Stadtwald Hungerburg
Im Wald kehrt weiterhin keine politische Ruhe ein

Über die Fakten der Rodungsarbeiten wurde umfassend informiert, eine politische Ruhe herrscht jedoch weiterhin nicht. | Foto: zvg
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Die Faktenlage rund um die Rodung im Stadtwald auf der Hungerburg ist geklärt. Ruhe herrscht bei dem Thema jedoch weiterhin keine. Dem Gemeinderatswahlkampf geschuldet wird vor allem in den sozialen Medien weiter politisiert. GR Plach hat sein Video vom Netz genommen, GR Krammer-Stark kritisiert die Doppelmoral und GR Depaoli plant einen Spaziergang. Und auch der Urnenfriedhof spielt eine Rolle.

INNSBRUCK. Ein Schreiben von Magistratsdirektorin Gabriele Herlitschka bringt Aufklärung in der Rodungsfrage am Stadtwald auf der Hungerburg. "Die ersuchten Rodungsbewilligungen für den Forstweg und das Bauvorhaben wurden vom Amt Allgemeine Bezirks- und Gemeindeverwaltung auf Basis von Sachverständigenstellungnahmen der Fachdienststellen des Magistrats und in Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen erteilt (Ressortzuständigkeit Hr. Bürgermeister)." Auch zu den jetzigen Holzarbeiten wird Stellung genommen: "Die jetzt medial diskutierten Schlägerungen nahe dem Grundstück der Fam. Bex sind Schadholzentnahmen und in geringerem Ausmaß damit notwendig verbundene Nutzholzentnahmen nach den Sturmschäden des Sommers 2023 und Schneebruch dieses Winters.

Dabei handelt es sich um dringend notwendige Arbeiten zur Waldhygiene um Borkenkäferbefall zu verhindern. Diese Schlägerungen haben nichts mit dem Bauvorhaben Bex zu tun und fanden zeitlich zufällig jetzt statt."

Dafür notwendige Bewilligungen (je nach Ausmaß notwendig oder Anmeldung ausreichend) werden von Gremien erteilt, in welchen politische Vertreter nicht stimmberechtigt sind (Bezirksforstinspektion und weitere forstliche Organe). "Abschließend darf ich noch mitteilen, dass in den befassten Dienststellen (Bau, Stadtplanung, ABGV und Wald und Natur) keine Rodungsanmeldung vom März 2024 zum Bauvorhaben Bex bekannt ist", teilt Herlitschka in diesem Schreiben mit.

Gefahr im Verzug

Auch die Freiwillige Feuerwehr Hungerburg und ein Grundstücksnachbar haben Stellung bezogen und über die Arbeiten informiert. Christof Schlenz, Kommandant der Freiwillige Feuerwehr Hungerburg stellt klar: "Hier war Gefahr im Verzug. Gerade an einem von vielen Menschen begangenen Stück muss ein nicht mehr den Bedingungen entsprechender Wald neu aufgeforstet werden, hiezu bedarf es einer vorherigen Entfernung der alten Bäume." Der Grundstücksbesitzer erklärt: "Die gefällten Bäume befinden sich in unserem Eigentum und wurden vom Forstamt Innsbruck abgeholzt, weil hier Gefahr im Verzug für ein angrenzendes Nachbarhaus vorliegt. Es handelt sich um keine Rodung, sondern um eine Waldverjüngung um Gefahrenquellen für Objekte und Wanderer auszubremsen."


Keine Ruhe

Trotz der Klarstellungen geht die politische Diskussion weiter. GR Benjamin Plach teilt auf Facebook mit: "Ich habe mein Video zum von einer grünen Gemeinderätin beabsichtigten Umbau eines Hauses und Begründung eines Wohnsitzes mitten im Wald gelöscht.
Politisch stehe ich zu 100% dazu, dass solche Ausbauten verboten gehören. Der Freilandparagraph gehört reformiert, neue Wohnsitze im Freiland tunlichst verunmöglicht. Besonders bedenklich finde ich die notwendige Erschließung in Anbetracht der Hanglage. In Zeiten in denen Wohnraum redimensioniert werden muss und strenge Siedlungsgrenzen notwendig sind, sind Wohnsitze im Freiland eine klare Fehlentwicklung und ein fatales Signal. Ich bin überzeugt davon, dass die eigenen politischen Positionen auch für private Handlungen gelten müssen. Hinsichtlich der im Video zu sehenden Fällungen aber handelt es sich um ein Nachbargrundstück, ich habe dies von einem Medium übernommen und die Faktenlage wurde dort nicht richtig dargestellt. Die Rodung bezog sich nicht auf den Bau, dennoch wird genau in diesem Waldstück ein Ausbau des Erschließungswegs notwendig sein."

