Frei im Theater: In einem sehr speziellen Club
Es geht nicht nur um das eine

Es geht ganz klar um das eine, in der jüngsten Stückentwicklung des Theater praesent, aber immer mit ironischem Augenzwinkern.  | Foto: Daniel Jarosch
  • Es geht ganz klar um das eine, in der jüngsten Stückentwicklung des Theater praesent, aber immer mit ironischem Augenzwinkern.
  • Foto: Daniel Jarosch
  • hochgeladen von Christine Frei

Zuweilen sind die Analogien in den Programmen von Innsbrucks Theaterszene schon frappierend: Im Kellertheater verhandeln aktuell gerade fiese Männer in kurzen Interviews von Kultautor David Foster Wallace überraschend explizit ihre Sexualität. Die beiden künstlerischen Leiterinnen des Theater praesent Elke Hartmann und Michaela Senn (ent-)führen ihr Publikum in ihrer jüngsten Stückentwicklung mit dem nicht minder expliziten Titel „Oversexed & Underfucked“ in einen so genannten sexpositiven Club, den man sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Und gleich zu Beginn fordert einen Theatermacherin Hartmann über Kopfhörer auf, sich in Zweierreihen aufzustellen, die Hand seines Nachbarn oder seiner Nachbarin zu ergreifen und so zur Bushaltestelle zu schlendern.

Ironisch entfesselte Performance
Wer sich jetzt schon prophylaktisch zu schrecken beginnt: Selbst wenn es im Laufe des etwa zweistündigen Abends natürlich immer wieder sehr explizit um sexuelle Bedürfnisse und sexuelles Erleben geht, verstehen es Hartmann und Senn grandios, diese vermeintlichen Klimax-Momente sofort wieder ironisch zu brechen. Was natürlich nicht zuletzt auch daran liegt, dass Carmen Gratl, Wiltrud Stieger, Antje Weiser, Tülin Pektas und Julia Jenewein – anders als es etwa der Dress-Code besagten Clubs verlangt – eben in einer betont unsexy Underwear performen. Und sie zeigen sich in den unterschiedlichsten Facetten: von schüchtern bis sinnlich, kontrolliert bis entfesselt.

Und die Liebe hat das letzte Wort
Auch wenn sie einzelnen Zuschauern zwischendurch zumindest verbal auf die Pelle rücken, und man vielleicht sogar fürs Separée oder die Toilette aufgerufen wird, weil es ausgerechnet jene Nummer erwischt, die einem zuvor um den Hals gehängt wurde, bleibt alles ein unverfängliches Spiel und eine durchaus interessante Anregung fürs eigene Kopfkino. Martin Friz darf zuletzt über eine Einspielung sogar sehr gescheit über Intimität philosophieren. Und der Abend endet tatsächlich mit einer wunderschönen poetischen Liebeserklärung. Weil es, wie uns Reinhold Weiser das irgendwann als vermeintlicher Zuschauer erklärt, eben nicht nur um das eine, sondern immer auch um das andere geht.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.