Vereinskultur in Mühlau
Ein Entgegenwirken der Wegwerfgesellschaft

Sich austauschen und gegenseitig helfen: das Konzept des Vereins Re.paro.  | Foto: Lisa Kropiunig
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Es gibt eine kleine und feine Werkstatt in Mühlau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Dinge wieder zu reparieren. Die Rede ist von re.paro, einem Innsbrucker Verein für Reparaturkultur. Das Konzept ist einfach: Ein Ort, an dem sich Leute treffen können, um gemeinsam Dinge zu reparieren. 

INNSBRUCK/MÜHLAU. Das Reparieren von Dingen ist für viele Menschen zu einem alten Handwerk geworden. Oft bringt man damit in Verbindung, dass es teuer und zeitaufwendig ist. Der Verein re.paro will zeigen, dass reparieren schnell, einfach und kostengünstig sein kann - wenn man es selbst macht. Re.paro gibt es seit 2020 und umfasst zirka 10 aktive Mitglieder, mit einem Kernteam von fünf Personen. Der Verein lebt von Spenden und Förderungen.

Die Idee

Hinter re.paro steht ein einfaches Konzept. Der Verein soll einen Raum bieten, für Leute, die sich für das Thema Reparatur interessieren und selbst Hand anlegen wollen. Man repariert selbst seine kaputten Gegenstände oder hilft sich gegenseitig dabei. Es soll ein gegenseitiger Austausch stattfinden und voneinander gelernt werden. Der Verein ist auch dazu gedacht, bei Reparaturen zu helfen, die sonst niemand mehr vornehmen möchte. Re.paro soll nicht als Dienstleister gesehen werden, sondern als das, was es ist - als ein Verein. Ziel war es einen Ort zu schaffen, an dem man selbst etwas reparieren kann, weil man zu Hause keine Möglichkeit hat oder nicht das entsprechende Equipment. 

Eine Werkbank bietet die Möglichkeit, viele große Dinge zu reparieren.  | Foto: Lisa Kropiunig
  • Eine Werkbank bietet die Möglichkeit, viele große Dinge zu reparieren.
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Reparieren statt wegwerfen

Das Motto des Vereins: Es gibt nichts, was nicht repariert werden kann! Mithilfe kreativer Köpfe schafft es der Verein immer wieder außergewöhnliche Dinge zu reparieren. Der Verein ist auch Anlaufstelle für Leute, die nicht wissen, was es für Möglichkeiten in Sachen Reparatur gibt und empfiehlt dann verschiedene Reparaturservices. Auch in der Entsorgung für Dinge wie zum Beispiel Elektroschrott helfen die Mitglieder gerne weiter. 

Bei Re.paro gibt es Werkzeug und Geräte, die nicht jeder zu Hause hat. | Foto: Lisa Kropiunig
  • Bei Re.paro gibt es Werkzeug und Geräte, die nicht jeder zu Hause hat.
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Re.paro steht für mehr als nur reparieren

Je mehr Dinge repariert werden, desto weniger Müll haben wir auf der Welt. Re.paro ist ein Verein, der für genau das steht: Nachhaltigkeit. Viele Geräte, vor allem aus dem Elektrobereich, werden mittlerweile schon so gebaut, dass man sie gar nicht mehr reparieren kann.

"Die Dinge sollen kaputt bleiben, damit man sich neue kaufen muss",

erzählt Tom. Der Verein ist der Meinung, dass hier die Politik entgegenwirken sollte. Geräte sollten nur unter einem gewissen Standard verkauft und importiert werden dürfen, denn das Problem ist, dass der Verbraucher nicht wirklich mitentscheiden kann. Niemand kann im Vorfeld in die Geräte hineinsehen, deshalb ist es auch schwierig einfach teurere Produkte zu kaufen in der Annahme, sie sind qualitativ besser und im Zuge dessen auch reparierbar.  Somit wird das reparieren umgebracht. Dass sich hier etwas verändern muss, möchte der Verein re.paro vermitteln. 

Gemeinsam schafft man alles! Vor allem Reparaturen.  | Foto: Lisa Kropiunig
  • Gemeinsam schafft man alles! Vor allem Reparaturen.
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Ein trauriges Fazit

Das gewünschte Verständnis für den Verein re.paro blieb leider aus. Viele Menschen gehen davon aus, dass der Verein eine Art Servicedienst verrichtet und Dinge dort repariert werden. Aber es ist nicht die Idee, dass Leute einfach ihr Zeug vorbeibringen und der Verein diese dann repariert. Das selbst-reparieren und die Gemeinschaft soll im Vordergrund stehen. Viele Menschen verstehen das Konzept nicht und erwarten sich eine Leistung von den Mitgliedern, für die sie oft nicht einmal bereit sind entsprechend zu zahlen. Deshalb wird es den Verein so wie er jetzt geführt wird vermutlich bald nicht mehr geben. Denn auch wenn die Mitglieder ehrenamtlich und aus Leidenschaft die Werkstatt führen, müssen die Räumlichkeiten bezahlt werden. Die Leute finden es zwar eine gute Idee, aber sind oft nicht bereit eine angemessene Spende dazulassen, damit der Verein überleben kann.

Die Leidenschaft lebt weiter

Egal was die Zukunft bringt, das Konzept bleibt in den Köpfen der Mitglieder verankert. Auch wenn es die Werkstatt, so wie sie jetzt ist, aus finanziellen Gründen bald nicht mehr geben wird, soll es eine Fortsetzung geben, die sich weniger auf Service fokussiert, sondern mehr auf dem eigentlichen Konzept - gemeinsam reparieren und voneinander lernen. Wenn eine größere Gemeinschaft entstehen würde, die gemeinsam repariert, wären auch die Geldsorgen nicht mehr da. Re.paro wird aber mit Sicherheit auf eine Art und Weise weitergeführt werden. Auch wenn es nur mehr im Privaten ist. Der Verein hofft auch, dass größere Unternehmen auf das Reparaturkonzept aufmerksam werden, und mit einer Kooperation oder Spende das Überleben sichern. 

Hier finden Sie Beiträge zu Rapair-Cafes in Innsbruck

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