Buchpräsentation und Interview: Die anderen Alpen
Wandern und Staunen in den Alpen

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Wolfgang Heitzmann hat schon zahlreiche Wanderführer geschrieben. Nun präsentiert er am 25. Mai im Innsbrucker Alpenzoo sein neuestes Werk "Die anderen Alpen". (Kompass Verlag) Dieses Buch ist vielleicht für den Rucksack zu groß, aber es lädt zu ausladenden Leseeinheiten ein, lässt staunen und bietet die Möglichkeit, sich über die vielfältige Kultur- und Naturlandschaft der Alpen zu informieren.

Herr Heitzmann, Sie haben in Ihrem Leben zahlreiche Wanderführer geschrieben. Viele Menschen suchen in der Natur Ruhe und Inspiration. Viele Menschen haben Lust, einfach drauflos zu wandern, ganz spontan und ohne Vorbereitung. Warum ist es aber wichtig, auch für Einheimische, sich in Wanderführer zu vertiefen?

Wolfgang Heitzmann: Bei allem Charme von Schnurstracks-Unternehmungen: Wanderführer und Wanderkarten mindestens im Maßstab 1:50.000 bedeuten Sicherheit. Da sehe ich auf einen Blick, welche Anforderungen mich erwarten, wo und wie lange ich unterwegs sein werde, was es zu entdecken gibt und ob ich dabei etwas zu Essen bekomme. Unterwegs lässt mich ein Wanderführer nicht im Stich, sollte die Wegführung einmal unklar oder die Markierung verblasst sein. Die Routenkarten und die zusätzlichen GPS-Tracks geben einen guten Überblick im Gelände; KOMPASS-Wanderführer bieten sogar beigelegte Regionskarten. Schließlich garantieren die praktischen Taschenbücher mit 50 bis 80 Touren viel Abwechslung und neue Entdeckungen – gerade einmal zum Preis eines Wiener Schnitzels.
Nebenbei: Im Gebirge verändert sich vieles sehr rasch. Durch die Auswirkungen der Klimakrise werden immer mehr Wege zerstört, immer öfter kommt es zu Sperren und Routenverlegungen. Daher bringen seriöse Outdoor-Verlage alle zwei, drei Jahre als Neuauflagen ihrer Bücher heraus, die ihre Autorinnen und Autoren sorgfältig aktualisiert haben. Bei Internet-Infos weiß kein Mensch, ob sie jemals korrigiert wurden. Die sind zwar gratis, aber mitunter lebensgefährlich.

Bestimmt haben Sie in Ihrem Leben schon unzählige Wanderungen unternommen. Wie muss man sich Ihre Arbeit bei der Gestaltung eines Wanderführers vorstellen?

Heitzmann: Paradiesisch! Man erlebt die schönsten Landschaften, erklimmt stolze Gipfel und verdient damit auch noch Geld. Allerdings: Faulenzer-Ferien kennen Menschen, die einen Wanderführer verfassen, nur vom Hörensagen. Dafür braucht’s selbst in der Heimat, wo man die attraktivsten Routen auf Tages- und Wochenendtouren erkunden kann, viel Durchhaltevermögen und eine gute Planung über mehrere Jahre. Für Recherchen in entfernten Gebieten muss man pro Band schon um die zehn, zwölf Urlaubswochen investieren. Unterwegs ist man dort Tag für Tag, und das bei (fast) jedem Wetter. Das Verfassen der Texte erfordert ebenfalls viel Freizeit. Nachdem dann das Layout mit Fotos, Karten und Höhenprofilen im Verlag erarbeitet wurde, gehen alle Daten in die Druckerei, aus der die fertigen Bände über Auslieferungszentren in den Buchhandel kommen.
Die Honorare für Wanderführer richten sich meist nach deren Verkaufserfolg. Vom Schreiben und Fotografieren allein kann man nicht leben; ein ordentlicher Zuschuss zum Reisebudget ist aber in den meisten Fällen drin. Lukrativer wird es, wenn man das Layout selbst am Computer gestaltet und Material für andere Buchprojekte, Zeitungsartikel oder Magazin-Beiträge beisteuert. Dieser Nebenerwerb hat sogar zu meinem Hauptberuf als Verlagsredakteur geführt. Auf jeden Fall bringt das Büchermachen Freude und Farbe ins Leben – vom Entdecken verborgener Naturwunder über das unbeschreibliche Gefühl, ein eigenes, frisch gedrucktes Werk in der Hand zu halten, bis zum Zuspruch zufriedener Leserinnen und Leser.

