Frei im Theater: Kafka umírá – Kafka stirbt
Kafka forever

Der sterbende Dichter und seine Angstdämonen: Max Simonischek hat auf Basis von Kafkas Texten dessen letzte Lebensphase zu einem eindrücklichen düsteren Theaterstück verarbeitet. Im Bild zu sehen: Christina Constanze Polzer, Raphael Kübler, Phillip Henry Brehl als Kafka, Sara Nunius, Janine Wegener. | Foto: Birgit Gufler
  • Der sterbende Dichter und seine Angstdämonen: Max Simonischek hat auf Basis von Kafkas Texten dessen letzte Lebensphase zu einem eindrücklichen düsteren Theaterstück verarbeitet. Im Bild zu sehen: Christina Constanze Polzer, Raphael Kübler, Phillip Henry Brehl als Kafka, Sara Nunius, Janine Wegener.
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Für Max Simonischek war Kafka Rettungsanker in einer Sinnkrise am Theater. Und wurde, wie es scheint, zu einer Berufung: Denn mit dem Monolog „Der Bau“ erspielte er sich wie uns eine geradezu beklemmend aktuelle Lesart des kanonisierten Autors. Tatsächlich erinnert der zunehmend vehementer geführte Diskurs über scheinbar alternativlose Sicherheitsvorhaben fatal an die Gedanken- und Fluchtgänge des tierischen Wesens in Kafkas Erzählung.

Düstere Zukunft
Und auch in Simonischeks neuer Theaterarbeit „Kafka umírá – Kafka stirbt“, die er als Regisseur für die Kammerspiele entwickelt hat, sehen wir uns mit einer düsteren Zukunft konfrontiert. Dass die Mäuse und Schakal-Ärzte im Stück wie Kriegsversehrte wirken (Kostüme: Tanja Hofmann) und sich ebenso wie Kafka gelegentlich an Gasmasken hängen, kommt nicht von ungefähr. Sie symbolisieren unser aller Angstdämonen – jene Kafkas wie auch unsere eigenen.

Alles vergeblich
Die Vergeblichkeit allen künstlerischen Tuns und die bittere Erkenntnis, dass wir immer wieder vom Lauf der Zeit überrollt werden, ist auch das bestimmende Thema in Kafkas letztem Text ‚Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse‘, den Simonischek die tierischen Mitspieler:innen sprechen lässt. Seine todbringende Diagnose ereilte Kafka ja tragischerweise in einer Lebensphase, in der er sich erstmals auf eine Beziehung und das Leben einlassen wollte.

Beeindruckend intensiv
So wurde ihm jene Exekutionsmaschine, die er im Text „Die Strafkolonie“ ersann, letztlich doch zum Schicksal (Bühne: Harald Thor). Phillip Henry Brehl spielt das Ringen und Hadern des sterbenden Kafkas jedenfalls mit beeindruckender Intensität, nicht minder einnehmend die Darbietung der trippelnd-triezenden Mäusepartie und die musikalisch-atmosphärischen Inputs von Daniel Freitag.

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