriegsrelikten aller Art. Aber auch die IVB hat für das Projekt "Sanierung Südring" ein Gemeinschaftsprojekt für die Kriegsrelikteuntersuchung koordiniert.

INNSBRUCK. Am 15. Dezember 1943 startete die 15. US-Luftflotte den ersten und verhängnisvollsten von insgesamt 22 Angriffen auf Innsbruck. 48 B.17 („Fortress“) Bomber und 39 P.38 Jäger warfen 126 Tonnen Bomben über Innsbruck ab. Die Bilanz war verheerend: 269 Tote, 500 Verwundete, 1.627 Obdachlose, 45 Häuser total zerstört, 92 mittelschwer und 203 leicht beschädigt. Am Ärgsten in Mitleidenschaft gezogen wurden die Stadtteile Wilten mit 336 und die Innenstadt mit 127 Schadensfällen. Der erste Innsbrucker Bürgermeister der Zweiten Republik, Anton Melzer, stellte rückblickend fest, dass der Tod und das Grauen Triumphe gefeiert habe.

Die Bombardierung von Innsbruck im Zweiten Weltkrieg | Foto: TIRIS
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Kriegsrelikteuntersuchungen

Jahrzehnte später sind die Bombenangriffe immer noch ein großes Thema. Vor allem bei Bauarbeiten werden Blindgänger und andere Kriegsrelikte vorgefunden. Untersuchungen vor Baubeginn sollen die Gefahren minimieren. So haben die IKB sowohl bei der Großbaustelle in der Altstadt als auch bei den Leitungsverlegungen am Bozner Platz auf Experten zurückgegriffen. Die IVB setzt beim Projekt „Sanierung Südring“ auf eine entsprechende Voruntersuchung. Bei dem Projekt handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Landes, der Landeshauptstadt und der Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH (IVB). Betroffen ist der Bereich der Landesstraße B 174 zwischen Leopoldstraße und Andreas-Hofer-Straße. Neben der Fahrbahn der Landesstraße muss aufgrund des schlechten Zustands auch die Gleisstraße des öffentlichen Personennahverkehrs inklusive der Haltestelle „Cineplexx“ spätestens ab dem Jahr 2024 saniert werden. Im Zuge dieser Bauarbeiten können auch neue Gehwege und Radwege geschaffen entlang des Südrings geschaffen werden. „Laut den Aufzeichnungen der Kriegsreliktekarte liegt dieser Bereich teilweise in der roten und teilweise in der gelben Zone. Aus diesem Grund ist eine detaillierte Kriegsrelikteuntersuchung erforderlich“, erläutert StR Uschi Schwarzl

Bombardierung der Altstadt 1943 - 1945. | Foto: TIRIS
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Fliegerbomben

Im Jänner 2012 wurde bei Grabungsarbeiten eine 250 kg schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Von den Evakuierungsmaßnahmen war Wohnungen, Arzt- und Anwaltspraxen, die Landeshypothekenbank und Teile des Neuen Landhauses rund um den Bozner Platz betroffen. Zum Vorschein kam der Fund bei Kanalgrabungsarbeiten. Der Zünder dürfte sich nach ersten Einschätzungen der Experten im Lauf der letzten Jahrzehnte zersetzt haben. Das Haus Bozner Platz 4 wurde bereits beim 1. Luftangriff stark beschädigt. An der Nordfassade des Gebäudes sind noch drei Fenster des Luftschutzkellers sichtbar. Am 28.09.2021 um 13.20 Uhr wurde in Innsbruck am Südring im Bereich der Leopoldstraße durch einen Bagger ein metallischer Gegenstand, welcher sich als 250 kg Fliegerbombe herausstelle bei Bauarbeiten angeschlagen. Der Entminungsdienst konnte die Bombe entschärfen.

Alter Tankkessel im Boden, Bauschutt in den Bombentrichtern

Knochenfunde

Seitens der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG werden bei jedem Projekt – so auch in der Altstadt – im Zuge von Projektvorbereitungen zahlreiche Erhebungsarbeiten u.a. auch vom Bundesdenkmalamt und zusätzlich Baugrunduntersuchungen durchgeführt. Dabei wird zwischen grabenlosen Untersuchungsmethoden und sogenannten Erkundungsgrabungen mittels Suchschlitzen unterschieden. Die Fachfirma setzt Spezialgeräte ein, mit denen Kriegsrelikte geortet werden können. Diese Untersuchung wurden auch in der Altstadt durchgeführt.

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