Frei im Theater 13
Räudig und abgefahren
Der Sonderzug von Gleis eins am Innsbrucker Hauptbahnhof fährt nach Tennessee Blend – in die älteste, 1902 erbaute Remise, die nun Spielort ist für ein Theaterspektakel, mit dem sich zwei bestens bekannte Theatertruppen (auch noch feinsäuberlich getrennt nach Geschlecht) ein sprichwörtlich durchgeknalltes, abgefahrenes – oder wie Regisseur Gerald Votava es so lässig formulierte – räudiges Stelldichein liefern.
Auf staatstragende Operette (Weißes Rössl) 2013 im Treibhaus folgt nun also nicht ganz so fein gerippter Wild Wild West. Aber diese bühnenwilden Glorious Six Thomas Gassner, Markus Oberrauch, Bernhard Wolf (sie firmieren auch als Autoren), Carmen Gratl, Ute Heidorn und Esther Frommann wissen natürlich genau, was sie tun, holen sich für den Part der Mystery Woman die auf fein ziselierten Wahnwitz spezialisierte Daniela Bjelobradic und für die Produktionsleitung keine Geringere als Silvia Wechselberger.
Quentin hätte seine helle Freude daran, John Wayne vermutlich weniger, die Frauen sind nun Teil der unheiligen Gang und nicht mehr nur auf Hure/Heilige gebucht. Inszeniert hat Votava diesen (wie könnte es auch anders sein) Rachefeldzug in filmischer Manier mit erläuternden Rückblenden (die man sinnfälligerweise nach hinten verlegte), die einführenden Passagen lässt er punktgenau zum pathetischen Sound sprechen.
Gespielt wird, wie es sich gehört – in einer tabulosen und effektvollen Selbstverständlichkeit, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Ja, muss man gesehen haben, nicht zuletzt wegen Esther Frommanns grandioser Ausstattung. Und ist noch zu sehen bis 25. Mai.
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