Medizin für Land und Leute: Die vielen Gesichter der Demenz

- Vortragende und Ehrengäste (v. li.) : Paula Eisenmann (Forum Land), Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner , Bezirksbäuerin Margreth Osl.
- hochgeladen von Barbara Hoffmann-Ammann
„Vergesslichkeit ist nicht immer gleichzusetzen mit Demenz!“, erklärte Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, ärztlicher Leiter der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie A am Landeskrankenhaus Hall, im Rahmen seines Vortrages in der Reihe „Medizin für Land und Leute“ im Bezirk Kufstein. Demenz ist ein Oberbegriff für rund 100 Unterkrankheiten. Alzheimer ist eine und wohl die geläufigste Form der Demenz. Von zehn Demenzkrankten leiden fünf an Alzheimer. Der Krankheitsverlauf ist häufig sehr individuell.
Weitverbreitet ist die Annahme, dass eine Demenzerkrankung genetische Ursachen habe. „Allerdings ist eine Demenzerkrankung nur in seltenen Fällen genetisch bedingt“, klärte Marksteiner auf. Häufig tritt die Krankheit ab einem Alter von 70 oder 80 auf. Niemand erkrankt pötzlich an Demenz, es ist ein Prozess, der sich über 20 bis 30 Jahre erstreckt. „Das Gehirn gleicht so lange alles aus, bis es nicht mehr geht und erst dann wird die Krankheit sichtbar“ so der Experte.
Verlauf und Symptome
Im Verlauf der Krankheit kommt es zu gravierenden Veränderungen im Gehirn. Oft wird bereits vergessen, was gerade vor fünf oder zehn Minuten passiert ist. Der Vortragende rät davon ab, Betroffene ständig abzufragen, denn durch die Eiweißablagerungen fehlt dem Gehirn die dafür notwendige Struktur. Bei einer Alzheimererkrankung ist nach sechs bis vierzehn Jahren das gesamte Gehirn betroffen. Wichtig ist bei Demenzerkrankungen der Moment, das Jetzt. „Was die Patientinnen und Patienten im Moment fühlen, ist äußerst wichtig, richtig und ist das, was zählt“, weiß Marksteiner.
Die kognitive Leistung der PatientInnen nimmt ständig ab und am Ende erkennen sie häufig sogar ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr. AlzheimerpatientInnen verlieren darüber hinaus ihre räumliche Vorstellungskraft. Häufig wird bei Betroffenen eine verstärkte Aggressivität beobachtet, was insbesondere für Angehörige belastend ist. Der Grund dafür liegt in dem mit der Krankheit einhergehenden Kontrollverlust über das eigene Verhalten. „Manchmal ist ein scheinbar aggressives Verhalten für Patientinnen und Patienten auch die einzig noch verbleibende Möglichkeit, zu verdeutlichen, dass sie etwas nicht wollen.“
Diagnose und Therapiemöglichkeiten
Auch wenn eine Demenzerkrankung ursächlich nicht heilbar ist, besteht die Notwendigkeit einer ärztlichen Diagnose.“ Insbesondere zu Beginn des Krankheitsverlaufes können die Betroffenen noch wichtige Entscheidungen, beispielsweise bezüglich eines Testaments, einer PatientInnenverfügung oder einer Vorsorgevollmacht selbstständig treffen“, erklärt Marksteiner. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie. Dadurch kann der Verlauf zwar nicht gestoppt, aber immerhin verzögert werden.
Vorbeugen
Eine Frage, die viele der BesucherInnen des Vortrages beschäftigte, ist, ob vorbeugend etwas getan werden kann. „Alles was grundsätzlich schlecht für das Herz ist, hat auch negative Auswirkungen auf das Gehirn“, erklärte Marksteiner. „Risikofaktoren sind demnach Rauchen, erhöhte Blutfette und Bluthochdruck im mittleren Lebensalter.“ Marksteiner betonte außerdem, wie wichtig es ist, jederzeit, auch als bereits Erkrankter, weiterhin körperlich aktiv zu bleiben. Menschen die zudem aktiv am sozialen Leben teilnehmen, verrringern damit ihr Risiko an Demenz zu erkranken. Weiters sollte konstanter Stress vermieden werden, denn dadurch werden schädliche Entzündungsparameter ausgeschüttet. Auch wenn es ist nicht möglich ist, zu verhindern, dass man erkrankt – das Wann kann durchaus beeinflusst werden, so der Experte.
Vortragsreihe Medizin für Land und Leute
Das Forum Land und die Medizinische Universität Innsbruck haben eine fruchtbare Zusammenarbeit beschlossen: die Vortragsreihe „Medizin für Land und Leute“. Wissenschaft und Medizin soll den Menschen durch die besten ReferentInnen der Innsbrucker Universitätsklinik von Landeck bis Lienz nahe gebracht werden. Denn: Gesundheit geht uns alle an! Die Vorträge beginnen um 19:30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos!
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