Wege zu mehr Gesundheit

Wissenschaftliche Erkenntnis zur Gesundheit und zu den verschiedensten Krankheiten  gibt es zuhauf. Eignen sich Redensarten, um gesundheitsbewusster zu leben? | Foto: Friedle
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  • Wissenschaftliche Erkenntnis zur Gesundheit und zu den verschiedensten Krankheiten gibt es zuhauf. Eignen sich Redensarten, um gesundheitsbewusster zu leben?
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(ella). Die Ansprüche unseres Kulturkreises ändern sich rasend schnell. Krankheit und Beschwerden platzen in unser Leben; ist die Gesundheit erst einmal angeschlagen, fragt man sich vielleicht: Hätte man etwas dagegen tun können? Muss es immer erst zu spät sein, ehe man sich eingesteht, seine Lebensweise zu ändern? Und wenn man sich dazu entscheidet, sein Leben zu ändern, wo fängt man an? Wer gibt einem eine praktische Alltagshilfe, ein Motto, das einen täglich daran erinnert, weniger Raubbau an seiner Gesundheit zu betreiben? Was halten Gesundheitsexperten von gängigen Redensarten, die aus dem Volksmund oder der Expertise bekannter Denker und Wissenschaftler stammten?
Rund 180 Millionen Ergebnisse verzeichnet die Suchmaschine Google, wenn man nach dem Schlagwort „Gesundheit“ sucht; wer nach „health“ googelt, erzielt über 3,5 Milliarden Treffer. Wenn man nach „Krankheit“ sucht, stößt man auf 34,3 Millionen Treffer, 533 Millionen sind es bei dem Schlagwort „disease“. Offensichtlich wird viel mehr über Gesundheit als über Krankheit geschrieben – heißt das etwa, dass wir auf einem gesunden Weg sind?

„Der Hypochonder verdankt der Angst vor Krankheiten seine Gesundheit.“
Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck (1929), deutscher Immunbiologe und Aphoristiker

Sich intensiv mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen, liegt schon lange im Trend. Zu den beliebten Gesundheitsthemen gehört die Ernährung, aber auch die Umwelt ist in puncto Gesundheit von Bedeutung. 75,5 Prozent der Österreicher ab 15 Jahren sind mit ihrem Gesundheitszustand zufrieden. In den 1990er Jahren waren es 71 Prozent. Seitdem hat sich die Dauer des Krankenstandes um etwa zwei Tage verringert; sie liegt momentan im Durchschnitt bei 10 Tagen pro Jahr und Krankenstandsfall. Trotz allem Frohmut über ein längeres und gesünderes Leben steigt die Zahl chronischer Erkrankungen. Allen voran sind es Wirbelsäulenbeschwerden, Allergien, Bluthochdruck, Migräne, Kopfschmerzen und Arthrose, die betroffenen Menschen zu schaffen machen (Quelle: Statistik Austria). Was nützt einem die schönste Statistik, wenn man zu denjenigen zählt, die sich schlecht fühlen oder regelmäßig vom Leiden heimgesucht werden?

„Man macht sich den Schmerz leicht, wenn man ihn für leicht hält.“
Lucius Annaeus Seneca (Jahr1 n.Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker und Naturforscher

Informationsquelle Internet
Das Internet spielt eine wichtige Rolle, wenn es vor allem für Laien darum geht, ihre Gesundheitskompetenz zu erweitern. Gerne begibt man sich im Internet auf die Suche, um für sich ein Rezept für ein gesünderes Leben ausfindig zu machen, vielleicht, um ein raffiniertes Hausmittel gegen Kopfschmerzen zu finden. Der Appell an die Bevölkerung, mehr für die Gesundheit zu tun, bietet vermeintlichen Gesundheitsexperten eine willkommene Bühne. Ein Großteil der Menschen beäugt den Fundus im Netz skeptisch und verlässt sich lieber auf die Meinung eines Gesundheitsexperten (Bsp.: Arzt oder Therapeut). Die Patienten- und Pflegeanwaltschaft (PPA) Niederösterreich hat einen Praxisleitfaden mit dem Titel „Wie finde ich seriöse Gesundheitsinformationen im Internet“ in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und der Gesundheit Österreich GmbH erstellt (www.patientenanwalt.com). Dieser Leitfaden soll den Umgang mit „Dr. Google“ erleichtern, um seriöse von unseriösen Quellen unterscheiden zu können. Allerdings halten die Autoren des Praxisleitfadens auch fest, dass damit keine eigenständige Diagnose erstellt und das Aufsuchen eines Arztes nicht vermieden werden kann.

