Redakteurin unterwegs 7
Mein Tag als Bibliothekarin
Als Leseratte ließ ich es mir nicht entgehen, einen Tag lang hinter die Kulissen der Stadtbibliothek zu blicken. Bei dem Beruf Bibliothekarin haben viele das Bild im Kopf, dass hinter einem Tresen zurückhaltende Damen sitzen, die den ganzen Tag nur Bücher lesen. Dass das nicht der Fall ist, kann ich nun aus eigener Erfahrung sagen, denn es steckt viel mehr dahinter.
INNSBRUCK. Der Tag einer Bibliothekarin beginn schon dann, wenn die Bibliothek noch nicht einmal geöffnet hat. Neben Bücher verleihen und zurückgeben, gibt es nämlich viel zu tun. Jeden Tag wird die Stadtbibliothek von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgeräumt. Eine der wichtigsten Aufgaben dabei ist das Einstellen der zurückgegebenen Bücher, was auch meine erste Aufgabe war. Und eines wurde mir schnell bewusst: Das Alphabet muss man im Schlaf beherrschen. Doch das war erst der Anfang von meinem Tag in der Innsbrucker Stadtbibliothek, es warteten noch viele weitere Aufgabenbereiche auf mich.
Ein Besuch im Lesecafé
Unter den 80.000 Medien vor Ort befinden sich auch Zeitschriften. Von Tageszeitungen über Yogamagazine bis hin zu Fachzeitschriften ist alles mit dabei. Meine Aufgabe war es, die Zeitungen einzuspannen, aber was noch spannender war: Ich durfte neu gekaufte Ware einbuchen. Das gehört nämlich auch zu den Aufgaben dieser Abteilung. Wie ausgewählt wird, welche Bücher gekauft werden, habe ich dann an meiner nächsten Station erfahren.
Am Zahn der Zeit
Die Stadtbibliothek Innsbruck hat sich dem Motto verschrieben, die breite Masse anzusprechen. Das gelingt ihr, indem sie verschiedenste Buchgenres anbietet, aber auch generell viele Arten von Medien zur Verfügung stellt. Anhand von Verlagskatalogen suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die neuen Bücher aus und bestellen so viele, wie das Budget, welches die Stadt Innsbruck vorgibt, zulässt.
In die digitale Welt eintauchen
In einem Betrieb wie der Innsbrucker Stadtbibliothek spielt auch die Digitalisierung und Social Media eine große Rolle. Als ich diese Abteilung besuchen durfte, habe ich erfahren, wie man Posts auf Facebook und Instagram macht und welche digitalen Angebote die Stadtbibliothek hat. Man kann sich Filme und Hörspiele ausleihen, es gibt eine Streaming-Plattform, man kann auf eine online-Enzyklopädie zugreifen – und das alles kostenlos. Die digitale Bibliothek macht es möglich, sich auch E-Books auszuleihen. Hierfür wird auch eine Sprechstunde angeboten, um beim Umgang mit dem E-Book-Reader zu helfen. Der Einblick in diese Abteilung hat mir gezeigt, dass eine Bibliothekarin viel mehr mitbringen muss als nur gerne zu lesen.
Literatur den kleinsten näher bringen
Barrierefreiheit wird in der Stadtbibliothek ebenfalls großgeschrieben. Das gilt auch für den Veranstaltungsbereich. Kostenlos und divers werden die Veranstaltungen geplant, um möglichst viele Menschen anzusprechen und einen Literaturzugang für alle zu gewährleisten. Die "Raumschiff Bibliothek" ist ein ganz besonderer Programmpunkt der Innsbrucker Stadtbibliothek, denn hier bekommen Schulklassen die Möglichkeit, Literatur altersgemäß und ebenfalls kostenlos zu erleben. Die Organisation der Veranstaltungen ist ein weiterer wichtiger und großer Bereich, den es in der Stadtbibliothek zu managen gilt. Meine letzte Station als "Bibliothekarin" war die Kinderbibliothek im zweiten Stock. Dort kommen Spiel, Spaß und Lesevergnügen nicht zu kurz!
Mein Fazit
Hinter die Kulissen der Stadtbibliothek zu blicken war sehr spannend, da viele Aufgaben und Tätigkeiten, die ich erleben durfte, für die Besucherinnen und Besucher im Normalfall nicht sichtbar sind. Zwei Dinge sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: der Kundenkontakt und das Alphabet – ohne diese beiden Dinge zu beherrschen, ist man, glaube ich, im falschen Beruf gelandet. Natürlich darf die Liebe zu Büchern nicht fehlen und man muss vor allem flexible und aufgeschlossen sein. Es ist ein Job, der es in sich hat und die Klischees von Bibliothekarinnen sind definitiv veraltet.
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