#Herzglücklichmacher 2
Instinktfußballer, Naturliebhaber und Pauli-Fan ist 60.

Mit der richtigen Startnummer und der richtigen Bank  in das nächste Jahrzehnt. Nur das Logo ist richtig "alt". Sonst ... | Foto: Herbert Waltl
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  • Mit der richtigen Startnummer und der richtigen Bank in das nächste Jahrzehnt. Nur das Logo ist richtig "alt". Sonst ...
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In der losen Serie HERZGLÜCKLICHMACHER gehts nach dem Konrad Thurano #1 weiter. Diesmal ein Urtiroler. Mir gut bekannt. Auch ein Geburtstagskind.
Zwar schon ein paar Tage älter und später. Jetzt halt ein richtiger 60iger. Aber immer noch lobens- und erwähnenswert. Ein paar Gedanken. Seit über 40 Jahren kenne ich ihn nun schon. Zuerst eben als Kollegen, dann war Mitspieler, genau Mittelstürmer im Team und Mitgründer eines elitären Herrenklubs, als Weggefährten und Lebensbegleiter. Einmal mehr und dann wieder etwas weniger, aber immer mit der notwendigen Nähe und Verbundenheit. Und er hat sich den zweiten Herzglücklichmacher, diesen Titel verdient. Nach 60 Jahren. Mindestens. Sein Name: Roland "Roli" Hellbert.

Genialer Stratege.

Am Anfang. Um zweieinhalb Lederbälle wurde ich damals vom ASV Lienz (inzwischen aufgegangen in Rapid Lienz) angekauft. Als hoffnungsloser Mittelfeldspieler. Roland war damals der Obmann und Mittelstürmer vom FC Flaurling. Gespielt wurde in der tiefsten Klasse des Tiroler Fußballs. Später gelang der gemeinsame Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse. In diese Zeit fällt auch die Gründung einer – zufällig wirkenden Männergruppe unter dem unverständlichen Namen Wawasch. Diese Gruppierung gibt es übrigens heute noch. Der Name setzt sich aus den Wortteilen von Nachnamen dreier Gründungsmitglieder zusammen. Dabei waren nie mehr als acht Männer, alle vereint im gleichen Arbeitgeber. Bei der Landesbank. Inzwischen sind zwei schon abgebogen und vorausgegangen. Was dieser reine Männerverein getan hat – eigentlich – reisen, gut gehen lassen. Über 40 Jahre hindurch wurden auch einige skurrile Abenteuer bestanden. Zwei Zelte aufstellen als "Wawasch-Rent-A-Tent"  in Tirol, eines mit 12 und eines mit 8 Metern Durchmesser, Gourmetreisen – in die Toskana mit dem "Veronelli" (Wein&Gourmetguide) in der Hand, Pferdekutschenfahren in den Wicklow Mountains von Irland, mit dem Hausboot durch den Canal-du-Midi, in die Dom-Rep ganz ohne Gepäck und vieles mehr. Ein Paradebeispiel für lebenslange Loyalität und besondere Entwicklung - nicht nur unter Männern. Auch die "angeheirateten" Frauen und Lebensbegleiterinnen spielten immer eine – wichtige Rolle. Klar. Ausser bei den Reisen. Da blieb man solo.

Mister 100.000 Volt.

Eigentlich der Spitzname von Gilbert Becaud. Aber auch ein treffender für den Roland. Er. Ein Energiebündel und ein besonderer Menschenversteher. Omnipräsent. Überall. Bühnen- und rampenerprobt. Wortgewandt. So präsentierte sich Roland in der Hypo Bank. Als kreativ-praktischer Mitentwickler von neuen Bankprodukten und als einer der Spezialisten für Wertpapiere. Auch wenn es früher leichter gewesen sein soll, dabei kommt auch sein praktisch-analytisches Verständnis für die Materie und die Expertise von Grund auf zu Tage. Und das Hineindenken- und fühlen in das Gegenüber. Aktives! Zuhören und Aufpassen können. Eigenschaften wie Vertrauen aufbauen, und Empathie füreinander entwickeln, werden dabei entdeckt. Überzeugungsarbeit und "Verkaufen" so quasi zum Kinderspiel. Das können sie mir glauben. Das konnte, das kann er. Und ein Frauenversteher der Extraklasse. Egal ob alt, ob jung, der Charme und diese Gabe bleibt auch im Alter lausbubengleich erhalten.

Visionen.

