Tabuthema Abtreibung

Nicht jede Frau ist über eine Schwangerschaft glücklich. | Foto: mev
  • Nicht jede Frau ist über eine Schwangerschaft glücklich.
  • Foto: mev
  • hochgeladen von Nadine Isser

Noch immer ein Tabuthema in Tirol: Der Schwangerschaftsabbruch.

Kaum jemand spricht gerne darüber, ist es doch auf der einen Seite im höchst privaten und intimen Bereich der Frau, auf der anderen Seite ein ideologisch aufgeladenes Thema. Wie sieht die Lage in Tirol aus? Das Bezirksblatt hat sich informiert:

Meist "ältere" Frauen

Abtreibung ist ein heikles Thema, vor allem dann, wenn es aus medizinischer Sicht nicht notwendig wäre. Eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen - das ist in Österreich bis zum dritten Schwangerschaftsmonat durch einen Arzt und mit vorheriger Beratung straffrei möglich, die sogenannte „Fristenlösung“. Die Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch sind individuell und Sache der Frau. Auf Nachfrage bei einer Hilfsorganisation zeigt die dortige Erfahrung jedoch, dass es vor allem – im Gegensatz zum Klischee der schwanger gewordenen Jugendlichen – "ältere" Frauen – teilweise in den Wechseljahren oder kurz davor – sind, die ungeplant (noch einmal) schwanger geworden sind. Diese Frauen haben oft bereits schon Familie und Kinder. 

Ein Arzt in ganz Tirol

In Tirol gibt es genau einen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche entsprechend der Fristenlösung durchführt. Genau weiß man es allerdings nicht, denn es gibt keine offiziellen Zahlen darüber, doch auch dieser eine Arzt gibt an, dass es auch seines Wissens nach, keinen weiteren in Tirol gibt.  Im Internet ist er leicht zu finden, ruft man jedoch bei der Ärztekammer an, so kann diese nicht sagen, ob es Ärzte und Ärztinnen gibt, die in Tirol eine Abtreibung durchführen, und wenn ja, wie viele und wer. Die Gynäkologen und Gynäkologinnen hätten keine Verpflichtung anzugeben, ob sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen und daher gebe es dazu keine Informationen. Auch die Innsbrucker Klinik kann dazu keine Informationen geben, nur so viel, dass dort keine Abtreibungen, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig sind, durchgeführt werden.

Jährlich 400-500

Jährlich werden in Tirol – zumindest bei diesem Arzt – 400 - 500 Abtreibungen durchgeführt, Tendenz sinkend. Die Kosten belaufen sich auf mehrere hundert Euro, im Bedarfsfall kann man sich von verschiedenen Hilfsorganisation finanzielle Unterstützung holen. Doch auch psychische Unterstützung ist wichtig, geht ein Schwangerschaftsabbruch doch in den allermeisten Fällen mit seelischer Belastung einher. Empathie ist hier vom Personal gefragt - vor allem im Beratungsgespräch braucht es viel Einfühlungsvermögen gegenüber der Frau oder des Paares.

Abtreibungen während Corona

Es gibt übrigens noch keine verlässlichen Zahlen dazu, ob es in der Corona-Zeit mehr oder weniger Schwangerschaftsabtreibungen gibt, doch die Auskunft darüber, dass auch in Zeiten der Krise jede Frau, die ihre Schwangerschaft abbrechen wollte, entsprechend beraten und behandelt werden konnte.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.