Krank aufgrund von Wohlstand?
Das schlechte Gewissen beginnt an einem zu nagen, bei manchen schüren Erkenntnis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar Ängste. Im Jänner dieses Jahres lautete die Hiobsbotschaft: 16 Millionen Menschen würden jährlich einer ungesunden Lebensweise zum Opfer fallen. Die Quelle allen Übels seien laut WHO das Rauchen, Alkoholmissbrauch und Bewegungsmangel sowie der Konsum von Fett, Salz und Zucker. Der Begriff „Epidemie“ geht schon seit einiger Zeit einher mit dem Schlagwort „Wohlstandskrankheit“. Die Kluft zwischen Krankheits- und Gesundheitsbewusstsein scheint sich zu vergrößern. Auf der einen Seite die Anzahl der Menschen, die besonders auf ihre Gesundheit achten, es zu gut mit ihrer Gesundheit meinen. Sie trainieren nach der Arbeit stundenlang für den Marathon oder Triathlon, enthalten sich schier asketisch jeglichen kulinarischen Genüssen, suchen Mentalcoaches auf, informieren sich pausenlos darüber, wie sie noch schneller und leistungsfähiger werden können. Auf der anderen Seite finden sich all jene wieder, die in puncto Gesundheit quasi resigniert haben, sich mit ihren Beschwerden abgefunden haben und einer ungesunden Lebensweise frönen, gemäß dem Motto: Schlimmer kann es nicht mehr werden. Mario Ganeider ist Geschäftsführer von „Therapie Austria“ und hat mit Menschen beider Extreme zu tun. „Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass 70 Prozent der Darmerkrankungen – wie beispielsweise die Darmträgheit – deshalb entstehen, weil sich die Patienten zu wenig bewegen bzw. bewegt haben“, erklärt Ganeider und ergänzt: „Begründete man die Hauptursache für Bandscheibenvorfälle vor Jahren mit schwerer körperlicher Arbeit, sind es heute zum Großteil die fehlende Bewegung und die daraus resultierenden Fehlhaltungen, die Bandscheibenvorfälle auslösen.“ Auf der anderen Seite gäbe es dann jene Menschen, die zu körperbewusst leben und manche, die dadurch oft auf einen burnoutähnlichen Zustand hinsteuern. Vor allem junge Leute verspüren den Drang, neben ihrem Vollzeitjob auch in ihrer Freizeit als „Hobbysportler“ noch Spitzenleistung erzielen zu müssen, trainieren dafür nicht selten mehr als 15 Stunden in der Woche. Dass sich damit viele selbst massiven Druck machen, will ein Großteil der Betroffenen nicht verstehen. „Dieses Denken ist typisch für unsere Zeit“, so Ganeider. Menschen über- und unterschätzen zu leicht, was es bedeutet, sich in einem gesunden Ausmaß zu bewegen. Einen nachhaltigen Schritt, um ein angemessenes Körperbewusstsein zu entwickeln, setzt man am besten im Kindesalter. „Mit Spielekonsolen lernt man keine natürlichen Bewegungsabläufe“, hält Mario Ganeider fest.

"Wer täglich einen Apfel isst, wird vom Doktor bald vermisst."
(Quelle: Unbekannt)

Endlich etwas ändern
Neujahr, ein runder Geburtstag oder ein einschneidendes Erlebnis motivieren viele Menschen dazu, einen gesundheitsbewussteren Weg einzuschlagen. Wer seinen Lebensstil zugunsten der Gesundheit ändern möchte, tut gut daran, einen Wandel nicht ganz auf eigene Faust, sondern von Experten begleitet umzusetzen. Die körperliche Belastungsgrenze verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Was Freunde oder Bekannte womöglich unterstützt hat, gilt nicht für jedermann als Erfolgsrezept. Es ist deshalb ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen und mit ihm nachhaltige Schritte für eine gesundheitsbewusstere Richtung zu besprechen. Auch Entspannung gehört zu einer gesunden Lebensweise dazu. „Es gibt eine Menge an Angeboten, wie zum Beispiel Autogenes Training, Yoga etc., um seine Körperwahrnehmung zu stärken“, betont Ganeider.

„Wer rastet, der rostet.“
(Quelle: Unbekannt)

