Aufsichtsjägerkurs: Die Ausbildung sei "hart aber herzlich" – eine Reportage

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Vermeintliche Stille füllt den Raum, in dem der Kurs für die angehenden Jagdaufseher abgehalten wird. Hie und da hört man ein leises Blättern, vielleicht ein Räuspern oder das Rascheln einer Jacke. Zu hören ist die Geräuschkulisse vollster Konzentration, darüber liegt die Stimme von Revierjäger Maximilian Kofler. Er referiert gerade zum Thema „Federwild“.
Der Stundenplan für den Jagdaufseherkurs umfasst Lehreinheiten zu den Themen Jagd-, Natur- und Tierschutzrecht, Cerviden, Waffen- und Forstkunde, Boviden und Murmeltiere, Wildkrankheiten, Jagdbetriebslehre und jagdlicher Schriftverkehr, Jagdhunde, Abschussplan, Federwild, Raubwild, Jagd-ethik und Wildfleischverordnung. Abgehandelt wird „der Stoff“ in zwei Wochen an je sechs Tagen, jeweils von 8:00 bis 17:20 Uhr. Eine Woche nach Kursende verbleibt den rund 80 Teilnehmern zusätzlich, um für die Prüfung zu lernen.

Die eigene Erfahrung
„Der Kurs ist intensiv, aber sehr gut aufbereitet. Trotzdem muss ich die Inhalte täglich wiederholen, damit ich für die Prüfung gut vorbereitet bin“, erzählt eine Teilnehmerin in der Pause. Ihre Familie wäre im Besitz einer Eigenjagd, es sei nun der Zeitpunkt der Nachfolge gekommen, was sie dazu bewogen hat, die Prüfung zur Jagdaufseherin abzulegen. Die Jagd begleitet die Tirolerin schon von Kindesbeinen an, ihr aktiver Erfahrungsschatz im Revier kann sich sehen lassen. Es gibt aber auch Teilnehmer, die den Kurs aus reinem Interesse besuchen. Wer später allerdings als Jagdschutzorgan aktiv sein möchte, braucht eine umfangreiche Praxiserfahrung im Revier. „Jeder irrt sich, wenn er glaubt, der Jagdaufseherkurs wäre sozusagen ein Jungjägerkurs ‚reloaded‘. Zukünftig müssen die Teilnehmer einen Praxisnachweis vorlegen. Außerdem ist es für die Jagdaufseher auch erforderlich, sich regelmäßig fortzubilden. Dazu wird der TJV unterstützend ein attraktives Angebot erstellen“, erklärt Kursleiter Mag. Martin Schwärzler.
Draußen scheint die Sonne, der Frühling zeigt sich an diesem Tag wieder einmal von seiner besten Seite. Für einen Außenstehenden ist es erstaunlich, wie aufmerksam, motiviert und interessiert die Teilnehmer den Worten der Referenten folgen. Die Kurs-teilnehmer lassen sich nicht ablenken, sie halten ihre Gedanken im Zaum und malen sich nicht aus, was sie draußen alles machen könnten, anstatt drinnen Theorie zu pauken. Sie loben den praxisnahen Unterricht, schätzen vor allem die einschlägigen Anekdoten der Referenten. „Wer das, was er uns erzählt, auch lebt, gibt sein Wissen viel effizienter weiter. Das Zuhören und Lernen ist dann nicht anstrengend, sondern festigt sich wie von selbst. Wenn man so will, ist der Kurs ‚hart aber herzlich‘“, so ein Teilnehmer.

Referenten als Schlüsselfiguren
Um die Qualität des Jagdaufseherkurses zu gewährleisten, werden nur handverlesene Referenten zu den wichtigsten Themenbereichen der Jagd eingesetzt, getreu dem Motto: Nur Wildkunde zu vermitteln, reicht nicht aus. Die Referenten freuen sich ihrerseits über das Engagement und das rege Interesse seitens der Teilnehmer. „Es ist erstaunlich, wie aufnahmefähig die Kursteilnehmer noch sind. Der Wissensstand ist gut, allerdings erkennt man große Unterschiede zwischen jenen Teilnehmern, die viel im Revier unterwegs sind und jenen, die wenig Praxiserfahrung vorweisen können“, erklärt Maximilian Kofler. Auch er würde es begrüßen, wenn von den Teilnehmern des Jagdaufseherkurses zukünftig ein Praxisnachweis verlangt würde. Wenn alle Teilnehmer annähernd über die gleiche Erfahrung verfügen, könne man gezielter an das vorhandene Wissen anknüpfen, ergänzt Kofler.

Die Erfahrung der anderen
Teilnehmer aus ganz Tirol treffen beim Jagdaufseherkurs aufeinander. Eine angenehme Nebenerscheinung jeglicher Fortbildungsmaßnahmen ist der Austausch untereinander. Die Pausen werden von den Teilnehmern zwar sehr wohl zum Verschnaufen genutzt, die meisten Gespräche drehen sich aber um jagdliche Themen. Die Anforderungen an die Bewirtschaftung der Jagd unterscheiden sich – ob gleicher gesetzlicher Bestimmungen – beispielsweise zwischen Unter- und Oberland. Im Außerfern etwa gibt es die höchste Dichte an Berufsjägern, das heißt, dass es dort tendenziell größere Reviere gibt als etwa im Tiroler Unterland. „Auch wenn diese Gespräche nicht im Lehrplan vorgegeben sind, bedeuten sie einen erheblichen Zugewinn an Wissen“, erklären zwei Teilnehmer aus dem Tiroler Oberland.

Hinweis
Gemäß § 33 Abs. 2 des Tiroler Jagdgesetzes 2004 werden zur Jagdaufseherprüfung nur Personen zugelassen, die an einem zweiwöchigen Ausbildungslehrgang des Tiroler Jägerverbandes sowie an einem Lehrgang über Erste Hilfe teilgenommen haben und in den vorangegangenen fünf Jahren im Besitz einer gültigen Tiroler Jagdkarte gewesen sind. Nähere Informationen zum Thema „Aus- und Weiterbildung“ finden Sie auf www.tjv.at

Hier gibt's die aktuelle Ausgabe zum Nachlesen.

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