Kultur
Orchestermusik und Tanz neu vereint

Zunächst noch im Gleichklang: Jasmine Fan und Marion Sparber in „Ohne Zwei“.
  • Zunächst noch im Gleichklang: Jasmine Fan und Marion Sparber in „Ohne Zwei“.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Mit der Reihe „konzertanz“ hat das Vier und Einzig in der Hallerstraße vor sechs Jahren ein eigenes Veranstaltungsformat kreiert – eine Besprechung von Christine FREI

INNSBRUCK. Es ist alles irgendwie anders im Vier und Einzig, näher, persönlicher, das macht auch den besonderen Reiz für das Publikum aus. Da ist die eindrucksvolle seitliche Treppe im Konzertsaal, die natürlich vielfach schon bespielt wurde in den letzten Jahren, über die man in den Pausen und vor allem hinterher hinaufschreitet in die Cafeteria, wo an den "konzertanz"-Abenden dann auch für die MusikerInnen und TänzerInnen aufgekocht wird. Da ist Hausherrin Daniela Weiss-Schletterer, die stets zu Beginn vor ihr Publikum tritt, um von der Produktion zu erzählen und man die Freude und das Herzblut aus jedem Wort raushören kann. Denn sowohl das Hausorchester, die Camerata Vierundeinzig wie auch die "konzertanz"-Reihe sind auf ihre Initiative hin entstanden, vor mittlerweile sechs Jahren. Seither fördert und beherbergt das Vier und Einzig in der Haller Straße zwei bis drei Produktionen im Jahr, wo Orchestermusik und zeitgenössischer Tanz jedes Mal neu zusammengeführt werden. Und das zunächst ohne jede öffentliche Unterstützung: Denn die von Dirigentin Ya-Wen Yang geleitete Camerata Vierundeinzig erhält erst seit gut zwei Jahren eine kleine Förderung, das Vier und Einzig selbst stellt nach wie vor die gesamte Infrastruktur und vergibt zudem Residenzen an die auftretenden TänzerInnen und SolistInnen, die in der Probenzeit dann auch im Haus leben.

16. Eigenproduktion

Vergangenes Wochenende feierte die mittlerweile schon 16. Eigenproduktion Premiere: Auf zwei moderne Orchesterstücke – das Concerto in D von Igor Stravinsky und die tänzerischen Präludien für Klarinette und Kammerorchester von Witold Lutoslaswki folgte nach der Pause die von der jungen taiwanesischen Tänzerin Jasmine Fan konzipierte Choreografie „Ohne Zwei“, für welche Martin Köhler ein Stück für drei Schlagwerker (neben ihm noch Jonatan Szer, Wolfgang Kurz), Bassklarinette (Stephan Moosmann) und Orchester komponierte, bei der die von ihm gespielten Steelpans sprichwörtlich den Ton angaben. „Ohne Zwei“ bezieht sich dabei auf einen buddhistischen Begriff, dessen Zeichen im Deutschen zwar „Ohne Zwei“ bedeuten, gemeint ist damit jedoch ein wertfreier Raum, eine Leerheit, im Sinne einer Loslösung von allen Anhaftungen. Für unsereins, die wir ganz der Dualität anhaften, etwa darin auszumachen, wie die drei TänzerInnen – neben Fan noch Marion Sparber und Alan Fuentes Guerra – sich zunächst noch stützen und aufeinander beziehen, um schließlich doch voneinander zu lassen. Sehr eindrücklich auch, wie Dirigentin Ya-Wen Yang, übrigens eine praktizierende Buddhistin, zuletzt ihre Schuhe auszieht, dem Orchester den Rücken zuwendet und sich ganz in die Mantras in ihrem Gebetsbuch versenkt. Aus dem Stimmengewirr des Loops wird sich zuletzt dann jene absichtslose Stille herauslösen, nach der sich die rast- und ruhelose Seele vermutlich ein Leben lang sehnt.
Eine Kritik von
Christine Frei

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