Frei im Theater
Eine Niere als Beziehungsprobe
Frank-Walter Steinmeier hat es tatsächlich getan und damit den Vorarlberger Erfolgsautor Stefan Vögel zu einem Stück inspiriert, das völlig zurecht binnen kürzester Zeit zum Komödienhit im gesamten deutschen Sprachraum avancierte. Denn schon nach den ersten Sequenzen beschleicht einen das Gefühl, als säße man in einer französischen Meisterkomödie, was Vögel natürlich nicht ganz unraffiniert auch dadurch befördert, als er Arnolds Turm-Projekt ausgerechnet in Paris ansiedelt.
Doch auch sonst ist „Die Niere“ in ihrem leichtfüßig pointierten und entlarvenden Schlagabtausch durch und durch French-Style. Denn je enger es für die zwei nicht ganz so Aufrechten in dieser Zwei-Paar-Konstellation wird, um so mehr gerieren ihre verbalen Manöver zum schonungslosen Selbstoffenbarungseid.
Doch zurück zu Frank-Walter Steinmeier: Er hat seiner Frau 2010 eine Niere gespendet. Ein großer Liebesbeweis, den sich auch Kathrin von Arnold wünschen würde. Da der jedoch deutlich zögert, erklärt sie ihm postwendend, dass sie die seine eh nicht mehr will. Interessanterweise stellt sich mit Götz aber ein Freund der beiden sofort als Spender zur Verfügung, was wiederum dessen Frau gar nicht gefällt.
Letztlich ist die Niere, die häufiger mal als Beziehungsorgan bezeichnet wird, im Stück tatsächlich der Trigger für den faktischen Beziehungs- und Liebesstatus der beiden Paare. So etwas ist im wahren Leben nicht wirklich lustig, aber so wie Vögel das in seinem Stück verhandelt, ist es kathartisch im allerbesten Sinne.
Und Dank der perfekt getimten Inszenierung von Thorsten Danner und dem grandiosen Zusammenspiel von Antje Weiser, Johannes Gabl, Ulrike Lasta und Jan-Hinnerk Arnke ein fantastisches Schauspielvergnügen obendrein.
Weitere Beiträge aus der Reihe Frei im Theater finden Sie hier
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.