Galerie Nothburga
Peter Willburger - Der "Don Quijote" der Radierungen
INNSBRUCK. Die Galerie Nothburga ist bekannt für ihre wunderschönen Kunstausstellungen, doch dieses Mal kann man die Werke eines genialen Tiroler Künstlers bewundern, der heuer seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. Anlässlich dieses Jubiläumsjahres gedenkt man seiner und seinen einzigartigen Werken. Peter Willburger war ein Meister der Radierungen: "Kreieren und nicht kopieren, bilden und nicht abbilden, ist der Radierung - wie der jeder anderen Kunstgattung - ausschließlicher Beweggrund."
Radierkunst
Jede kreative Tätigkeit, die mit Handarbeit zu tun hat, muss sich mit den Materialien auseinandersetzen, muss sich mit ihnen und der Zeit messen. Das ist der Hauptcharakter der ganzen Arbeit des Radierens. Der Entstehungsprozess ist ihr zentraler Punkt und ihre künstlerische Aussage entsteht und wirkt hauptsächlich durch den Widerstand, den das Material seiner Bearbeitung entgegensetzt: wo einerseits Materialität ihr eigenes Dasein, ihre Autonomie zwar behauptet und andererseits der menschliche Formwille nicht nachgibt, und dabei doch ein gegenseitiger Austausch stattfindet. Der Radierer ist beim Kupferstechen einmal ein Kleinbauer, der sein Werkzeug in die Oberfläche seiner Erde gräbt und Furchen zieht, und beim Ätzen ein andermal ein Fischer, der mit Boot und Angelschnur die Tiefe des Wassers ergründet und seinem Fang nachspürt. Beim Radieren ist das Handwerk auch Finger, Fuß und Zehenwerk, Arm, Ellbogen und Schulterwerk, Bauch, Kopf, Kunstwerk, kurz: ein Allerhandwerk. Die Radierungen sind Folgen einer Auseinandersetzung des Wiedererfindens, des Auswählens und Kombinierens von Elementen der Natur der Mittel, aus denen sie entstehen. Einer Natur, deren Materie ihre Stofflichkeit einordnet und verwandelt in den Ausdruck eines Gefühls. Einer Auseinandersetzung, deren Probleme vorübergehend eine Lösung gefunden haben und zugleich immer wieder neue Anforderungen stellen, Bedürfnisse wecken und Änderungen bewirken.
"Jeden Tag ein bisschen mehr"
Peter Willburger konnte tagsüber konzentriert und ungestört in seinem Atelier arbeiten. Mit seiner mönchischen Disziplin reihte er Linien und Punkte mit verschiedenen Blei- und Buntstiften über- und nebeneinander, oder gravierte mit hunderten von Strichen seine Radierplatten. "Jeden Tag ein bisschen mehr", das war sein Motto. Unermüdlich erforschte er die Welt der Radierung, keinen Aufwand und keine Kosten scheuend. Es war ihm ein Anliegen, die verschiedenen Möglichkeiten der Veränderung der Metallplatte aufzuzeigen, indem er jeden Zustand weiterentwickelte. Das heißt keine der Radierungen kann je wiederholt werden, da die Platte ständig verändert, also geätzt wurde und nur der letzte Zustand auf der Platte erhalten bleibt. So ist jede Radierung ein Original. Am besten zu erkennen ist seine Vorgangsweise bei Radierungen mit vier Zuständen, zum Beispiel "Tageszeiten".
Schwarz-Weiß-Radierung
Willburger bearbeitete die Platte in seinem Studio an der Amalfiküste, dann begab er sich nach Rom (300 km) in die Staatliche Druckanstalt (Calcografia Nazionale) im Palazzo des Trevi-Brunnens, wo er eine Sondererlaubnis vom italienischen Kulturministerium erhielt. Um am Ende eine Schwarz-Weiß-Radierung mit geringster Auflage zu haben. Sein Credo: Die Radierung ist nicht die Hure der Malerei, die man bedenkenlos vervielfältigt für den Markt, sondern ein eigenständiges Ausdrucksmittel der Kunst.
Schloss Ambras
In Rom entstanden auch die Radierungen für Schloss Ambras. Die geätzten Eisenplatten des Eingangsportals zum Spanischen Saal spielen in einer elegant geschwungenen Profillinie sowohl auf den Schlosserweiterer Erzherzog Ferdinand II. an, als auch auf des Künstlers eigene Profile.
Aquarelle
Neue Wege fand er auch im Aquarell, das er in der simplen Zusammensetzung von Papier, Wasser und Farbe liebte. Sein Papier war die reine, weiße Zellulose aus den Papiermühlen von Amalfi, die Farben kamen aus der Küche (er war als hervorragender Koch von der Farbenpracht der Gemüse und Pflanzenwelt begeistert). So wurden Tomaten, Oliven, Zitronen, Rohnen, Kürbis, Sepia, Rosen, Ginster, Cozze, Shrimps und anderes vermischt mit der Zellulose aus Amalfi und getrocknet. Die ganze Welt ist ein Aquarell : "Von den Ozeanen über die Luft, den Wolken bis zum kleinsten Wesen, alles besteht aus Wasser und Stoffen, die in einer wundervollen Rechnung der Maße und Masse zusammenwirken", zitierte der Künstler.
Biographie
Peter Willburger wurde 1942 in Hall in Tirol geboren, 1998 ist er an der Amalfiküste verstorben. 1964 - 1968 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste bei Max Weiler, er war Ehrenzeichenträger der Stadt Hall, Ehrenbürger der Stadt Vietri sul Mare und 1996 wurde ihm der Professoren-Titel verliehen. Willburger gewann mehrere Grafikpreise im In- und Ausland. Namhafte Experten wurden auf ihn aufmerksam. Der Bonner Museumsdirektor Dieter Ronte reiht den "Meisterstecher" ein in die Radiergeschichte neben Rembrandt, Morandi, Piranesi oder Dürer. Werke Willburgers befinden sich in der Albertina in Wien, im Kupferstichkabinett Wien, im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, in Museen in Kopenhagen, Ecuador und anderen sowie in Privatsammlungen.
Ausstellungen
16. Februar - 12. März 2022
Mi. - Fr.: 16:00 - 19:00 Uhr
Sa. - 11:00 - 13:00 Uhr
Führungen Eva und Stefano Willburger: Sa., 19. Februar - 11:00 Uhr, Sa., 12. März - 11:00 Uhr
Organisation: Elisabeth Ehart-Davies
Video "Peter Willburger - Nichts verschwindet spurlos", footage Film von Daniel Pöhacker
Galerie Nothburga
Innrain 41
6020 Innsbruck
Tel.: +43 (0)512 563761
http://www.galerienothburga.at/
https://www.peterwillburger.com/de/
https://www.meinbezirk.at/
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