Ihr neues Werk „Die andern Alpen“ beinhaltet über 230 Entdeckungen in unserer Bergwelt. Es vermittelt neben Erkundungungstouren aber auch historisches Wissen. Warum war es Ihnen so wichtig, einen so umfassenden wie differenzierten Band über die Alpen zu schreiben?

Heitzmann: Weil in vielen Wanderführern kaum Platz bleibt für die Frage, warum man eigentlich da und dort hingehen sollte. Seit jeher faszinieren mich die verschiedensten Aspekte der Bergwelt, etwa die Relikte unglaublicher erdgeschichtlicher Vorgänge, die man da und dort noch erkennen und – im Wortsinn – begreifen kann, oder die Kunstwerke der Natur, die wir der Kraft des Gletschereises verdanken. Bald bin ich in die Welt der Saurier, der Steinzeitjäger und der ersten Bergbauern geraten, bin auf römischen Straßen gewandert und habe darüber gerätselt, wo Hannibals Kriegselefanten die Berge überschritten haben. Mein Blick schärfte sich für die Sprachenvielfalt der Alpen, für den Arbeitsalltag oder die Glaubensvorstellungen in alter Zeit. Und für seltsame, oft nicht erklärbare Steinmonumente, denen man nicht nur in exotischen Weltgegenden begegnet, sondern mitunter gleich vor der Haustür. Dem KOMPASS Verlag bin ich sehr dankbar dafür, dass ich mit diesem Band erstmals versuchen konnte, solche alpinen Aha-Erlebnisse am Beispiel konkreter Wandertipps zu vermitteln.

Woher kommt ihre persönliche Faszination für die Bergwelt, wieviel Zeit verbringen Sie mit Wanderungen?

Heitzmann: Mein Interesse an der Natur reicht weit zurück, bis zu Familienwanderungen, ersten Kletterabenteuern und Einsätze beim Gletschervermessen, aber auch bis zu „meinen“ Alpenvereinskindern, die ich nach einer Jugendführer-Ausbildung durchs Gebirge begleitet habe. Ihr spielerischer Zugang zu den Bergen ist mir wohl bis heute ein wenig erhalten geblieben. Dazu kam das Engagement für bedrohte Landschaften, etwa im Gesäuse oder im Reichraminger Hintergebirge, wo ich den Nationalpark Kalkalpen mitbegründen durfte. Über diese Gebiete entstanden auch meine ersten Bücher, denn: Nur was man kennt, das schützt man auch. Aus dem Bergwolf der Jugend ist nun der Bergopa meines Enkels Sebastian geworden. Erfahrungen aus den fast 50 Jahre, die dazwischen liegen, stecken auch in meinem neuen Buch, für das ich dann noch zwei Sommer lang unterwegs war – wie immer mit meiner Lebensgefährtin Renate. Es ist ein unglaubliches Privileg, die Bergwelt mit einem lieben Menschen erleben zu dürfen! Nun, wo ich langsam dem Ruhestand entgegensteuere, wird die Freude am Bergsteigen hoffentlich nicht schwinden. An einer Website über die anderen Alpen werke ich schon ....

Das Interview führte
Gerlinde Tamerl

Tipp:
„Die anderen Alpen“ im Alpenzoo:
Einladung zu einer Buchpräsentation für Neugierige!

Am 25. Mai 2023 stellt Wolfgang Heitzmann seinen neuen Wander-Bildband im Alpenzoo Innsbruck vor. Ab 19 Uhr werden vor dem großen Aquarium im Hans-Psenner-Saal die seltsamsten Orte der Alpen lebendig – mit stimmungsvollen Fotos, erstaunlichen Geschichten und musikalisch begleitet von Jakob Seiwald an der Harfe.

Der Eintritt ist frei. Der KOMPASS Verlag, die Wagner’sche Buchhandlung und der Alpenzoo Innsbruck freuen sich auf Ihr Kommen!

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