Mutmacherin Marianne Hengl
"Ich würde niemals tauschen wollen"

Marianne Hengl ist seit 31 Jahren erfolgreiche Geschäftsführerin des Vereins RollOn Austria. Heute beschäftigt sie elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Innsbrucker Büro in der Leopoldstraße 3. | Foto: Charly Lair/RollOn Austria
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  • Marianne Hengl ist seit 31 Jahren erfolgreiche Geschäftsführerin des Vereins RollOn Austria. Heute beschäftigt sie elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Innsbrucker Büro in der Leopoldstraße 3.
  • Foto: Charly Lair/RollOn Austria
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Marianne Hengl findet klare Worte: "Menschen mit Behinderung haben keinen Grund, sich zu verstecken."

TIROL. Marianne Hengl mit dem Papst, Marianne Hengl auf einem Flyer, Marianne Hengl mit dem Landeshauptmann. Die Fotowand in Marianne Hengls Büro spricht Bände davon, wie einflussreich sie ist. Kein Wunder: Wer Marianne Hengl einmal getroffen hat, wird sofort in ihren Bann gezogen. Sie delegiert in ihrem Büro Aufgaben, cancelt Termine und pflegt die verschiedensten Kontakte national und international. Eine Chefin, die Energie und Tatendrang versprüht.

Die gebürtige Pinzgauerin bietet schon seit über 30 Jahren mit RollOn Austria eine Bühne für Menschen mit Behinderung. Seither ist sie die treibende Kraft hinter der stärksten Lobbygruppe für Menschen mit Beeinträchtigung in Österreich. Dabei war ihr Start ins Leben alles andere als einfach. Sie kam 1964 mit einer Gelenksversteifung auf die Welt und hat mehrere schmerzvolle Operationen hinter sich.

"Ich war zwanzig, als ich zu mir gesagt habe: Entweder dreh' ich komplett durch, hau alles hin, oder ich mach was Gutes daraus, trotz Behinderung."

Sie hat ihren Mut, wie sie selbst sagt, vor allem ihren Wurzeln zu verdanken. "Meine Kraftquelle ist die Familie, aber es gibt auch weitere Menschen, die ich liebe und denen ich vertraue – sie begleiten mich im Leben in guten und schweren Zeiten. Sie bewerten mich nicht wegen meiner Behinderung, nicht als Karrierefrau, sondern sie sehen mich vor allem als Mensch." Nicht nur im Privatleben hat Hengl Rückhalt von ihren Lieben, sie hat ein starkes soziales, politisches und mediales Netzwerk aufgebaut, das ihr hilft, anderen zu helfen. Das sieht sie auch als ihre Lebensaufgabe. "Ich will den Menschen vermitteln, dass es ganz andere Voraussetzungen braucht, um zufrieden zu sein, als Geld und Macht. Dass man sich an vielen kleinen Dingen erfreuen kann."

Wertvoller Schauplatz

Diesen schafft sie mit einer eigenen Fernsehsendung auf ORF III (Gipfel-Sieg) und als Initiatorin von "Stehaufmenschen", einer Gesprächsserie in Radio Tirol. Darin holt sie mit ORF-Moderator Rainer Perle Menschen vor das Mikrofon, die sich trotz ihres Schicksalsschlages nicht unterbringen haben lassen und dem Schicksal die Stirn geboten haben. "Es gibt viele Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich jedes Mal auf die Sendung freuen, weil sie Motivation ist für das Leben"
, erzählt Hengl.

Niederschlag bringt weiter

Sie selbst ist auch so ein Stehaufmensch. Wenn sie einmal Rückschläge erfährt – "schließlich bin ich nicht erfolgreich geboren und auch in unseren Reihen gibt es viele Neider" –, geht die Welt nicht unter:

"Ich lecke dann meine Wunden ein paar Tage, es fließen Tränen, ich habe einen Zorn und danach geht es wieder weiter. Niederlagen bringen die Menschen voran, nicht nur der helle Sonnenschein."

Was sie jenen raten würde, die momentan in einem tiefen Loch stecken: "Ich würde mich an Vorbildern orientieren, die es geschafft haben." Wer mit ihr im Gespräch ist, weiß, dass sie so ein Vorbild sein könnte, denn sie sagt: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich würde niemals mit jemandem tauschen wollen."

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