Uni wird von Deutschen überrannt

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INNSBRUCK. Weil zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen, wird es in Bayern heuer doppelt so viele AbsolventInnen geben als normal. Zusätzlich wird in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt. Das wird einen Ansturm auf die Innsbrucker Universität bedeuten.

In Bayern wurde das Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt. Deshalb werden heuer gleich zwei Jahrgänge ihr Abitur abschließen. Mit dem deutschen Hochschulpakt aus dem Jahr 2006 soll diese Vielzahl an StudentInnen aufgefangen werden. Christian Berthold, Geschäftsführer von CHE-Consult (deutsches Centrum für Hochschulentwicklung) bezweifelt jedoch, dass der Hochschulpakt ausreicht.

Das Ziel des Paktes war, bis 2010 insgesamt 91.000 zusätzliche Studienanfängerplätze in Deutschland im Vergleich zu den Plätzen 2005 zu schaffen. „Wie viele zusätzliche Studienplätze wirklich geschaffen wurden, weiß niemand. Diese Zahl gibt es nicht“, erklärt Berthold. Die Bilanz zeigt nun aber, dass es bereits 182.000 zusätzliche Studienanfänger mehr gibt als erwartet. Außerdem glaubte man, dass dieses Phänomen 2020 vorbei ist. „Der Anstieg wird viel größer und anhaltender sein. Es ist bereits jetzt klar, dass das Phänomen bis weit in die 20er-Jahre anhält“, stellt Berthold klar.

Wehrpflicht ausgesetzt
Mit diesem Jahr wird nun zusätzlich die Wehrpflicht ausgesetzt. „Ausgerechnet jetzt, wo der Ansturm so oder so am größten ist, wird die Wehrpflicht ausgesetzt. Das war nicht so wahnsinnig pfiffig. Die Hochschulen hatten nur ein Jahr Zeit, darauf zu reagieren, das ist zu wenig“, findet Berthold.

Nun wurde die Planzahl nochmals um 50.000 Plätze erhöht. Damit sollen bis 2015 insgesamt 325.000 zusätzliche Studienanfänger Platz finden. „Laut unseren Prognosen werden 500.000 Plätze bis 2015 benötigt werden, auch, weil immer mehr Menschen einen Hochschulabschluss anstreben“, sieht Bert­hold in die Zukunft. Damit gäbe es eine Lücke von 175.000 Plätzen, für die kein Geld bereit steht.

Numerus clausus als Lösung
Die Wahrscheinlichkeit ist dann groß, dass bei vielen Studienrichtungen einfach der Numerus clausus eingeführt wird. Wie viele AbsolventInnen dann keinen Studienplatz in Deutschland finden, kann nicht gesagt werden. „Dafür gibt es keine zentrale Registrierung. Alle werden immer sagen, dass sie genügend Plätze zur Verfügung stellen, aber mir fehlt da ein wenig der Glaube“, erklärt der Experte.
Berthold rechnet für dieses Jahr mit insgesamt 10.000 deutschen AbsolventInnen in Österreich, die vor allem auf die naheliegenden Unis in Innsbruck und Salzburg stürmen werden. Er appelliert aber auch, angesichts des drohenden Facharbeitermangels, froh um jeden Akademiker zu sein.

Voranmeldung & Studiengebühren
Beim Wissenschaftsministerium setzt man vor allem auf die Voranmeldung, die es seit diesem Semester gibt. „Die Voranmeldung bringt ein Mehr an Planbarkeit, da die Unis ab Anfang September Maximalzahlen haben. Man muss aber auch sehen: Sie ist ein neues Instrument, hier fehlen auch uns noch die Erfahrungswerte. Wir werden uns im Herbst jedenfalls gemeinsam mit den Unis genau anschauen, ob sich dieses neue Instrument bewährt und wo Verbesserungen notwendig sind“, so Pressesprecher Markus Gorfer aus dem Wissenschaftsministerium. Fakt sei, dass die Unis in Innsbruck und Salzburg aufgrund der geografischen Nähe noch intensiver von dem zu erwartenden verstärkten Andrang deutscher Studierender betroffen seien. Ab Herbst sollen 40 Millionen Euro in Massenfächer und die so genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) fließen, damit könne auch die Universität Innsbruck zum Beispiel zusätzliche Professoren einstellen. Der Minister verweist darauf, dass Österreich auch deshalb attraktiv ist, weil es in Österreich keine Studienbeiträge gibt (Bayern z.B. 500 Euro pro Semester): „Mit Studienbeiträgen wäre auch sichergestellt, dass ausländische Studierende einen Beitrag zur Finanzierung unserer Unis leisten.“

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