„ECHT MEIN RECHT!“
Mehr als nur Sex

Mehr als Sexualität – Anlässlich 60 Jahre Lebenshilfe Tirol ist die interaktive Ausstellung „Echt mein Recht!“ im Volkskunstmuseum zu sehen. | Foto: Lebenshilfe Tirol/Lechner
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  • Mehr als Sexualität – Anlässlich 60 Jahre Lebenshilfe Tirol ist die interaktive Ausstellung „Echt mein Recht!“ im Volkskunstmuseum zu sehen.
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Im Rahmen ihres 60-jährigen Jubiläums macht die Lebenshilfe in der Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ auf das Thema Sexualität und Gewaltschutz aufmerksam. Die vielfältige, bunte und barrierefreie Schau wird am 3. November im Volkskundemuseum eröffnet. 

INNSBRUCK. Im Jahr 2019 veröffentlichte der Sozialministeriumservice eine Studie, aus der hervorgeht, dass Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung wenig über ihre Sexualität wissen und mit ihren Bedürfnissen oft allein gelassen werden. Gründe dafür liegen in der Tabuisierung des Themas bzw. dass Menschen mit Behinderungen überhaupt abgesprochen wird, sexuelle Bedürfnisse zu haben oder diese leben zu dürfen. Genau da setzt die Lebenshilfe mit der Ausstellung  „ECHT MEIN RECHT!“ an. 

„ECHT MEIN RECHT!“ 

Mit „ECHT MEIN RECHT!“ wird von 3. bis 30. November im Volkskundemuseum auf Themen wie sexuelle Selbstbestimmung, Rechte, Gewalt und Schutz aufmerksam gemacht. 

„Mit dieser Ausstellung kommt die Lebenshilfe als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation ihrem Auftrag der Begleitung von Menschen mit Behinderungen bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten Leben nach“, so Lebenshilfe Tirol Geschäftsführer Georg Willeit. „Die Ausstellung sensibilisiert für das Thema, zeigt auf, wo es Hilfen gibt und welche Barrieren noch beseitigt werden müssen.“

Mehr als nur Sex

Diese Barrieren kennt auch Daniela Raich-Kostner ll zu gut. Sie ist eine von 24 Sexualpädagoginnen in der Lebenshilfe Tirol und steht Klientinnen und Klienten und ihren Assistentinnen und Assistenten als Beraterin zur Seite.

"Sexualität ist ein umfassendes Thema. Es geht nicht nur um genitale Sexualität, sondern um Körperarbeit, Wahrnehmung der Sinne, Gestaltung der Umgebung, um Hilfsmittel oder schlicht und einfach um Aufklärung", so die Sexualpädagogin.

Rund 60 % der Menschen mit Behinderungen, die heute begleitet werden, haben selbst im Alter noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht. Mittels Entwicklungsfragebögen und Gesprächen wird versucht die Bedürfnisse von Klientinnen und Klienten einzuschätzen. Dabei spielen Vertrauen, Einfühlsamkeit und Zuhören eine zentrale Rolle. „Wichtig bei unserer Arbeit ist es, den Menschen mit Behinderungen ganzheitlich - mit all seinen Bedürfnissen, Ängsten und Erfahrungen – zu sehen“, so die Sexualpädagogin. Der Themenbogen reicht von Liebe, jemanden kennenzulernen, über Verhütung, Selbstbefriedigung, Schwangerschaft, Kinderwunsch, bis hin zu sexuellen Übergriffen oder struktureller Gewalt.

Die Ausstellung ist vom 3. November bis 30. November, von Montag bis Samstag und von 10 bis 16 Uhr im Volkskunstmuseum in Innsbruck zu sehen.  | Foto: Lebenshilfe Tirol/Lechner
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Strukturelle Gewalt vermeiden

Zahlreiche Menschen mit Behinderungen, die in großen Wohnformen mit anderen Menschen unter einem Dach leben oder bei ihren Eltern leben, können oft nicht selbst bestimmen und wählen, mit wem sie zusammenleben wollen. Diese strukturellen Gegebenheiten führen zu Spannungen und Konflikten und enden nicht selten in Gewalt oder sexuellen Übergriffen. Darum hat die Lebenshilfe Tirol schon vor vielen Jahren begonnen, ihre Wohnstrukturen zu verkleinern. Heute wohnen rund 70 % der Menschen, die von der Lebenshilfe begleitet werden, in ihren eigenen vier Wänden oder in kleinen Wohngemeinschaften.

„Das sichert nicht nur ihr Recht auf Privatsphäre, sondern auch die Selbständigkeit und Selbstbestimmung. Die interne Gewaltschutzstelle, eigens ausgebildete Gewaltschutzcoaches, das Positionspapier ‘Sexualität' und gezielte Workshops für Menschen mit Behinderungen stärken Klientinnen und Klienten, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bieten konkrete Hilfestellungen im Alltag“, so Georg Willeit von der Lebenshilfe.

Tiroler Landesmuseen als Kooperationspartner

Dank Unterstützung der Tiroler Landesmuseen kann die Lebenshilfe Tirol diese Ausstellung kostenlos zeigen. „Museen müssen sich gesellschaftlich relevanter Themen annehmen und dazu beitragen, diese sichtbar zu machen. Und dabei sollen sie für alle zugänglich sein. Im Tiroler Volkskunstmuseum möchten wir diesen Auftrag ernst nehmen und freuen uns daher, der Wanderausstellung Raum geben zu können.“, so Michael Span, Leiter des Volkskunstmuseums über die Kooperation mit der Lebenshilfe Tirol.

Über die Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“

Die Wanderausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ vom Petze Institut soll sensibilisieren, aufklären und zum Dialog anregen. Sie gibt Menschen mit und ohne Behinderungen die Gelegenheit, sich mit den Themen Sexualität und sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen. 

Die Ausstellung richtet sich Menschen mit und ohne Behinderungen, Schulen, Ausbildungsträger, Dienstleistungsanbieter und Interessierte, die sich informieren und mehr über Sexualität und sexualisierte Gewalt erfahren möchten. | Foto: PETZE-Institut
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Stationen der Ausstellung 

In der interaktiven Ausstellung gibt es mehrere Stationen – bei der Station „Gefühle“ geht es beispielsweise um Angst, Freude, Trauer, Wut oder Lust. Bei der Station „Liebe“ geht es darum, wie man Menschen kennenlernt, um Beziehung und Partnerschaft. Die Station „Männer und Frauen und ihre Körper“ zeigt die Unterschiede, spricht aber auch gezielt das Thema Diversität und damit Menschen an, die nicht sagen wollen oder können: „Ich bin ein Mann, ich bin eine Frau“. Mittels Texten in einfacher Sprache und „Unterstützter Kommunikation“ können sich die Besucherinnen und Besucher mit ihrer eigenen Sexualität und ihren Bedürfnissen auseinandersetzen, erhalten Tipps und weiterführende Informationen.

Die Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ ist vom 3. November bis 30. November, von Montag bis Samstag und von 10 bis 16 Uhr im Volkskunstmuseum in Innsbruck zu sehen. Sie kann bei freiem Eintritt jederzeit besucht werden. Bei Gruppen empfehlen wir eine Voranmeldung: lebenshilfe.tirol/echt-mein-recht.

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"(EIN)FLUSS" von Harald Weiskopf

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