Sorge um die Gesundheit
Ein bis fünf Prozent der Bevölkerung sorgen sich in einem erhöhten Maß um ihre Gesundheit. Sie verspüren körperliche Symptome, wenden sich hilfesuchend an den Arzt. Bei der Abklärung ergibt sich allerdings kein Befund. „Das verunsichert diese Menschen, woraufhin sie noch mehr Ärzte oder auch vermeintliche Heiler aufsuchen, ein Phänomen, das wir gerne als ‚Doktorshopping‘ bezeichnen. Die Symptome bleiben bestehen, ohne dass ein Arzt organische Ursachen finden kann. Es kommt dann vor, dass aus der Sorge um die Gesundheit Angst vor Krankheit entsteht“, erklärt Psychologin Dorothee Hainz-Kaserbacher. Genau diese Angst wird dann auch tatsächlich zur Krankheit. In einem solchen Fall spricht man von einer sogenannten somatoformen Störung.
Was kann man nun tun, wenn sich die Symptome hartnäckig halten, aber kein organischer Befund vorliegt? „Der psychologische Ansatz geht davon aus, dass körperliche Symptome nicht nur organische krankheitsbedingte Ursachen haben können, sondern auch Ausdruck unbewusster seelischer Prozesse sein können, auf die der Körper mit seiner ‚Körpersprache‘ aufmerksam macht“, erklärt Dorothee Hainz-Kaserbacher. Weiters könne die Angst bei vorhandenen organischen Krankheiten die Symptome verstärken und den Leidensdruck enorm erhöhen. Im therapeutischen Prozess arbeiten Psychologen und Klienten daran, die Botschaften des Körpers besser zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Der Patient entwickelt Fähigkeiten, seine Symptome positiv zu beeinflussen und zu verändern und seine Lebensqualität zu verbessern – manchmal bis hin zum Verschwinden der Symptome.

Vorsicht vor Redewendungen: Kommentare von Gesundheitsexperten
„Man macht sich den Schmerz leicht, wenn man ihn für leicht hält.“
Lucius Annaeus Seneca (Jahr1 n.Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker und Naturforscher

„Menschen mit chronischen Schmerzen gehören für alle Behandelnden, ob Arzt, Pfleger, Psychologe oder Physiotherapeut, zu den schwierigsten Patienten. Eine lange Leidensgeschichte mit vielen wechselnden Behandlern und Therapieansätzen führt zur Fokussierung auf eine Schmerzerkrankung, die oft den Alltag bestimmt. Die Bewältigung einer Schmerzerkrankung ist daher nur mit einem multimodalen Konzept zu erreichen. Beispielhaft seien hier eine invasive Schmerztherapie im Rahmen einer Nervenblockade, psychologisches Schmerzbewältigungstraining und medizinische Trainingstherapie erwähnt.
Auch wenn die Ursache der Schmerzen nicht behoben werden kann, bewirkt eine Änderung der Wahrnehmung eine bessere Lebensqualität.“ (Dr. Hubert Hofstötter,
Allgemeinmedizin /Anästhesiologie & Intensivmedizin)

„Wer rastet, der rostet.“
(Quelle: Unbekannt)

"In der heutigen Zeit haben wir wie so oft kein Mittelmaß mehr, was Bewegung angeht. Auf der einen Seite zu wenig bis gar keine Bewegung und auf der anderen Seite Amateure, die wie Spitzensportler trainieren. Die goldene Mitte wäre wie immer die ideale Lösung. Eine Ausgewogenheit an aktiver Bewegung und Regeneration würde uns helfen, unser Körperbewusstsein bis ins hohe Alter zu stärken bzw. zu erhalten. Einen nachhaltigen Schritt setzt man am besten im Kindesalter durch natürliche Bewegungsabläufe in der Natur, unterstützt durch Mentaltraining in Schulen, wie es schon in anderen Ländern praktiziert wird.“ (Mario Ganeider, Geschäftsführer, Therapie Austria)

„Der Hypochonder verdankt der Angst vor Krankheiten seine Gesundheit.“
Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck (1929), deutscher Immunbiologe und Aphoristiker

"Dem Zitat von Uhlenbruck kann man meines Erachtens nur eingeschränkt zustimmen, nämlich wenn man Gesundheit als „Abwesenheit von körperlicher Krankheit“ definiert. Dann wäre seine Aussage so zu verstehen, dass ängstliche Menschen schneller und öfters zum Arzt gehen und so Krankheiten ausgeschlossen, früh erkannt und geheilt werden können. Dass die Angst vor Krankheit selbst zur Krankheit werden kann, ist nicht berücksichtigt. Das Konzept ‚Gesundheit ist die Abwesenheit von körperlicher Krankheit‘ ist übrigens längst verjährt. Der aktuelle Gesundheitsbegriff impliziert – laut WHO – auch das Vorhandensein von psychischem und sozialem Wohlbefinden." (Dorothee Hainz-Kaserbacher, Psychologin)

"Wer täglich einen Apfel isst, wird vom Doktor bald vermisst."
(Quelle: Unbekannt)

„Tiroler rauchen weniger, ernähren sich gesünder und bewegen sich mehr als Ostösterreicher, das soll auch so bleiben. Entscheidend für ein gutes Leben ist die umfassende Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen. Das größte Gesundheitspotential liegt im Sozial-, Bildungs-, Umwelt- und Wirtschaftsbereich – also in den täglichen Lebenswelten der Menschen. Der Schlüssel zu mehr Gesundheit liegt in einem ganzheitlichen Gesundheitssystem, in dem Vorbeugung vor Behandlung steht – deshalb sind wir als Tiroler Gebietskrankenkasse auf dem Weg in Richtung Gesundheitskasse – durch Prävention und Gesundheitsförderung.“
(Dr. Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse)

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