Zweiter Weltkrieg in Innsbruck
Eine 100- jährige erinnert sich

„Das werde ich nie vergessen" – so Sonja Krulis zu den Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges.  | Foto: Martina Obertimpfler
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  • „Das werde ich nie vergessen" – so Sonja Krulis zu den Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges.
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Vor kurzem feierte die Innsbruckerin Sonja Krulis ihren 100. Geburtstag im Pflegeheim Tivoli. Sie ist 1923 geboren und hat in den letzten 100 Jahren viel erlebt. An ein Ereignis kann sich die waschechte Innsbruckerin noch sehr gut erinnern: die Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs. 

INNSBRUCK. An ihrem 100. Geburtstag stand bei Sonja Krulis das Mobiltelefon nicht still. Auch mehrere Besuche aus Linz und Wien haben sich dieser Tage zum runden Geburtstag angekündigt. Vom Berggehen und Schifahren kennt Frau Krulis die Tiroler Berge von Innsbruck bis Kitzbühel wie ihre Westentasche. Auch gereist ist Sonja Krulis viel in ihrem Leben – besonders beeindruckt haben sie etwa ein Flug über den Nordpol und zwei Schiffreisen in die USA. „Was mir in meinem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen stets geholfen hat, war zeitlebens positiv nach vorne zu schauen und den Augenblick zu genießen“, so Frau Krulis.

Frühstück bei Krulis: Vizebürgermeister Johannes Anzengruber gratulierte Sonja Krulis im Wohnheim Tivoli zum 100. Geburtstag. | Foto: Steinacker
  • Frühstück bei Krulis: Vizebürgermeister Johannes Anzengruber gratulierte Sonja Krulis im Wohnheim Tivoli zum 100. Geburtstag.
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Das werde ich nie vergessen 

Die waschechte Innsbruckerin wurde am 22. September 1923 geboren. Wie viele InnsbruckerInnen hat sie den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt. Eine Begebenheit geht Frau Krulis immer noch sehr nah: „Als ich mit meiner Tochter schwanger war, mussten wir uns bei den Luftangriffen in der Innenstadt im Bunker verstecken. Das werde ich nie vergessen. Wir wohnten in der Innenstadt und wir mussten Schutz suchen. Mein Vater war in der Zentralbank angestellt und so konnten wir uns im Keller der Zentralbank vor den Fliegerbomben in Sicherheit bringen. Ich ging mit meinem Mann in den Keller. Damals war ich schwanger und es ist ein Wunder, dass meine Tochter überlebt hat, denn die Bombe hat im Garten der Nationalbank eingeschlagen und es hat mich wild an die Wand gedrückt. Später hat es auch unser Haus in der Bruneckerstraße getroffen und alles war kaputt." 
Schließlich fand die Familie statt ihrer Wohnung im zerbombten Innsbruck im nahegelegenen Mutters eine Unterkunft.

Ein Großteil der Luftangriffe erfolgte in den letzten sechs Monaten des Krieges. Auch in der Innenstadt, wie hier in der Maria-Theresien-Straße 51, war das Ausmaß der Zerstörung beträchtlich.  | Foto: Stadtarchiv Innsbruck
  • Ein Großteil der Luftangriffe erfolgte in den letzten sechs Monaten des Krieges. Auch in der Innenstadt, wie hier in der Maria-Theresien-Straße 51, war das Ausmaß der Zerstörung beträchtlich.
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Die Beseitigung der Bombenschäden nach Kriegsende dauerte viele Jahre. Das heutige IKB-Gebäude in der Salurnerstraße erhielt ein neues markantes Kupferdach.  | Foto: Stadtarchiv Innsbruck
  • Die Beseitigung der Bombenschäden nach Kriegsende dauerte viele Jahre. Das heutige IKB-Gebäude in der Salurnerstraße erhielt ein neues markantes Kupferdach.
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Über 500 Todesopfer

Zwischen 15. Dezember 1943 und 20. April 1945 kamen bei insgesamt 22 Luftangriffen auf die Landeshauptstadt 504 Menschen ums Leben, knapp 60 Prozent aller Wohnungen wurden dabei beschädigt oder zerstört, Tausende Menschen obdachlos. 

Das Goldene Dachl wurde eingemauert, um es vor Bombenangriffen zu schützen.  | Foto: Stadtarchiv Innsbruck
  • Das Goldene Dachl wurde eingemauert, um es vor Bombenangriffen zu schützen.
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Goldener Hochzeitstag 

Beim Gespräch kam auch ihr Goldener Hochzeitstag zur Sprache, der ihr in guter Erinnerung ist: „Wir haben mit 50 Gästen und einer Musikkapelle im Goldenen Adler groß gefeiert.“ Auch an ihrem 100. Geburtstag hält sie ein Bild ihres vor einigen Jahren verstorbenen Mannes, einem Arzt, in ihren Händen. Wenn Sonja Krulis Musik hört, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht – so ist sie als ehemalige Turniertänzerin auch beim wöchentlichen Tanz-Angebot im Wohnheim Tivoli ein gerngesehener Gast.

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