Zukunftsmusik
Seilbahnen als Öffi: Warum denn nicht?

Immer mehr Interesse zeigen Städte – wie hier in La Paz – für alternative Verkehrsmöglichkeiten. | Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH
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  • Immer mehr Interesse zeigen Städte – wie hier in La Paz – für alternative Verkehrsmöglichkeiten.
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Was ist möglich, was ist sinnvoll? Die NEOS wollen wissen, ob Seilbahnen auch was für Innsbruck wären.

INNSBRUCK. Wer heute in Tirol an Seilbahnen denkt, der denkt an Skifahren und Bergsteigen. Dabei sind Seilbahnen mittlerweile viel mehr als Zubringer für Wanderer oder Wintersportler.
In vielen Städten der Welt sind Doppelmayr und Leitner – die zwei weltweit führenden Seilbahnunternehmen aus Vorarlberg und Südtirol – gefragte Partner im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs. So hat z. B. Doppelmayr das größte Seilbahnnetzwerk der Welt errichtet. In La Paz – Bolivien – fungiert die Gondelbahn als Öffi, die zehn Linien sind miteinander wie ein U-Bahn-Netz verbunden.

Antrag im Gemeinderat

NEOS-Gemeinderätin Julia Seidl sieht dafür auch für die Landeshauptstadt Potential und will einen Antrag im Gemeinderat einbringen: Gemeinsam mit dem Land Tirol soll eine Machbarkeitsstudie geprüft werden. "Seilbahnen könnten eine Alternative zur Entlastung des Verkehrs werden", ist sich Seidl sicher.
Wer sich Studien und diverse Fachartikel ansieht, kann kaum widerstehen, die Seilbahnen als künftige Nahverkehrsmittel "abzufeiern": Sie sind verhältnismäßig billig, leise, brauchen wenig Platz, sind immer pünktlich, haben hohe Kapazitätsmöglichkeiten, können problemlos Höhenunterschiede überwinden und werden schnell umgesetzt. Innerhalb von fünf Jahren entstand beispielsweise das gesamte Liniennetz von La Paz. Täglich befördert es 300.000 Personen und ist – als positiver Nebeneffekt – zu einer Attraktion der Stadt geworden.

Punktuell interessant

Für Innsbruck ist ein so umfassendes Netz wenig realistisch, wie der GF der Innsbrucker Verkehrsbetriebe, Martin Baltes, erklärt: "Ich kenne keine Buslinie, die in Innsbruck zu hundert Prozent durch eine Seilbahn ersetzt werden könnte. Wo wir an die Kapazitäten stoßen – wie zum Beispiel bei der Linie J – oder große Wohngebiete angebunden werden sollen, könnte es schon in Frage kommen."

EU-Verordnung

Interessant ist die Thematik auch aus einem anderen Blickwinkel: Einer EU-Verordnung nach sind öffentliche Unternehmen verpflichtet, ihren Fuhrpark ab 2021 nach und nach auf klimafreundliche Varianten umzustellen.
Eine Aufgabe, für die es noch keine konkrete Lösung gibt: "In dieser Angelegenheit schwimmen wir noch alle", meint Baltes. Für Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl ist eine Seilbahnalternative durchaus "visionär", aber "das ist ein Thema für die Politikergeneration nach uns". Baltes wirft außerdem noch rechtliche Fragen in den Raum: "Wie kann die Trasse geführt werden? Muss man mit jedem Eigentümer, über dessen Grundstück die Gondel fahren würde, einzeln verhandeln? Wie groß ist die Akzeptanz in der Bevölkerung?" Fragen, auf die es bisher noch keine konkreten Antworten gibt.
Was sicher ist, ist, dass Seilbahnen in der Bevölkerung aktuell nicht besonders hoch im Kurs stehen. Die Mehrkosten der Patscherkofelbahn lassen bei den meisten alle Alarmglocken schrillen, wenn auf das Thema zu sprechen kommt, dabei war dieser Kostenpunkt einer der wenigen Bereiche der Patscherkofelkosten, die tatsächlich im geplanten Rahmen geblieben sind.

Immer mehr Interesse zeigen Städte – wie hier in La Paz – für alternative Verkehrsmöglichkeiten. | Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH
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