Alpenzoo
"Bei uns wird kein Tier geschlachtet"

Susi holt sich eine Kuscheleinheit vom Alpenzoo-Direktor, André Stadler, ab.
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  • Susi holt sich eine Kuscheleinheit vom Alpenzoo-Direktor, André Stadler, ab.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Es ist eigentlich die stärkste Zeit des Jahres, heuer bleiben aber die Besucher und Besucherinnen auf Grund von Coronamaßnahmen aus. Das STADTBLATT wollte wissen, welchen Einfluss das auf die Tiere hat und besuchte den Alpenzoo im "Schlafmodus". Die gute Nachricht: Am 15. Mai sperrt der Alpenzoo – unter Auflagen – wieder auf.

INNSBRUCK. Auch die Zoos kommen durch den Verlust von Ticketeinnahmen in finanzielle Schwierigkeiten. Verschiedene Tierparks greifen zu drastischen Mitteln. In Neumünster (Deutschland) etwa sollen Tiere geschlachtet werden, falls die finanziellen Mittel nicht mehr für Futter und Betriebskosten ausreichen. "So weit wird es bei uns nie kommen. Es wird kein Tier geschlachtet", erklärt Alpenzoo-Direktor André Stadler, der einen Tierpark mit 2000 Tieren auf 4,5 ha Fläche leitet.

Die Kühe suchen bei den Pflegern und Pflegerinnen Nähe

Trotzdem sind es herausfordernde Zeiten auch für den Alpenzoo. Die Besucher und Besucherinnen – Einheimische, wie auch Touristen – fehlen. In Innsbruck löst das Fernbleiben der Gäste verschiedene Reaktionen aus den Tieren aus. Die Gämse werden scheuer und erschrecken sich schneller, die Kühe suchen dafür die Nähe der Pfleger und Pflegerinnen und kuscheln sich regelrecht an sie heran. "Ihnen fehlen die Streicheleinheiten, die sie sonst von den Besuchern und Besucherinnen bekommen", klärt Stadler auf. Auch ist es für die Tiere ungewohnt, dass plötzlich weniger Menschen um sie herum sind. "Schließlich beobachten die Tiere auch uns, nicht nur wir sie. Jetzt ist es so, als ob jemand aus dem Fenster schauen würde und nichts passiert", veranschaulicht Stadler die Situation. An starken Tagen gehen dem Alpenzoo über 2.000 Gäste verloren. Genau zu einer Zeit, wenn es die ersten Jungtiere gibt: "Leider sieht das jetzt keiner. Das trifft uns hart, aber ich will nicht jammern. Wir alle stecken in einer ähnlichen Situation." 

"Acht Wochen Alpenzoo-Entzug"

Der Alpenzoo hat Glück. In den letzten Jahren wurde gut gewirtschaftet und es gibt Rücklagen, die die Institution für eine Weile über Wasser halten können. "Mir war wichtig, dass ich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen behalten kann und wir alle gesund bleiben", so Stadler, der seine Mannschaft in zwei Teams aufgeteilt hat, um bei einer eventuellen Erkrankung – die es bisher nicht gab – immer ein Reserveteam zu haben. Der Alpenzoo hat tägliche Betriebskosten von 8.000 Euro: "Da ist Strom, Futter und Personal beinhaltet. Die können wir nicht herunterfahren." Finanzielle Unterstützung bekam der Tierpark von den Freunden des Alpenzoos, die 40.000 Euro spendeten.

"Auch haben viele andere während den acht Wochen Shutdown an den Alpenzoo gedacht und eine Patenschaft für ein Tier übernommen. Ich bin sehr dankbar für die grandiose Rückmeldung der letzten Wochen."

Bei einem Aufruf zu einem Kindermalwettbewerb sind außerdem hunderte Zeichnungen eingetrudelt: "Zu sehen, dass die junge Generation den Alpenzoo schon vermisst, ist fantastisch. Die Kinder haben sich wirklich bemüht, um ihre Lieblingstiere zu zeichnen. Ein Kind hat den Bartgeier sogar mit echten Federn auf dem Papier ausgeschmückt." Abschließend hofft Stadler auf zahlreiche Besucher und Besucherinnen ab dem 15. Mai, darunter vor allem auf Einheimische. "Im Normalbetrieb haben wir 300.000 Gäste im Jahr. 50 Prozent davon sind Touristen und Touristinnen. Die werden uns natürlich fehlen, dafür haben die Einheimischen acht Wochen 'Alpenzoo-Entzug' gehabt. Außerdem sind wir eine gute Alternative für all die Veranstaltungen, die nicht stattfinden können", sieht er positiv in die Zukunft.

Auch auf die Kritik – Warum braucht es überhaupt einen Zoo? – hat Stadler eine schlagfertige Antwort: "Die Tiere sind Botschafter ihrer Art und nur was man kennt, schützt man auch. Woher sollen die Leute sonst wissen, wie toll ein Feuersalamander ist? Außerdem wildern wir auch Tiere aus. Ohne den Alpenzoo würde es zum Beispiel auch keine Steinböcke mehr geben."

Genaue Maßnahmen werden noch kommuniziert

Ob es Beschränkungen bezüglich Besucherzahlen geben wird, ist noch nicht klar. Die Indoor-Anlagen bleiben jedenfalls geschlossen und an der Kassa werden Umbauarbeiten für einen sicheren Ticketkauf stattfinden.

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