Mitentwickler eben bei Produkten. Legendär: Die "Tirol Anleihe", der "Hypo Kapital Bond". Damals in den 80iger, den 90igern eine Säule im Unternehmen. Und auserwählt, prädestiniert für mehr. Öffentlichkeit. Bühnenpräsenz. Eine verzeihen Sie – richtige "Rampensau". Neben dem Fussballobmann ging es aufwärts, Abteilungsleiter, Geschäftsstellenleiter in der neuen Dependance Seefeld, Bürgermeister von Flaurling – und irgendwie für noch "höhere Weihen" vorgesehen. Der damalige Landeshauptmann und vormalige Hypo Vorstandsdirektor als sanfter Mentor im Hintergrund. Vielleicht ist es dann zu viel geworden. Seiner Familie. Ihm. Alles. Und der erfolgreiche und beliebte Bürgermeister zog seine weitere Kandidatur zurück. Bürgermeister und Geschäftsstellenleiter - beides - damals noch eine unverständliche Unvereinbarkeit. Zumindest im Geldtempel dachten Entscheidungsträger so. Und so wurde schon bald die erfolgsversprechende Karriere zwischendurch irgendwie unterbrochen. Das diese Aufarbeitung und der Schmerz der noch kommen sollte beim Roland später zu einem Zusammenbruch führen mussten, war damals noch nicht klar. Sicher ist: Immer wieder hat er sich mit Hilfe lieber Menschen in seinem Umfeld erholt, langsam ist neuer Lebensmut und die Normalität, die es nach Schicksalsschlägen gibt, zurückgekommen. Heute ist Roland wieder fixer Bestandteil und "perfect elder Experte" im Geldtempel. Als guter "Geist", der viele und den viele kennen, für alle und alles. Auch zum Kaffeekochen und Putztrupp-organisieren nicht zu schade. Apropos schade! Clevere Entscheidungsträger hätten mit dem "Alten" und seinen gesamten Erfahrungsschatz noch mehr für das Unternehmen herausholen und profitieren können. Aber das ist eine andere Facette der Geschichte – kurzum eine Wiederholung der Wiederholung.

"Die Alten lässt man halt erkalten. Überall."

Ausdauer.

"Ich bleibe bis ich 75 bin in der Bank. Die werden mich nicht los!"

hat er schelmisch immer zu mir gesagt. Und bei der erwähnten Durchsetzungskraft des Flaurlingers habe ich das auch noch geglaubt. Denkste! Vor kurzem hat er mir aber gestanden, dass er "kürzer" treten möchte. Altersteilzeit und dann mit Erreichen des geforderten Alters in den "Korridor" zum nächsten Lebensabschnitt wechseln möchte. Mit 62. Ja, ja die Altersweisheit erwischt uns alle irgendwann. Sage ich. Warum schreibt man eine derartige bruchstückhafte Biografie überhaupt auf. Weil der heurige 60. Geburtstag vom Roland auch ein guter Grund dafür ist. Jemand der viel für die gewöhnliche Allgemeinheit, die Natur, den Sport, die Gemeinschaft an sich, das Miteinander getan hat, gehört vor den Vorhang. Jetzt. Heute. Hier. Applaus.

"Und er hat keine schlechten Eigenschaften?",

könnten sie jetzt fragen. Hmh! Na ja. Hie und da ein wenig zu ausdauernd, zu stark pochend für etwas, die Direktkünstler sagen heute dazu "stur", früher sagte man nur "durchsetzungsreich" – und eh! klar heute – im Alter ist diese Eigenschaft auch beim Meister Roland noch ausgeprägter geworden. Aber wer kennt das nicht. Ehrlich! Während die Talente im Alter zu verschwinden drohen, wachsen die Makel lose vor einem her. 

Naturverbunden.

Geimpft mit einem lebenslangem Faible für den Fussball. Dort für die Aussenseiter. 1860. Was war das für ein Spaß, wenn Roland bei den Bayernspielen in der Bundesliga mit dem 1860er Schal auf der Tribüne gesessen und für den Gegner, ganz gleich welcher Verein, gejubelt hat. Nicht selten endete das knapp vor einer Handgreiflichkeit. Klar, inzwischen sind die 60er in den Niederungen des deutschen Fussballs verschwunden. Sein wahre Liebe aber gehört jetzt dem FC St. Pauli. Ein richtiger Fan des Kiezclubs. Hat womöglich alle Devotionalien, kennt die aktuelle Mannschaftsaufstellung genau und weiß auch die viele Internas über den Kultverein. Burgsmüller hin oder her. Apropos St. Pauli. Wir waren einmal mit den "Wawaschln" (8 Männer aus der Bank - 1981 gegründet) in Hamburg und eben auf dem Kiez. In den späten 90igern. Mit dem Reiseführer in der Hand, "die älteste Pizzeria Hamburgs" sollte Ziel des Mittagsessen sein, wir wollen rein, sieben!, Roland verweigert. Stimmt schon, die Pizzeria hat von aussen schmuddelig-abgerissen ausgesehen - aber die Pizza - im Keller war köstlich-herrlich. Roland hat dort - zuerst mussten wir ihn minutenlang  überreden - aus Protest "Salat" bestellt und musste diesen ein Stockwerk höher holen. Eine von vielen Geschichten die als Erinnerung gespeichert sind. Klebefest. Der St. Pauli-Aufkleber auf seinem Auto spricht also Bände. Weiß gar nicht, ob er jemals ein Spiel der Kiezkicker live im Stadion gesehen hat.

