Plattform "Focus.Jugend" fordert
Mehr Raum für Jugendliche

Die Plattform "Focus.Jugend" fordert unter anderem mehr freien öffentlichen Raum für Jugendliche. | Foto: Z6
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INNSBRUCK. Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich in der Pandemie vernachlässigt oder gar vergessen. Vertreterinnen und Vertreter der Plattform "Focus.Jugend" fordern deshalb niederschwelligen Zugang zu professionell betreuten Jugend-Räumen, Freizeiträumen und Wohnräumen.  

Schwerer Zugang zu Beratung

„Selbst wir haben viele aus den Augen verloren“

, sagt Elfriede Oblasser, vom Innsbrucker Jugendzentrums Z6. Seit Beginn der Pandemie haben kaum Jugendliche Jugendeinrichtungen besucht und somit konnten auch nur wenige von ihnen Beratungsangebote in Anspruch nehmen. Durch die Pandemie wurde der Zugang zu Jugend- und Beratungseinrichtungen erheblich erschwert und mit bürokratischen Hürden verbunden. Die Präventions- und Unterstützungsarbeit mit Jugendlichen leide unter diesen Bedingungen enorm, erklärt Oblasser. Obwohl die mitunter schwerwiegenden psychischen Folgen der Pandemie für Jugendliche bereits von medizinischen Experten, unter anderem der  Tiroler Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgezeigt worden seien.

Jugendliche nicht erreichbar

Besonders mit der Einführung der Testpflicht im Frühjahr 2021 habe die Jugendarbeit ihre Niederschwelligkeit verloren. Zu vielen jungen Menschen sei der Kontakt abgebrochen. „Diese Jugendlichen nicht mehr zu erreichen, heißt auch, sie nicht mehr über die Pandemie und Folgen einer Erkrankung, beziehungsweise über Maßnahmen des Epidemiegesetzes ausreichend informieren zu können“, sagen die Jugendarbeiterinnen des Z6. Außerdem ließe man Jugendliche mit ihren Problemen alleine,  ergänzt Fabian Rinderer, Leiter des Jugendzentrums Blaike, Völs. Weil in der Pandemie zahlreiche Jugendliche und deren Familien an die Grenzen der Belastbarkeit kamen, seien zuverlässige externe Beratungsangebote, wie etwa von Lehrern, Streetworkern oder Bewährungshelfern essenziell. Die Plattform "Focus.Jugend" fordert zudem eine Öffnung des „öffentlichen“ städtischen Raums für Jugendliche.

"Aktuell wird der Stadtraum zunehmend durch definierte Nutzungszuschreibungen eingeschränkt und damit weniger öffentlich"

,sagt Silvia Schuhmann, Geschäftsführerin und Leiterin des Streetwork Z6. Es gebe zwar Spielplätze für Kinder, Schachplätze für Senioren, Sportstätten für Sportbegeisterte, Konsumräume für Gesellige, Skate- und Sportplätze, allerdings kaum frei nutzbaren öffentlichen Raum, kritisiert Schuhmann. Solcher Freiraum sei aber von enormer Bedeutung für junge Menschen. Besonders für sozial nicht-privilegierte Jugendliche gestalte sich nach den Erfahrungen des Streetwork Z6 die Wohnungssuche in Innsbruck schwierig. Neben der finanziellen Situation kämen in diesen Fällen noch die Vorurteile, oder auch Rassismus hinzu, so Schuhmann. Außerdem erhielten beispielsweise bei freien Zimmern in Wohngemeinschaften meist Studierende den Vorzug. 
Sinkende Jugendkriminalität
Erfreulich sei hingegen, dass seit mehreren Jahren die Jugendkriminalität zurückginge, erklärt Kristin Henning vom Verein Neustart. Um diesen positiven Trend nicht zu gefährden, sei es aber wichtig, Jugendlichen gerade in diesen belastenden Zeiten Halt zu geben und ihnen zu helfen, Perspektiven für sich zu entwickeln. Fehlende Chancen und fehlende Teilhabe seien Risikofaktoren, die zu steigender Kriminalität führen können, betont Henning. Gerade für Jugendliche mit psychischen Problemen brauche es zusätzliche professionelle Betreuungsmöglichkeiten.


Infobox:

Die Plattform Focus.Jugend setzt sich zusammen aus den Geschäftsführerinnen des Jugendzentrums Z6 und Streetwork Z6, der Leiterin von Neustart Kristin Henning, dem Leiter des Jugendzentrums Blaike und der Jugendkoordinatorin der OJA Telfs. Das gemeinsame Ziel sind die Sichtbarmachung von Themen junger Menschen auf die wir unserem beruflichen Kontext stoßen und potenzielle Problemlagen und Gefahren zu verdeutlichen.

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