Innsbruck
Kleinkunstszene kämpft um ihr Überleben

Im Vierundeinzig sind alle Konzerte im Dezember und Jänner abgesagt. Der Grund dafür: Zehnfache Gaskosten.
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  • Im Vierundeinzig sind alle Konzerte im Dezember und Jänner abgesagt. Der Grund dafür: Zehnfache Gaskosten.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Die Innsbrucker Kleinkunstszene hat seit Corona hart zu kämpfen. Sogar berühmte Namen füllen nicht mehr mit der bisherigen Selbstverständlichkeit Säle. Für VeranstalterInnen und KünstlerInnen ist die Unberechenbarkeit zwischen Coronamaßnahmen, verunsichertem Publikum und explodierenden Energiekosten wie das Gewehr im Genick. Das Vierundeinzig, in dessen großen Saal Konzerte abseits des Mainstreams immer ein Zuhause fanden, hat zum Beispiel alle Veranstaltungen für Dezember und Jänner abgesagt. Die Heizkosten sind nicht mehr zu stemmen.

INNSBRUCK. Reihenweise stehen die Stühle leer: Für die alternative Theaterszene in Innsbruck ein Anblick, das auch nach der Lockdown-Zeit zum täglichen Geschäft gehört. Dabei gibt es viel nachzuholen. Die KünstlerInnen brennen, um wieder auf der Bühne zu stehen, aber wenig verkaufte Tickets und ein unentschlossenes Publikum, machen ihnen zu schaffen. Während die freie Theaterszene versucht weiterhin irgendwie über Wasser zu bleiben, hat eine Musikinstitution nun erste Konsequenzen gezogen. Im Vierundeinzig in der Hallerstraße wird es im Dezember und Jänner keine Konzerte geben.

"Wir haben die realen Heizkosten"

1.000 Euro: So viel würde es dem Vierundeinzig kosten, pro Abend im Winter den großen Saal zu heizen. Kosten, die niemand tragen kann. "Die Gaskosten sind einfach aufs zehnfache explodiert. Wir können das unseren VeranstalterInnen nicht zumuten", begründet Daniela Weiss-Schletterer, die gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Weiss Besitzerin des Vierundeinzigs ist. Das Haus ist eine einzigartige Oase der klassischen Musikszene, die bisher den großen Saal für einen Bruchteil der Kosten mieten konnte. "Unsere Situation ist sicherlich eine Ausnahme in Innsbruck, aber auch die Realität. Wir werden nicht von der öffentlichen Hand finanziert", erklärt Schletterer. Was nach diesen zwei Monaten kommen wird, vermag noch nicht zu sagen. "Uns gehört das Haus und müssen die Einnahmen herein wirtschaften. Wir haben das Haus vor Jahren deshalb erstanden, um ein Ort für Kunst und Kultur zu sein. Wir wollen und werden das nicht aufgeben", sagt sie hoffnungsvoll. 

"Der Kuchen wird ja nicht größer"

Auch der Innsbrucker Kabarettist Markus Koschuh ist jedem und jeder im Publikum dankbar, die/der sich in sein Programm sitzt. "Sogar namhafte Künstler, wie Gerhard Polt, füllen die Säle nicht mit einer Selbstverständlichkeit wie noch vor Corona. Jedem Veranstalter, der sich das in der aktuellen Lage antut, gehört mein größter Respekt", meint er. Er teilt die Befürchtung von Schletterer, dass diese Sparmaßnahmen längerfristig zu einem langsamen Untergang der Kleinkunstszene führen könnte. "Wenn das Publikum nicht kommt, dann bleibt nur mehr die Hau-Drauf-Kultur übrig." Dabei nimmt Koschuh auch die eigene Szene an der Nase: "Es braucht mehr Zusammenhalt. Man muss sich terminlich abstimmen, sonst zieht man das Publikum voneinander ab. Der Kuchen wird ja nicht größer."

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