Der Untergang des FC Wacker
Enttäuschung, Entrüstung, Ernüchterung

Kein Konzept, keine Antworten. Auch bei der Generalversammlung wird es wohl zu keinen Lösungen kommen. | Foto: Gepa
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  • Kein Konzept, keine Antworten. Auch bei der Generalversammlung wird es wohl zu keinen Lösungen kommen.
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Feste soll man feiern, wie sie fallen: Die SPG Mötz/Silz feiert in der Wiesengassen einen 1:0-Erfolg gegen den SVI und steigt in die Regionalliga Tirol auf, passend zum 50-jährigen Jubiläum der Spielgemeinschaft. Der IAC feiert seine tolle Saison mit einem IAC-Familienfest am ASKÖ-Platz. Die Wacker III-Mannschaft verabschiedet sich mit einem Fest  im Clubhaus 20. Die Wackerfamilie darf den Meistertitel der U16-Mannschaft des FC Wacker Innsbruck feiern. Die Zukunft des Meisterteams steht aber so wie die des gesamten Vereins immer noch in den Sternen und die Wolken über den Verein werden immer dunkler.

INNSBRUCK. Mit dem Spiel SVI gegen SPG Silz/Mötz ist die letzte Entscheidung am grünen Rasen im TFV-Amateurfußball gefallen. Die SPG steigt auch, der SVI spielt künftig in der Hypo Tirol Liga. Dort sollte auch der FC Wacker Innsbruck antreten. Gegen den Beschluß des Präsidiums des TFV hat Wacker Einspruch eingelegt. Und dieses Rechtsmittel will Wacker bis in die höchste Instanz auch nutzen. Für die Vereine in der Regionalliga Tirol und in der Hypo Tirol Liga eine unangenehme Situation. Neben dem großen Umbruch in der Liga mit der Rückkehr zur Regionalliga West und den offenen Fragen Auf- und Abstieg oder Beibehaltung einer Regionalliga Tirol zwischen der RLW und der Hypo Tirol Liga, beschäftigt auch der FC Wacker die Vereine. Sportlich ist die künftige Mannschaft des FC Wacker Innsbruck nicht einzuschätzen. Fragestellungen nach Auswirkungen eines frühzeitigen Rückzugs, möglicherweise auch durch eine Insolvenz des Vereins, stehen im Raum.

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Nicht nur Freude

Auch die Austragung der Spiele gegen den FC Wacker Innsbruck sorgt bei einigen Vereinen für Diskussionen. Die Freude über die Fangruppen des FC Wacker halten sich in Grenzen. Das Thema Sicherheitsauflagen und die enormen Kosten dafür schrecken die Amateurmannschaften sichtlich ab. In einigen Vorständen von Tiroler-Liga-Mannschaften will man die Spiele gegen Wacker als Geisterspiele unter Ausschluß der Öffentlichkeit durchführen. Sogar ein Nichtantreten wurde vereinzelt diskutiert, da die Strafe unter den Kosten für die Sicherheitskräfte liegt. Aus sportlichen Gründen und auch aufgrund der Auswirkungen auf das eigene Image wurde dieser Gedanke nicht weiter verfolgt. Zwar hat man in der Tiroler Fußballfamilie Verständnis für die Damen- und Nachwuchsmannschaften, in Sachen Kampfmannschaft gibt es bei den meisten Ehrenamtlichen nur ein Kopfschütteln über das Vorgehen der Wacker-Verantwortlichen. Sollte Wacker den Spielbetrieb in der Hypo Tirol Liga nicht über die ganze Saison aufrechterhalten können, droht eine Verzerrung des Bewerbs und ein spielfreies Wochenende für eine Mannschaft in der vierthöchsten Liga.

Abschiedsfest

Die sportlich erfolgreiche III Mannschaft des FC Wacker Innsbruck, Mitarbeiter und einige Freunde des Vereins feierten den Saisons Abschluss und ihren Abschied als III-Team in den TFV-Ligen. Die Jungen Tiroler konnten sich in der Bezirks Liga zehn Siege in Folge einfahren und belegten als weitaus jüngstes Team der Liga den 2. Platz, der eigentlich zum Aufstieg gereicht hätte. Zum Abschluss Fest luden die Hausherrn Diren, Ali Zöngler sowie Freunde
des Vereins zum Grillfest ein.

