Diana Budisavljević
Gedenken an eine Heldin der Menschlichkeit

Am vergangenen Sonntag fand zum zweiten Mal der Gedenkspaziergang für Diana Budisavljević, Innsbrucks Helding des Zweiten Weltkriegs, statt.  | Foto: Stadtarchiv Innsbruck
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  • Am vergangenen Sonntag fand zum zweiten Mal der Gedenkspaziergang für Diana Budisavljević, Innsbrucks Helding des Zweiten Weltkriegs, statt.
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Am 28. August fand im Andenken an Diana Budisavljević und ihren HelferInnen ein Gedenkspaziergang durch Innsbruck statt. Die 1891 als Frieda Olga Diana Obexer geborene Innsbruckerin rettete im Zweiten Weltkrieg mit einer privaten Hilfsaktion zwischen 7.500 und 12.000 serbische Kinder vor dem Völkermord. 

INNSBRUCK. Zum zweiten Mal fand am Sonntag, dem 28. August, der Gedenkspaziergang zu Ehren Diana Budisavljević statt. Der Einladung der Serbisch Orthodoxen Jugendvereins Innsbruck (SPOJI) folgten rund 70 Personen, womit heuer mehr als doppelt so viele Menschen als im vergangenen Jahr Budisavljević, ihren Helferinnen und Helfern, sowie den Opfern des Zweiten Weltkriegs gedachten. "Mit dem Spaziergang wollen wir ein Zeichen der aktiven und lebendigen Erinnerungskultur in unserer Heimatstadt Innsbruck und unserem Heimatland Tirol setzen. Wir wollen auch zum Ausdruck bringen, wie sehr uns eine lebende Erinnerung an Diana und ihre HelferInnen wichtig ist, wie sehr wir sie lieben und schätzen, da sie mit ihren UnterstützerInnen während des Zweiten Weltkriegs zwischen 7.500 und 12.000 serbische Kinder vor dem Völkermord und zwei kroatische Partisanenkinder vor dem politischen Revanchismus in den Todeslagern des faschistischen Ustascharegimes im damaligen Unabhängigen Staat Kroatien retten konnte", sagt Vladimir Vlajić, einer der Gründer von SPOJOI. 

Der Spaziergang

Im Anschluss an die Heilige Liturgie startete der Spaziergang vor serbisch-orthodoxen Kirche zur Geburt des Heiligen Johannes des Täufers (ehem. Herz-Jesu-Kirche). Erzpriester Aleksander Stolić, der Pfarrer der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde Innsbruck, erklärte, dass der Gedenkspaziergang im August stattfindet, da sich Diana Budisavljevićs Todestag am 20. August (1978) jährt. Der Spaziergang führte von der Kirche zum Westfriedhof, wo Diana Budisavljević im Familiengrab Obexer ihre letzte Ruhe fand. 

Diana Budisavljević, geb. Obexer

Diana Budisavljević wurde 1891 als Frieda Olga Diana Obexer in Innsbruck geboren. Sie war Tochter des Tiroler Kaufmanns Max Obexer und der Anna Roese. Ihr Großvater Michael Obexer war u.a. auch Gründer des Kurortes Igls. Sie verbrachte ihre Jugend in Innsbruck, u.a. in ihrem Geburtshaus, dem „Obexer-Haus“, in der Maria-Theresien-Straße, das sich auch heute noch dort befindet und in dem heute der Verlag „Tyrolia“ angesiedelt ist. Sie absolvierte die Volks- und Mittelschule in Innsbruck und besuchte 1910er Jahren einen Pflegekurs an der Universitätsklinik und lernte dort den Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in Innsbruck, den aus Kroatien stammenden Serben Dr. Julije Budisavljević (1882–1981) kennen, den sie 1917 heiratete. Sie zogen 1919 nach Zagreb, wo ihr Mann als Universitätsprofessor der Chirurgie an der Medizinischen Universität tätig war.

Heldin der Menschlichkeit

Als am 6. April 1941 Nazi-Deutschland das Königreich Jugoslawien ohne Vorwarnung aus der Luft angriff kam es zum Zerfall des Königreichs, das unter den Kollaborateuren des Dritten Reichs aufgeteilt wurde. Dabei wurde auf dem heutigen Territorium Kroatiens, Bosnien und Herzegowinas und einem Teil Nordserbiens, mit Unterstützung der Nationalsozialisten, der sogenannte Unabhängige Staat Kroatien unter der Führung des faschistischen Ustascha-Regimes ausgerufen. Dieser Vasallenstaat von Hitlers Gnaden setzte aggressive Rassengesetze um, wobei zu den größten „Feinden des kroatischen Volkes“ Serben, Juden und Roma gehörten. Es begann der Völkermord an Serben, Juden und Roma. Das KZ Jasenovac wurde zum Auschwitz des Balkans und die faschistischen Mörderbanden machten auch vor Kindern nicht Halt. Als Diana Budisavljević davon erfuhr, dass Kinder in Konzentrationslagern zu Tode geprügelt wurden, verhungerten und an Seuchen starben, zögerte sie nicht. Obwohl die Familie ihres Mannes ebenfalls durch das Ustascha-Regime gefährdet war, organisierte sie in den Jahren 1941 bis 1945 zusammen mit mehreren Mitarbeitern, darunter Diplomingenieur Marko Vidaković und Ingenieur Djuro Vukosavljević, eine private Hilfsaktion unter dem Namen „Aktion Diana Budisavljević“.

Rettung von bis zu 12.000 Kindern

Die Aktion kümmerte sich um die Versorgung mit Hilfsgütern sowie Freilassung und Unterbringung von Kindern und Frauen, überwiegend serbischer Herkunft, aus den Todeslagern des Ustascha-Regimes. Mit Hilfe von Transportlisten und weiteren Quellen führte sie zusammen mit ihren Mitarbeitern eine Kartei, die gegen Kriegsende Angaben von ca. 12.000 Kindern enthielt. Zum Ende des Krieges, als es darum ging, die Kinder ihren Familien zurückzugeben, erlitt das Hilfswerk einen herben Rückschlag, als die Kommunisten ihre Kartothek mit sämtlichen Aufzeichnungen konfiszieren ließen.

Die Tagebucheinträge von Diana Budisavljević  wurden von ihrer Enkelin Silvija Szabo aufgefundenen und sind auszugsweise in deutscher Sprache frei zugänglich. 

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