Theaterkritik Innsbruck
Die Wiedervereinigung der beiden Koreas

Festhalten und Losreißen: bei „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ dreht sich alles um die Flieh- und Anziehungskräfte innerhalb von (Liebes-)beziehungen | Foto: Christoph Tauber/Westbahntheater
2Bilder
  • Festhalten und Losreißen: bei „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ dreht sich alles um die Flieh- und Anziehungskräfte innerhalb von (Liebes-)beziehungen
  • Foto: Christoph Tauber/Westbahntheater
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Im Westbahntheater spielen sie das Stück "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas". Was alles im Namen der Liebe passiert, besprach unsere Theaterkritikerin Christine Frei.

INNSBRUCK. Das, was zwischen ihnen war, wird der Mann seiner an Demenz leidenden Frau erklären, das sei, wie wenn Nord- und Südkorea wieder ihre Grenzen füreinander öffnen. Es geht um Liebe – oder eher um das, wofür sie herhalten muss in Beziehungen, ob zwischen den Geschlechtern, Eltern und Kindern oder jenen Menschen, denen man seine Kinder anvertraut. In zwanzig fragmentarischen Sequenzen erzählt Joël Pommerat, der als inszenierender Autor in Frankreich längst Star-Status genießt, im Stück „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ über Menschen, die sich durch ihre unterschiedlichen Liebesbegriffe dramatisch aneinander reiben und wieder verlieren. Der ganz normale Liebes- und Lebenswahnsinn, den – so scheint es – niemand pointierter auf die Bühne bringen kann wie französische Autor:innen. In Irmgard Lübke, einer Meisterin des dichten Kammerspiels, was sie zuletzt 2018 bei der Inszenierung von Daniel Kehlmanns „Heilig Abend“ in Telfs eindrucksvoll unter Beweis stellte, hat Westbahntheater-Leiter Konrad Hochgruber die ideale Regisseurin für dieses reigenhafte Stück gefunden. Denn Lübke lässt das grandios spielende Ensemble folgerichtig zwischen feinsäuberlich angeordneten Stuhlensembles interagieren und um ihre jeweilige Position ringen. Und ganz so wie im richtigen Leben erlebt man den Abend als Wechselbad der Gefühle, ist mal berührt, dann wieder amüsiert, zuweilen auch ratlos, was wir Menschen einander im Namen der Liebe so alles antun: Dem Westbahntheater ist mit dieser Produktion einmal mehr ein berührender und bewegender Theaterabend gelungen.

Weitere Spieltermine "Die Wiedervereinigung der zwei Koreas"

14/15/16/21/22/23. Oktober 2022,
Beginn 20 Uhr, Sonn- und Feiertage 19 Uhr
Kartenreservierung:  Online reservieren oder unter 0676/4988025, Karten EUR 16,-/EUR 13,- (Schüler und Studierende)

Zum Stück "Die Wiedervereinigung der zwei Koreas"

Joël Pommerat wirft uns von einer heiklen Situation in die nächste, die Bühne steht unter Hochspannung. DIE WIEDERVEREINIGUNG DER BEIDEN KOREAS ist ein dynamisches Ensemblestück, das niemanden kalt lässt.
Joël Pommerat (*1963) wurde mit 18 Jahren Schauspieler und begann mit 23 Jahren regelmäßig zu schreiben. 1990 wurde sein erstes Stück, der Theatermonolog Le Chemin de Dakar, am Pariser Théâtre Clavel uraufgeführt. Mit dieser Produktion gründete er die Compagnie Louis Brouillard. Als Autor-Regisseur entwickelt er seine Stücktexte häufig zusammen mit den Schauspielern während der Proben. Sich selbst definiert er dabei als Autor der Aufführung („auteur de spectacle“) und die Mitglieder seiner Compagnieals Mitautoren. Seine Werke wurden u.a. mit dem Grand Prix de littérature dramatique, mit dem Prix Molière und dem Prix Beaumarchais ausgezeichnet.
2006 präsentierte das Theaterfestival in Avignon eine Werkschau seiner Inszenierungen. In Deutschland waren die Produktionen seiner Compagnie Louis Brouillard regelmäßig auf den Festivals.

Regie: Irmgard Lübke
Ausstattung: Marlene Lübke-Ahrens
Regieassistenz: Luzia Fessler
Lichtdesign & Technik: Beto de Christo/Luzia Fessler
Öffentlichkeitsarbeit und Fotos: Christoph Tauber
Gesamtleitung: Konrad Hochgruber
Aufführungsrechte: MERLIN VERLAG, Gifkendorf

Es spielen:
Maren Menzel, Andrea Praxmarer, Verena Rosenauer, Sonja Rudolf,
Michaela Schalk; Sandro Gusmerotti, René Orbini, Peter Schumacher

(Quelle: wesbahntheater.at)

Festhalten und Losreißen: bei „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ dreht sich alles um die Flieh- und Anziehungskräfte innerhalb von (Liebes-)beziehungen | Foto: Christoph Tauber/Westbahntheater
Und natürlich sind Eskalationen in Liebesangelegenheiten quasi miteinprogrammiert. | Foto: Christoph Tauber/Westbahntheater
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Alkoholkonsum geht nicht spurlos an der Gesundheit vorbei. Viele Tirolerinnen und Tiroler leben bereits mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. | Foto: unsplash/Anshu A (Symbolbild)
3

Alkoholismus
Was übermäßiger Alkoholkonsum im Körper anrichtet

Alkoholkonsum geht nicht spurlos an der Gesundheit vorbei. Viele Tirolerinnen und Tiroler leben bereits mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. TIROL. Genaue Zahlen zu den Folgen von Alkoholkonsum sind nur schwer zu bekommen, da diese nur aus dem stationären Bereich zur Verfügung stehen. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 1,4 Prozent aller Todesfälle explizit mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Allerdings dürfte hier die Dunkelziffer weit höher liegen. Dabei stehen Todesfälle bei...

  • Tirol
  • Sabine Knienieder

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.