Straßennamengeschichten
"Eine triste Querverbindung"
INNSBRUCK. Innsbruck und seine Straßen. Geschichte und Geschichten, Fakten und Erzählungen. Eine Stadtblatt-Serie über Innsbrucks Straßennamen. Diesmal: die Johann-Strauß-Straße. Knapp 175 Meter lang liegt die Straße in Pradl. Gedanken über die Straße und der Lage.
Ein Asphaltband für den Walzerkönig
Nach prominenten Branchenkollegen von Johann Strauß Sohn sind in Innsbruck durchaus angemessene Straßen benannt. Für den „Walzerkönig“ blieb indes anscheinend nur noch eine triste Querverbindung neben dem Pradler Friedhof übrig. Johann Strauß, Sohn (1825-1899), Komponist und Kapellmeister, „Walzerkönig“. Neben Operetten, wie „Die Fledermaus“ oder „Der Zigeunerbaron“ komponierte er vor allem Tanzmusik. Weltweit berühmt ist sein „Donauwalzer“.
Video Donauwalzer
Zumindest zum Jahreswechsel bekommt Johann Strauß seine ihm gebührten Aufmerksamkeit in der Stadt Innsbruck:
Falsche Örtlichkeit
Diese Würdigung seines Schaffens, die weiß auf braun auf der entsprechenden Straßentafel zu lesen ist, scheint durchaus angemessen. Die Örtlichkeit ist es jedenfalls nicht. Ganz im Gegensatz übrigens zu anderen Kalibern aus der Musik- und Kulturszene. Die Mozartstraße, die Beethovenstraße und die Schubertstraße finden sich im durchaus mondänen Stadtteil Saggen. Dies in unmittelbarer Nachbarschaft der Schiller- sowie der Goethestraße – und sogar die Kaiser-Franz-Josef-Straße ist nur unweit entfernt.
Walzerkönig am Friedhof
Für den Schöpfer des weltberühmten „Donauwalzers“ und vieler weiterer unsterblicher Kompositionen sowie den von Kaiser Franz Joseph I. u. a. 1863 zum „k.k. Hofball-Musikdirektor“ geadelten Musikus war in den Innenstadtstraßen scheinbar kein Platz mehr. Das triste, an Trostlosigkeit nicht zu unterbietende Asphaltband, das die Kaufmannstraße und die Wiesengasse an der Westseite des Pradler Friedhofs als „Straße“ zu bezeichnen, ist allein schon eine Beleidigung. Dass sich dort nichts als eine Reihe von Müllcontainern befindet, passt vielleicht zu einer bekannten (jedoch nicht belegten) Anekdote. Seinen unzähligen Auszeichnungen stand Johann Strauß Sohn sehr distanziert gegenüber. Demzufolge soll er Gästen die Sammlung in einem Zimmer seiner Villa in Wien mit den Worten „Und hier sehen Sie die Rumpelkammer meiner Berühmtheit“ gezeigt haben. Jene „Straße“, die ihm die dafür Verantwortlichen in Innsbruck zugewiesen haben, darf man dazu passend getrost als die „Rumpelkammer der Tiroler Landeshauptstadt“ bezeichnen. (mh)
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