Wacker III beim Abschiedsfest: Von links: Trainer Löffler, in der Bildmitte: Photographin Beate Retzbach die von der Mannschaft mit einem signierten Trikot überrascht wurde. | Foto: Hermann Ladner
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Kein Konzept

Im Finale der U15-Mannschaft knapp gescheitert, den Meistertitel im U16-Bewerb erobert. Der FC Wacker Innsbruck Nachwuchs zeigt zum Saisonende nochmals groß auf. Wie es jedoch mit den erfolgreichen Jungs weiter geht, steht in den Sternen. Bei der Generalversammlung am 29.6. sollte zumindest ein wenig mehr Klarheit im Mittelpunkt stehen. Drei Anträge stehen auf der vorläufigen Tagesordnung: Transparente und vollständige Informationen „über die Tätigkeit und finanzielle Gebarung des Vereins“ gemäß § 9 (8), die „Enthebung des gesamten Vorstands“ gemäß § 14 b) und die Wahl eines Vorstands gemäß § 22 werden als erster Antrag behandelt. Im zweiten Antrag wird eine Änderung der Vereinsstatuten gefordert. Und auch im dritten Antrag stehen Transparenz und Amtsenthebung im Mittelpunkt. Der große Knackpunkt. Die BlockRock GmbH (GR Kevin Radi) ist Kernmitglied des Vereins FC Wacker Innsbruck und hält bei 1.500 Stimmen. Die Machtverhältnisse beim Verein sind klar geregelt.

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Keine Zukunft 

Eigentlich sollte Spieltermine für Testspiele vereinbart, Trainungseinheiten vorbereitet und die Fans über Neuerungen informiert werden. Dazu könnte man auch schon anfragen, ob 2023 ein Testspiel gegen Eintracht oder Atalanta im Tivoli möglich wäre, man hätte ja was zum feiern. Eigentlich, die Realität beim FC Wacker ist ganz anders, bitter und voller Fragen. Konkrete Antworten auf die Zukunft des Vereins gibt es immer noch nicht. Auch ein Mitgliederabend brachte auf die viele Fragen keine konkrekten Antworten. Ein mögliches Engagement des russischen Investor Michail Ponomarew sorgt nicht nur wegen seiner Investorvergangenheit im deutschen Fußball, sondern auch wegen des politischen Umfeldes für Diskussionen unter den Fans. Fix scheint nur, dass es eine Klage des Investors geben soll: Laut Kicker.de hat Mikhail Ponomarev beim Landesgericht Innsbruck gegen die Wacker Innsbruck GmbH eine Klage eingereicht, wie ein Sprecher des Gerichts dem kicker bestätigt. Es scheint noch ein Betrag offen aus dem Überbrückungskredit, den der einstige KFC-Investor zur Verfügung gestellt hatte und der mit seinem Ausscheiden wieder abgelöst werden sollte. Als Klägerin tritt dabei Ponomarevs österreichische Firma "Private Kapital Partners Holding" auf. Das Geld des deutschen Investors Thomas Kienle scheint trotz mehrmaliger Versprechen und einem angeblichen Überweisungsbeleg nicht auf dem Konto der BlockRock GmbH eingetroffen zu sein. Von dort soll es dem FC Wacker zur Verfügung gestellt werden. Dabei sind die vielen rechtlichen Fragen, denen sich derzeit der Insolvenzverwalter Herbert Matzunski widmet, noch nicht einmal zusammengefasst. Über enge Verknüpfung der FC Wacker Innsbruck GmbH (Insolvenzverfahren) und dem Verein FC Wacker Innsbruck (rund 1 Mio. Euro an Außenständen) wurde schon öfters berichtet.

Meisterjubel beim FC Wacker Innsbruck, die U16-Mannschaft holt sich im Finale den Tiroler Titel. | Foto: Tilg
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FC Wacker

Knapp vor dem Ersten Weltkrieg in Zeiten des Kaisers gegründet, zwischen den beiden Weltkriegen einen wechselvolle Geschichte, nach dem Zweiten Weltkrieg eine fixe Größe im österreichischen Fußball. Nicht umsonst widmen sich zahlreiche Bücher der besonderen Geschichte des FC Wacker Innsbruck. Das letzte Kapitel des Traditionsvereins rückt aber unaufhaltsam näher. "Die Hoffnung stirbt zuletzt" oder "Der FC Wacker geht nicht unter, es scheint nur so". Ob Durchhalteparolen oder "alte Weisheiten" wie von Wacker-Obmann Willy Linser. An das Ende des Vereins FC Wacker Innsbruck will man nicht so recht glauben. Das finanzielle Desaster macht aber auch vor dem Verein nicht halt. Die Hoffnungen auf eine Rettung sind nur mehr minimal. Ungläubig verfolgte so mancher die Auslosung im ÖFB-Cup, bei der der Name Wacker Innsbruck nicht auftauchte. Am Ende bleibt: Wo wird gespielt, wer spielt, welche Sponsoren es gibt? Viele Fragen, keine Antworten.

Interessantes Detail zum Abschluß: Das alte FC Tirol Innsbruck-Logo wurde im Mai 2022 als Wortbildmarke beim Patentamt eingetragen. Genutzt werden soll es für Druckereierzeugnisse, Photographien, Büroartikel; Bekleidungsstücke, Schuhwaren, Kopfbedeckungen; Turn- und Sportartikel; Werbung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Unterhaltung, sportliche und kulturelle Aktivitäten und Ausbildung.

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