Doppelmoral

„Der erhobene Zeigefinger zeigt dieses Mal auf die Grünen selbst“, erklärt GR Renate Krammer-Stark in einer Aussendung. „Ganz in Sinne des "Klimanotstand" war dem damaligen Stadtrat für Stadtentwicklung bis 2018, Gerhard Fritz, der sog. Freilandparagraph im Tiroler Raumordnungsgesetz ein Dorn im Auge“, erinnert sich die ehemalige Klubobfrau der Innsbrucker Grünen und jetzige Klubobfrau des Lebenswerten Innsbruck, Renate Krammer-Stark. Der Freiland-Paragraph (§ 41 im TROG 2022) erlaubt den Abriss und Neubau inklusive Erweiterung von Gebäuden im Freiland. Entsprechende Bauansuchen wurden von den Grünen aus Gründen des Boden- und Klimaschutzes inhaltlich und moralisch immer strikt abgelehnt, darunter mehrere Bauprojekte in Hötting. Eines davon war das Ansuchen einer Familie, die ebenfalls für ihren eigenen Bedarf ein Haus im Höttinger Grünzug – und nicht etwa im Wald außerhalb der Stadt - errichten wollte. „Erst im Jahr 2020 wurde argumentiert, dass der Eigenbedarf einer einzigen Familie im Grünzug kein öffentliches Interesse darstellt. Dies wurde seitens der Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht und des Sachgebiets Raumordnung des Landes nachdrücklich dargelegt und die entsprechende fachliche Beurteilung der Stadtplanung in Innsbruck vollinhaltlich bestätigt. So wäre eine Umwidmung dieses Bereichs eine inselhafte Siedlungserweiterung und damit nicht genehmigungsfähig. Außerdem sei die verkehrliche Erschließung nicht gegeben und das Gelände schwer bebaubar. Zusätzlich würde hier die Gleichbehandlung missachtet. Denn die mit einer Genehmigung verbundenen Folgewirkungen in der Nachbarschaft würden den Anforderungen an eine geordnete, bodensparende Siedlungsentwicklung widersprechen“, sagt Krammer-Stark. Eine der Fragen, die das Bauvorhaben von Bex auf der Hungerburg für das Lebenswerte Innsbruck aufwirft, kann laut Krammer-Stark bereits beantwortet werden: „Die Berufung von Willi und Bex auf den Freilandparagraph auf der Hungerburg eine Bankrotterklärung der "grünen" Politik der Willi-Grünen und mit ihr das Bekenntnis, dem Boden- und Klimaschutz höchste Priorität einzuräumen. Dieses Mal zeigt der sonst immer gegen andere erhobene Zeigefinger ganz klar auf die Grünen selbst.

Ein Urnenfriedhof als letzte Ruhestätte auf der Hungerburg ist langgehgter Wunsch. | Foto: Herbert Edenhauser
  • Ein Urnenfriedhof als letzte Ruhestätte auf der Hungerburg ist langgehgter Wunsch.
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Gerüchteküche

Inden sozialen Medien gehen die Wogen trotz der Klarstellungen weiterhin hoch. GR Gerald Depaoli plant einen Abendspaziergang auf der Hungerburg unter dem Motto "Gemma grüne Doppelmoral schauen". Für Irritationen sorgen auch Einträge auf den Facebookseiten, in denen ein Zusammenhang der Rodung durch die Freiwilligen Feuerwehr mit der Errichtung eines Urnenfriedhofes auf der Hungerburg hergestellt wird. Die Realisierung eines Urnenfriedhofs auf der Hungerburg ist ein politischer Dauerbrenner in Innsbruck. Die erste Initiative stammt vom ehemaligen ÖVP-Gemeinderat Hans Rainer. Er wollte schon 2004 am Areal der Theresienkirche einen Urnenfriedhof errichten lassen. Nach dem Vorschlag von ÖVP-GR Hans Rainer im Jahre 2004 sowie der Zustimmung durch den Pfarrgemeinderat und durch den damaligen Grundeigentümer den Karmeliter-Orden hat der Stadtsenat 2007 dem vom damaligen Friedhofsreferenten ÖVP-VBM Eugen Sprenger erarbeiteten Grundkonzept in der Höhe von 473.000 Euro einstimmig zugestimmt. Nach mehreren Umplanungen ergab später eine neue Detailplanung eine Kostenschätzung von 600.000 Euro, hauptsächlich verursacht durch Felsabbrucharbeiten und erhöhte Bau- und Betonpreise. 2010 stoppte der Stadtsenat das Projekt. ÖVP und SPÖ stimmten damals im Stadtsenat für den Neubau der Ruhestätte, FI und Grüne dagegen. In einer Presseaussendung hielt damals VBM Sprenger fest, dass "trotzdem an diesem Projekt festgehalten werden sollte, um allenfalls bei geänderten politischen Verhältnissen einen neuen Anlauf zur Umsetzung machen zu können".

Rodungsarbeiten waren aus Sicherheitsgründen nötig

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Über die Fakten der Rodungsarbeiten wurde umfassend informiert, eine politische Ruhe herrscht jedoch weiterhin nicht. | Foto: zvg
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