Tipps gegen Belästigung
Wenn es wieder brenzlig wird

Im öffentlichen oder privaten Raum: Oft werden Frauen belästigt oder abschätzend behandelt – es gibt einfache Methoden, um dem ein Ende zu setzen. | Foto: Gstraunthaler
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  • Im öffentlichen oder privaten Raum: Oft werden Frauen belästigt oder abschätzend behandelt – es gibt einfache Methoden, um dem ein Ende zu setzen.
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Frauen erleben im öffentlichen Raum oft belästigende Situationen: So wehrt man sich dagegen.

TIROL. Im Railjet von Budapest nach Innsbruck war ich Zeuge, wie ein unbekannter Mann eine Frau belästigte. Erst fragte er nur nach der Nummer, aber mit der Zeit fing er an sexuell anzügliche Grimassen zu schneiden. Ich meinte, jemand wird schon einschreiten, schließlich ist das Abteil pumpvoll. Ich stand mit dem Rücken zur Frau und hörte irgendwann ein Schluchzen – dann platzte mir der Kragen und ich stellte den Mann zur Rede. Niemand kam mir zur Hilfe und ich zitterte am ganzen Körper. Ich war schockiert und fragte mich, wieso sich die junge Frau – vor allem in Anbetracht auf ihre anwesenden Freunde – nicht selbst wehrte und wie man künftig mit solchen Situationen selbstbewusster umgehen konnte. Die Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, Sexualpsychologin und Leiterin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen in Tirol Mag. Dr. Daniela Renn gibt Tipps, wie man in solchen Fällen Zivilcourage zeigen kann.

Schon als Kind lernen, sich zu wehren

"Das Wichtigste ist, sich schon im Vorhinein mit möglichen sexuellen Übergriffen verbaler und physischer Natur auseinanderzusetzen, um in der Situation gewappnet zu sein", so Renn. Meistens spüre Frau, dass etwas nicht in Ordnung ist: „Seien sie mutig und trauen sie sich zu ihre eigenen Grenzen höflich, deutlich und laut abzustecken. Mit der Person, die ihre Grenzen überschreitet, per Sie zu sein, hilft ebenfalls." Das Erkennen der eigenen Grenzen, fängt schon im Kindesalter an. Hier sollte Kindern von den Eltern im Alltag auf spielerische Art beigebracht werden, was wie in Ordnung ist und was nicht – z. B. in der Sexualität. „Sexuelle und beziehungstechnische Aufklärung beginnt zuhause. Aufklärung alleine der Schule zu überlassen ist nicht der beste Weg. Hier gibt es in Österreich sicherlich noch viel Aufholbedarf."

Andere Menschen zu Hilfe holen

Auch andere zu Hilfe holen ist eine Option, erklärt Renn zum geschilderten Fall im Zug. "Wenn viele Menschen anwesend sind, fühlt man sich in der Masse anonym und es schreitet kaum jemand ein. Wenn man konkret jemanden um Hilfe bittet, sagen aber die wenigsten 'Nein' dazu. Es braucht oft nur die Initialzündung."

Meistens kommt es im Privaten zu Belästigungen

Solche Übergriffe und Grenzüberschreitungen finden aber nicht nur im öffentlichen Raum statt, am häufigsten passieren sie im Privaten. Was in solchen Fällen zu tun ist, beschäftigt nicht nur Frauen, sondern auch Männer – nur aus einer anderen Perspektive. Sie fragen sich, wie sich sich richtig verhalten hätten sollen. "Wenn ein Mann abwertend über Frauen redet, schreiten viele Kollegen aus einer falschen Männerloyalität heraus nicht ein – auch, wenn sie das Verhalten des Freundes nicht in Ordnung finden. Oft habe man Angst, der Spielverderber zu sein. Aber, wenn es richtige Freunde sind, werden sie den Punkt verstehen. Es sollte Normalität sein Menschen zurecht zu weisen, wenn sich jemand übergriffig verhält."
Im privaten oder im öffentlichen Raum: Wer das Gefühl hat, die Grenzen sind überschritten, hat jedes Recht darauf sich zur Wehr zu setzen. "Höflich, deutlich und laut sein. Letzteres – sich deutlich und laut zu äußern – haben besonders Frauen in ihrer Sozialisierung verlernt", sagt Renn abschließend.

Im öffentlichen oder privaten Raum: Oft werden Frauen belästigt oder abschätzend behandelt – es gibt einfache Methoden, um dem ein Ende zu setzen. | Foto: Gstraunthaler
Dr. Daniela Renn, klynische Psychologin und Gesundheitspsychologin | Foto: privat
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