"Das wäre ein schönes Geschenk zum 60iger!".

Genau. Da könnten seine noch "lebhaften" Wawasch-Kollegen zusammenlegen, nur so als Idee.
Ich bin dabei.

Ocean Blues.

Das Leben ist eine Hochschaubahn. Irgendwie für jeden von uns. Oder ein Ozean mit Wellenspiel. Mal sanft und wohlig, dann wieder rauh und alles abwerfend.

"Rauf-Runter. Obenauf und dann wieder tief nach unten, hinauf–hinunter. Auf und ab."

Eine beinharte Dramaturgie ohne Rücksicht schreibt halt nur das Leben. So hat es auch den Roland getroffen. Zwei Schicksalsschläge haben ihn in kürzester Zeit – noch – unsichtbar niedergestreckt. Kein Regisseur würde so ein Drehbuch zu schreiben wagen. Irreal. Einfach unfassbar. Der Geist aller Welten hat es inszeniert. Irreal. Unfassbar. Gleiche Stelle. Kurze Zeitspanne dazwischen. Zwei ihm nahe stehende Menschen wählen den Freitod als Ausweg. Roland übernimmt daraufhin viel, vielleicht viel zu viel Verantwortung und die Aufgabe mit den Hinterbliebenen jungen Menschen weiterzumachen. Trotz und gerade mit eigener Frau und den eigenen zwei Kindern. Selber wird er später mühevoll das Unfassbar-Erlebte aufarbeiten. Mit der Hilfe der Medizin und vor allem seiner Gattin. Es dauert lange und danach ist auch vieles anders und neu. Für den Roland und seine Umwelt. Aber geschafft.

Instinktfussfussballer.

Als Mittelstürmer war er gut. Kaltschnäuzig vor dem Tor. Kein Laufwunder, aber bemüht. Genial – zur Stelle, wenn es etwas zu ernten gab. 40 Jahre im Schnelldurchlauf dazwischen abgespielt. Heute wandert er gerne. Lang. Weit. Überall hin. Am liebsten Richtung Flaurlinger Alm. Dort kennt er sich aus. Gut sogar. Blumen, Tiere, Menschen alles was es da so gibt. Lokalkolorit, die Schönheit unserer Heimat – pur. Die beiden Kinder, auch die vom Bruder– erwachsen und im Leben draussen angekommen, die Gattin berufstätig, der Roland selber in bester Vorbereitung auf seinen sicherlich unruhigen Ruhestand. Die schönen Dinge der Natur, wie ein Bund Almrosen bringen sein Herz und das der Beschenkten in Wallung. Ruhiger geworden und reifer, sowieso. Weise: Das Tempo an das Alter angepasst. In der Bank, im Privaten. Beide Kinder sind erwachsen, bestens geraten und mitten im Leben, die Gattin berufstätig, alles bestens. Jetzt fehlt wohl nur noch die Erfüllung eines besonderen, geheimen Traumes. Ich kenne ein paar - von früher. Die Übernahme einer gastronomischen Tätigkeit, so eine Hütte, oder ein Gasthaus oder Sonstiges. Unerfüllbarer Traum? Ja, weil die liebe Gattin wird da nicht mitspielen. Also bleibt für die nächsten Tage, Monate und Jahre die besondere Freiheit rund um die Flaurlinger Gegend umtriebig zu sein, die Vision, dass St. Pauli nicht nur die 2BLiga hält, sondern auch noch aufsteigt und dass die dann nahende freizeitliche Pension ein herzglücklichmachendes Geschenk für den Roland sein wird. Das wünsche ich dem Jubilar. Verdientermassen. Darauf stossen wir an. Demnächst.

PS: Zugegeben, die Gratulationen hier - an dieser Stelle - kommen spät aber sie kommt vom Herzen. Und immer noch zeitgerecht. Denn der Roland ist es leid, seinen Geburtstag immer im Winter zu feiern. Zu kalt für einen, der die Sonne liebt. Im Herzen und am Himmel. Deshalb – und auch wegen dem lästigen Viecherl verlegt er auch seine 60er-Feier kurzerhand in den Sommer. Mag auch nicht alles, was da steht so stimmen, aber das weiß ich gewiss.

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