Gewaltprävention Tirol
Häusliche Gewalthäufig unter Einfluss von Alkohol

- vl Margaretha Kapferer, Jolanda Stricker, Christian Haring, Melanie Mlaker, Andrea Laske.
- hochgeladen von Josef Wolf
Gewaltsituationen entstehen häufig im häuslichen Kontext. Sie entwickeln sich beispielsweise aus Beziehungskonflikten zwischen Paaren, familiären Streitigkeiten zwischen Eltern, Kindern oder Geschwistern. Bei GefährderInnen sind fast alle Altersklassen und sozialen Schichten vertreten. Das häufigste Beziehungsverhältnis bei Gewalt in Tirol sind aufrechte Ehen oder Partnerschaften. Etwa 90 Prozent der GewalttäterInnen sind Männer, die Opfer sind überwiegend Frauen. Nach einer internen Erhebung liegt bei rund 50 Prozent der gewaltausübenden PartnerInnen oder Ex-PartnerInnen ein problematischer Alkoholkonsum vor, stehen TäterInnen während der Tat unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. „Die Bekämpfung von häuslicher Gewalt, insbesondere von häuslicher Gewalt unter Alkoholeinfluss, ist eine große Herausforderung“, sind sich die Beratungsstelle für Gewaltprävention Tirol, die Opferschutzeinrichtung Gewaltschutzzentrum Tirol und die Suchthilfe Tirol einig.
Seit 2021 müssen auch in Tirol GefährderInnen und GewalttäterInnen nach der Verhängung eines Betretungs- und Annäherungsverbots in den Tiroler Beratungsstellen für Gewaltprävention Beratungen zeitnah zur Tat in Anspruch zu nehmen. „Im Jahr 2024 haben rund die Hälfte der GefährderInnen zum Zeitpunkt der Tat Suchtmittel konsumiert. In den meisten Fällen handelte es sich hierbei um Alkohol. Es zeigt sich oft ein fehlendes Problembewusstsein der Betroffenen. Besonders der Alkoholkonsum wird seitens der Betroffenen häufig verharmlost und bagatellisiert“, berichten Mag.a Jolanda Stricker und Mag.a Margaretha Kapferer von der Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention, die in den vergangenen Monaten verstärkt auf die Dualproblematik von Gewalt und Suchtmittelkonsum eingegangen ist.
„Der Konsum von Suchtmitteln stellt stets einen Risikofaktor für schwere, eskalierende Gewalttaten dar, da die Substanzen enthemmend wirken. Illegale Drogen sind auch oft in Kombination mit psychischen Erkrankungen bei der Generationengewalt im Spiel, wenn Kinder gegenüber ihren Eltern gewalttätig werden. Bei vielen Gewaltbetroffenen besteht zudem die Hoffnung, dass mit Beendigung des Konsums auch die Gewalt aufhört, allerdings wird die eigentliche Ursache der Gewalt dadurch natürlich nicht gelöst“, so MMag.a Andrea Laske und Mag.a Melanie Mlaker vom Gewaltschutzzentrum Tirol. Ein Wunsch bestünde im Hinblick auf mehr Wohnmöglichkeiten und geschützte Notunterkünfte für Frauen mit einem problematischen Substanzgebrauch. Ohne diese fehle oft eine Handlungsalternative, eine potentiell gefährliche Situation verlassen zu können. Abhängigkeiten können auch dahingehend bestehen, wenn es sich bei der gewaltausübenden Person gleichzeitig um jene Person handle, von der die Substanzen bezogen werden.
„Zahlreiche Studien belegen, dass Alkoholkonsum ein wichtiger Risikofaktor für häusliche Gewalt ist. Sowohl mit dem Ausüben als auch mit dem Erfahren von Partnerschafts- und Generationengewalt und dem Konsum von Alkohol oder anderen Suchtmitteln besteht ein Zusammenhang. Alkoholkonsum kann die Gewaltbereitschaft erhöhen, aber auch umgekehrt kann die ausgeübte und die erfahrene Gewalt zu einem problematischen Alkohol- oder Suchtmittelkonsum führen“, berichtet Univ. Prof. Dr. Christian Haring, Obmann des Vereins Suchthilfe Tirol. Der Konsum von Alkohol könne jedoch nicht ohne weiteres als Ursache für Gewalt verantwortlich gemacht werden. Nicht jede Person, welche Alkohol missbräuchlich konsumiert, werde auch gewalttätig. „Die Entstehung von Gewalt ist komplex. Individuelle, gesellschaftliche, kulturelle, psychologische und neurobiologische Faktoren können dabei in gegenseitiger Wechselwirkung eine Rolle spielen“, so Christian Haring abschließend.
Hilfe für Betroffene und Angehörige
Beratungsstelle für Gewaltprävention: 0512/ 572750 7575
Gewaltschutzzentrum Tirol: 0512/ 57 13 13
Suchthilfe Tirol: 0512/ 580 080
Psychosozialer Krisendienst: 0800 400 120
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